Grafing: Igelretterin unter Druck – Droht der Rauswurf?
Beatrice Tegt kämpft in Grafing um den Schutz verletzter Igel, während die Stadt Grafing mit einer Kündigung droht.

Grafing: Igelretterin unter Druck – Droht der Rauswurf?
Beatrice Tegt aus Grafing hat in den letzten fünf Jahren mit viel Hingabe verletzten Igeln in ihrem Gemeinschaftsgarten ein Zuhause geboten. Diese tierliebe Frau hat Unterschlüpfe, Wasserstellen und Futterplätze eingerichtet, um den kleinen Stacheltieren zu helfen. Leider sieht sich Tegt nun mit massiven Beschwerden konfrontiert. Die Stadt Grafing, ihr Vermieter, verlangt die sofortige Entfernung der Igel-Behausungen, da Nachbarn über Geruch, Hygiene und das Anlocken von Schädlingen wie Ratten und Fliegen klagen. Bürgermeister Christian Bauer hat sogar angedeutet, dass bei Nichtbefolgung eine fristlose Kündigung des Mietverhältnisses droht, was Tegt in große Sorge um ihre Wohnung und die Igel versetzt, insbesondere um zwei trächtige Weibchen, die sie nicht einfach aussetzen kann. „Das bricht mir das Herz“, äußert sie ihre Verzweiflung in den Medien. Sie fühlt sich von der Stadtverwaltung im Stich gelassen und sieht kein Licht am Ende des Tunnels. Bürgermeister Bauer hat jedoch den Vorschlag unterbreitet, die Futterplätze schrittweise auf ein angrenzendes Grundstück zu verlegen, um die Nachbarn zufriedenzustellen.
Doch nicht nur in Grafing leiden die Igel unter widrigen Umständen. Der Europäische Igel wurde im Jahr 2024 von der Weltnaturschutzunion IUCN als „potentiell gefährdet“ eingestuft. Stimmen aus der Schweiz bestätigen, dass Igel dort seit 2022 auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. In vielen europäischen Ländern beobachten Experten einen besorgniserregenden Rückgang der Igelpopulation. Während der Igel in tiefen und mittleren Lagen der Schweiz noch relativ verbreitet ist, ist sein Lebensraum durch landwirtschaftliche Intensivnutzung stark bedroht. Laut einer Langzeitstudie aus Zürich fand eine Abnahme von 40 % des Igelbestands zwischen 1992 und 2018 statt, was alarmierende Ausmaße annimmt.
Die Ursachen für den Rückgang
Die Gründe für den Rückgang der Igel sind vielfältig und oft das Resultat menschlichen Handelns. Baumaßnahmen und der Ausbau von Straßen schränken deren Lebensraum erheblich ein. Jährlich sterben Hunderttausende Igel auf Straßen und in Gärten, was die Lage zusätzlich verschärft. In ländlichen Gebieten sank die Igelpopulation seit dem Jahr 2000 um bis zu 75 %, besonders dramatisch in der östlichen Hälfte Englands. Auch in Deutschland gehen die Zahlen zurück, wie der Naturschutzbund (Nabu) feststellt. Die Merkmale wie der Mangel an Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung in Gärten verstärken das Problem. Auch moderne Geräte wie Mährobotoren stellen eine Bedrohung für die Igel dar.
Aufmerksam machen wollen Organisationen wie die Projekte StadtWildTiere und Wilde Nachbarn, die die Sichtbarkeit und den Schutz von Wildtieren in urbanen Gebieten fördern. Auch die Öffentlichkeit wird aufgefordert, durch die Meldung von Igel-Beobachtungen einen wertvollen Beitrag zum Schutz dieser Tierart zu leisten. In einem Netzwerk aus igelfreundlichen Gärten sehen Experten einen wichtigen Schritt zur Verbesserung des Lebensraums der Igel. So kann eine Gemeinschaft entstehen, die den kleinen Stachelrittern ein sicheres Zuhause bietet.
Während Beatrice Tegt in Grafing um die Zukunft ihrer Igel kämpft, wird zugleich deutlich, dass die Problematik weit über die Grenzen ihres Gartens hinausgeht. Der Schutz der Igel erfordert ein übergreifendes Bewusstsein in der gesamten Gesellschaft. Nur gemeinsam können wir gegen den Rückgang dieser charmanten und nützlichen Tiere ankämpfen.