Ganztagsgarantie in Bayern: Welche Herausforderungen erwarten Schulen?
Ebersberg: Ganztagsgarantie in Bayern startet 2026/27. Herausforderungen für Schulen, Betreuung und Finanzierung im Fokus.

Ganztagsgarantie in Bayern: Welche Herausforderungen erwarten Schulen?
Das bayerische Bildungssystem steuert auf eine grundlegende Veränderung zu. Ab dem Schuljahr 2026/27 tritt die Ganztagsgarantie in Kraft, die für viele Kommunen und Grundschulen eine erhebliche Herausforderung darstellen wird. Das Ziel dieser Initiative ist es, den Bedarf an Ganztagsplätzen stark zu erhöhen – konkret um rund 130.000 zusätzliche Plätze bis zum Schuljahr 2029/30. Diese annonce, die von der Süddeutschen Zeitung berichtet, wird von Bedenken begleitet. Vor allem das Aus des Gebundenen Ganztags (GGTS) wirft Fragen auf.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), äußert ihr Bedauern über diese Entwicklung. Sie war eine treibende Kraft hinter dem Konzept des GGTS, das den Kindern in festen Klassenverbänden durchgängigen Unterricht ermöglicht. Das pädagogische Konzept hat sich bewährt und fördert insbesondere Kinder mit Defiziten sowie deren Persönlichkeitsentwicklung. Kindern wird durch den GGTS nicht nur eine solide kognitive Förderung zuteil, sondern auch die Stärkung sozialer Fähigkeiten kommt nicht zu kurz. Dazu kommt, dass das Angebot eng in Kooperation mit Sportvereinen sowie externen Experten verzahnt ist.
Herausforderungen für Schulen und Kommunen
Die Einführung der Ganztagsgarantie bringt zudem eine Reihe praktischer Fragen mit sich. Es muss sichergestellt werden, dass ausreichend Räume und Betreuungspersonal vorhanden sind, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Auch die Finanzierung bleibt ein heikles Thema: Es gibt bereits Bedenken über eine langsame Abrufung von 461 Millionen Euro an Bundesmitteln, wie eine Anfrage der SPD deutlich machte.
Ein weiteres Problem scheint das veränderte Bild in der Elternschaft zu sein. Immer öfter wird GGTS als Angebot für benachteiligte Kinder wahrgenommen, was die allgemeine Akzeptanz und das Interesse an dieser wichtigen Bildungsform beeinträchtigen könnte. Diese veränderte Haltung könnte sich negativ auf die Stabilität der Übertrittsnoten der Grundschüler auswirken, die trotz aller Herausforderungen bisher recht konstant geblieben sind.
Der gebundene Ganztag im Detail
Der gebundene Ganztag, wie ihn Bayern kennt, ist auf die individuelle Förderung der Schüler ausgerichtet, wobei die Stunden von 8:00 bis 16:00 Uhr durchgehend strukturiert sind. Der Unterricht in Ganztagsklassen stellt sicher, dass die Schüler eine ausgewogene Balance zwischen Pflichtfächern, Übungsphasen und kreativen Angeboten haben. Dazu zählen auch sportliche, musische und künstlerische Aktivitäten, die den Schulalltag vielseitig gestalten und den Kindern Raum für persönliches Wachstum geben.
Die Frage bleibt, ob die Ganztagsgarantie tatsächlich das geforderte Bewusstsein für die Betreuungsbedarfe in Bayern schärfen kann. Kritiker wie Fleischmann äußern Zweifel daran, dass ein einheitliches bildungspolitisches Vorhaben in einem föderalen System ohne adäquate Mittel und klare Konzepte einfach umgesetzt werden kann. Dennoch könnte die Garantiebestrebung vielleicht auch als Chance gesehen werden, um bestehende Missstände anzugehen und die Qualität der Betreuung zu optimieren.
Wie sich die Entwicklungen in den kommenden Jahren entfalten werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass sowohl Kommunen als auch Schulen gefordert sind, aktiv an der Gestaltung der zukünftigen Bildungslandschaft mitzuwirken. Für viele ist noch unklar, worauf sie sich einstellen müssen und wie sie das Beste aus der neuen Situation machen können.