Waschbären auf Vormarsch: Jäger unter Druck im Schwabenland!
Die Waschbärenpopulation im Rems-Murr-Kreis steigt alarmierend. Jäger berichten über Fänge und den nötigen Artenschutz.

Waschbären auf Vormarsch: Jäger unter Druck im Schwabenland!
In den Morgenstunden macht sich Thomas Müller auf den Weg, um seine Lebendfalle für Waschbären zu überprüfen. Er hat die Falle am „Pass“ aufgestellt, einem beliebten Durchgangsort für die kleineren Räuber. Müllers System ist innovativ: Die Falle funktioniert durch eine Wippe und sendet ihm per SMS eine Nachricht, sobald ein Waschbär gefangen ist. Doch der Jäger hat viel zu tun, denn die Waschbärenpopulation wächst rasant und treibt ein ganzes Bundesland um.
In Baden-Württemberg hat sich die Anzahl erlegter Waschbären enorm erhöht: In der Jagdsaison 2022/2023 wurden bereits 6.322 Tiere geschossen, 2023/2024 waren es sogar 9.174. Am häufigsten werden die Waschbären im Ostalbkreis (2.221), Rems-Murr-Kreis (1.441) und Schwäbisch Hall (1.798) erlegt. „Die genaue Anzahl der Waschbären hier im Land ist unbekannt, die Schätzungen variieren“, berichtet Müller, der auch die Verantwortung des Jägers ernst nimmt. „Ich sehe meine Arbeit sogar als Artenschutz, denn Waschbären bedrohen auch heimische Tierarten.“
Politische Debatten und Schonzeiten
Apropos Verantwortung: Im Zusammenhang mit der stark wachsenden Waschbärenpopulation wird im Landwirtschaftsministerium an einer möglichen Aufhebung der Schonzeit vom 1. Juli bis zum 15. Februar gearbeitet. Viele Jäger unterstützen dies und fordern eine ganzjährige Jagdmöglichkeit, allerdings unter Berücksichtigung des Muttertierschutzes. Wildtierbiologe Norbert Peter hebt hervor, dass eine völlige Ausrottung der Waschbären nicht möglich ist, was die Debatte um den bestmöglichen Umgang mit der invasiven Art zusätzlich anheizt.
Wie sich die Waschbärenpopulation in Deutschland entwickelt, zeigt eine umfassende Erfassung im Auftrag des Deutschen Jagdverbands (DJV). Laut den Daten aus 2023 berichteten 69 Prozent der Jagdreviere von Vorkommen dieser Tiere – ein bemerkenswerter Anstieg von fast 75 Prozent seit 2011. Besonders auffällig ist die Ausbreitung in den Bundesländern Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, wo über 90 Prozent der Reviere Waschbären melden.
Verbreitung und Kontrolle
Doch was hat das mit unserer Region zu tun? Die Waschbären breiten sich auch in Baden-Württemberg aus und verzeichnen dort eine dynamische Bestandsentwicklung. „Von 2011 bis 2023 ging der Anteil der Reviere, die Waschbären melden, von 14 auf 51 Prozent hoch“, erklärte der DJV. Die Beliebtheit von Lebendfallen ist gestiegen, da etwa 40 Prozent der erlegten Waschbären so gefangen wurden. Das Monitoring dieser Tiere ist entscheidend: Waschbären sind nicht nur eine Herausforderung für die Natur, sie können auch erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Schätzungen zeigen, dass invasive Arten wie der Waschbär weltweit die biologische Vielfalt gefährden und enorme Kosten verursachen.
Die Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt hat die Ausbreitungsmuster der Waschbären in Deutschland und Europa detailliert untersucht. Historische Daten belegen, dass Waschbären ursprünglich aus Nordamerika stammen, und seither durch menschliches Handeln hier ansässig wurden. Eine stabile Population hat sich beispielsweise in Nordhessen und Brandenburg etabliert.
Als Müller schließlich seine gefangenen Waschbären zur Tierkörperbeseitigung bringt, bleibt ihm und seinen Kollegen die Verantwortung bewusst: „Es geht darum, ein Gleichgewicht zu schaffen und gleichzeitig den heimischen Arten zu schützen.“ Auf die Frage, wie es um die Waschbärenpopulation stehe, hätte er gerne eine klare Antwort, doch die natürliche Dynamik dieser Tiere ist unberechenbar. Das Problem bleibt entschieden aktuell.