Augsburgs neuer Behindertenbeirat: Starke Stimme für Inklusion!

Augsburgs neuer Behindertenbeirat: Starke Stimme für Inklusion!
In Augsburg hat sich der Behindertenbeirat neu konstituiert und ist nun bereit, die Anliegen von rund 40.000 Menschen mit Handicap energisch zu vertreten. Als selbstständige, unabhängige und überparteiliche Interessenvertretung arbeiten die Mitglieder im Ehrenamt und beraten Stadtrat sowie Verwaltung in Fragen der Inklusion. Bei der konstituierenden Sitzung übernahm Claudia Nickl erneut den Vorsitz und wird von einem kompetenten Team unterstützt, das sich auf sechs Fachbereiche konzentriert.
Den Fachbereich Bauen und Wohnen leitet Carmen Sturm, während der Bereich Verkehr und Mobilität von Claudia Nickl selbst betreut wird. Marion Wöhrl ist für Arbeit und Beruf zuständig, während Bernd Schneider in der Kommunikation tätig ist. Nicole Oehler kümmert sich um soziale Dienstleistungen und Hilfen, und Heike Rabas übernimmt die Bereiche Schule, Bildung, Kultur und Sport. Zudem gibt es Verbindungsleute zu anderen Beiräten, darunter der Integrationsbeirat und der Seniorenbeirat.
Ein wichtiger Schritt in der Mobilität
Der Behindertenbeirat spielt eine Schlüsselrolle in der Mobilitätsplanung Augsburgs, wie auch Aktion Mensch berichtet. Alle neuen Planungen werden dem Beirat vorgelegt, was sicherstellt, dass barrierefreie Lösungen von Anfang an berücksichtigt werden. Historisch gesehen ist die Umsetzung der Barrierefreiheit in der Stadt jedoch oft eine Herausforderung. Ein Beispiel verdeutlicht dies: Bei einer Straßenbahnverlängerung entstand ein Spalt, in dem Rollstühle steckenblieben, was die Stadtwerke dazu veranlasste, zeitnah Lösungen mit betroffenen Bürger*innen zu erarbeiten. Der neue Bahnhof wird nun barrierefrei gebaut, um Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Trotz dieser Fortschritte zeigt sich, dass es noch viele Hürden gibt. In der Fußgängerzone wurde ein Blindenleitsystem eingefräst, doch wichtige Kontraste für sehbehinderte Menschen fehlen, und ein entsprechender Antrag zur Verbesserung wurde im Stadtrat abgelehnt. Es zeigt sich, dass auch die erfolgreiche Bürger*innenbeteiligung Strukturen und engagierte Personen im Rathaus erfordert. Dies ist besonders wichtig, da die Stadt Augsburg, als kleinere Gemeinde, die Vernetzung zwischen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren erleichtert.
Inklusion als Menschenrecht
Was uns alle angeht, ist die Inklusion. Aktuell leben in Deutschland etwa 7,9 Millionen Menschen mit schwerer Behinderung, was nahezu 10% der Bevölkerung entspricht. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die von 185 Staaten, einschließlich Deutschland, anerkannt wird, macht deutlich, dass die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein fundamentales Menschenrecht ist. Inklusion ist hier das Hauptprinzip und bedeutet, dass Menschen mit und ohne Behinderungen gleichwertig zusammenleben sollen.
Allerdings bleibt die Realität oft hinter diesen Idealen zurück. Ein Blick auf die Schulen zeigt, dass die Exklusionsquote von Schülern mit Förderbedarf stetig gesunken ist, jedoch die Umsetzung der Inklusion in den Klassenräumen nach wie vor herausfordernd ist. Laut einer Forsa-Umfrage halten über 60% der Lehrkräfte Inklusion für wünschenswert, doch nur knapp 30% glauben, dass sie praktisch umsetzbar ist.
Die Herausforderungen enden nicht in den Schulen; auch der Zugang zu kulturellen Angeboten bleibt vielerorts eingeschränkt. Der Deutsche Kulturrat fordert deshalb mehr Teilhabeempfehlungen für eine inklusive Kultur. Aufgrund geplanter Einsparungen in den Kulturetats bis Ende 2024 könnte die Finanzierung von Inklusionsmaßnahmen weiter gefährdet werden, was die kulturelle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zusätzlich erschwert.
Die nächsten Schritte, um die Situation zu verbessern, sind klar: Im Oktober findet eine ganztägige Klausurtagung des Behindertenbeirats statt, um Schwerpunkte für die kommende Amtszeit zu setzen. In diesem Kontext ist die nächste öffentliche Sitzung des Gesamtbeirats am Donnerstag, 13. November, um 17:30 Uhr im Jakobssaal, Mittlerer Lech 5, ebenfalls von großer Bedeutung.