Schlachtung für Kirchenorgel: Peta spricht von Makaberität!

Schlachtung für Kirchenorgel: Peta spricht von Makaberität!
In einer unerwarteten, aber auch kontroversen Aktion plant die Pfarrgemeinde Aufkirchen die Sanierung ihrer Barockorgel, die auf das Jahr 1663 zurückgeht. Die Finanzierung dieser Maßnahme soll durch die Schlachtung von drei Schweinen erfolgen, die seit Mai im Pfarrgarten leben. Die Tiere, die auf die Namen Frederick, Tinkia und Lina hören, sollen im November geschlachtet und teilweise verlost werden. Dabei möchte die Gemeinde rund 3000 Lose verkaufen, die beim Pfarrfest Preise wie „ein paar Knochen“ bis hin zu „der ganzen geschlachteten Sau“ bieten. Die Möglichkeit, durch den Verkauf von Losen einen Teil der Sanierungskosten zu decken, könnte auf den ersten Blick als ein kreativer Ansatz erscheinen, jedoch trifft er auf erheblichen Widerstand.
Die Tierschutzorganisation Peta ist empört über diese Vorgehensweise und hat der Gemeinde sogar den Negativpreis „Speziesismus des Monats“ verliehen. Peta bezeichnet die Aktion als makaber und fordert alternative Finanzierungswege, wie etwa Spendenläufe oder Crowdfunding. Die Organisation anerkennt zwar, dass die Schweine im Pfarrgarten einige ihrer arteigenen Verhaltensweisen ausleben können, sieht jedoch die Schlachtung für die Orgel als völlig inakzeptabel an. Trotz der heftigen Kritik zeigt sich die Pfarrgemeinde entschlossen und begeistert von ihrem Vorhaben, das sie auch als Bildungsprojekt für Kinder im Umgang mit Fleischkonsum betrachtet.
Die Bedeutung von Orgeln im kulturellen Kontext
Die Diskussion um die Barockorgel ist Teil eines größeren Rahmens, der die Kultur und die Tradition des Orgelbaus in Deutschland beleuchtet. Die Orgel, oft als „Königin der Instrumente“ bezeichnet, wurde 2021 von den Deutschen Landesmusikräten zum „Instrument des Jahres“ erklärt. Ihre einzigartige Klangvielfalt und die unterschiedlichen Bauweisen in Deutschland führen zu einem reichen Spektrum an Klangcharakteristiken. Dies wird auch deutlich, wenn man die Orgeln zwischen Nord- und Süddeutschland vergleicht. Alte Orgeln, wie etwa die im ostfriesischen Rysum, haben nicht nur musikalische, sondern auch historische Bedeutung.
Ein Aspekt, der oft übersehen wird, ist der technische Hintergrund des Orgelbaus: Orgeln benötigen einen optimalen Resonanzraum, um ihren vollen Klang entfalten zu können. Die Intonation neuer Orgeln kann Wochen bis Monate in Anspruch nehmen, wobei die Klangbalance und Lautstärke entscheidend für die Spieltechnik sind.
Orgelbau und die UNESCO-Auszeichnung
Orgelbau ist in Deutschland nicht nur ein traditionsreiches Handwerk, sondern wurde auch als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit von der UNESCO anerkannt. Dies wurde 2017 in die Liste des kulturellen Erbes aufgenommen, was den Stellenwert des Orgelbaus und der Orgelmusik unterstreicht. In Deutschland gibt es mittlerweile etwa 400 Orgelbaubetriebe mit rund 2800 Mitarbeitenden, was die hohe Relevanz dieser Kunstform im Land verdeutlicht. Kulturinstitutionen wie die Deutsche UNESCO-Kommission betonen, dass die Anerkennung durch die UNESCO die Begeisterung für Orgelbau und -spiel fördern soll, was wiederum identitätsstiftende Komponenten der nationalen Kultur unterstreicht.
Die Kontroverse um die Pfarrgemeinde Aufkirchen zeigt, dass die Themen Ethik, Kunst und Tradition oft miteinander verknüpft sind und dabei unterschiedliche Meinungen hervorrufen können. Ob die Möglichkeit, die Barockorgel durch den Verkauf von Losen und der Schlachtung der Schweine zu restaurieren, die richtige Entscheidung ist, bleibt fraglich, aber die Diskussion darüber ist in jedem Fall einmalig und wichtig.