Lichtkunst für alle: Barrierefreie Führung im Freisinger Diözesanmuseum
Christina Metz leitet eine telefonische Kunstführung im Diözesanmuseum Freising zur Lichtinstallation von James Turrell am 27. Oktober 2025.

Lichtkunst für alle: Barrierefreie Führung im Freisinger Diözesanmuseum
Es gibt spannende Neuigkeiten aus der Kunstszene in Freising, die auch für mehrere Städte in Deutschland von Bedeutung sind. Im Mittelpunkt steht eine telefonische Museumsführung, die speziell für Menschen ohne visuelle Wahrnehmung konzipiert wurde. Heute erreichte uns die Nachricht, dass eine Teilnehmerin, die blind ist, beim Projekt „Bei Anruf Kultur“ anrief und mehr über die beeindruckende Lichtinstallation von James Turrell erfahren wollte. Die erfahrene Stadtführerin und Kunsthistorikerin Christina Metz, die sich für das Projekt angemeldet hat, erklärte begeistert die Installation und wollte den Zuhörenden ein Gefühl für Turrells Kunstwerk vermitteln. Ein hervorragendes Beispiel für barrierefreie Kunstvermittlung!
James Turrells Lichtinstallation trägt den Titel „A CHAPEL FOR LUKE and his scribe Lucius the Cyrene“ und befindet sich in der Hauskapelle des ehemaligen Freisinger Knabenseminars, direkt im Diözesanmuseum. Diese Installation steht in einer architektonischen Verbindung zu einem bedeutenden Kunstwerk im Museum, dem Freisinger Lukasbild, einer byzantinischen Ikone, die die Jungfrau Maria zeigt und nach Überlieferung vom heiligen Lukas selbst gemalt wurde. Christina Metz schilderte, wie Turrells Werk die Grenzen zwischen Licht, Farbe und Raum auflöst und somit die Wahrnehmung des Betrachters in neue Dimensionen führt, während die Teilnehmer der Führung ein Gefühl für diese Transformation entwickeln.
Barrierefreie Kunstvermittlung in Freising
Das Konzept von „Bei Anruf Kultur“ ist ein großer Schritt in der inklusiven Kunstvermittlung. Dieses Projekt bietet niederschwellige telefonische Führungen für Menschen an, die kulturelle Angebote nicht visuell erleben können. Mehr als 100 Kulturinstitutionen in Deutschland beteiligen sich bereits daran, unterstützt durch die Aktion Mensch und die Behörde für Kultur und Medien Hamburg. Diese Initiative hat bereits großen Anklang gefunden: 25 Teilnehmer waren für die letzte Führung angemeldet, darunter Menschen aus Städten wie Berlin, Kiel und Köln.
Die telefonische Führung, die etwa eine Stunde dauert, ist nicht nur informativ, sondern bietet auch ausreichend Zeit für Fragen. Das Diözesanmuseum selbst, das in einem neoklassizistischen Gebäude aus dem Jahr 1870 untergebracht ist, bietet eine faszinierende Kulisse für solche Führungen. Die Kombination aus christlicher Kunst und moderner Lichtinstallation ist eine einmalige Erfahrung, die Menschen unabhängig von ihren visuellen Fähigkeiten zugänglich gemacht wird.
Inklusive Kunstvermittlung in der Praxis
Das Projekt in Freising steht nicht allein da: Ähnliche Initiativen gibt es weltweit, die darauf abzielen, Kunst für Menschen mit Behinderungen zugänglich zu machen. So hat das MoMA in New York bereits seit den 1940er-Jahren Kunstkurse für Menschen mit Einschränkungen etabliert und wurde dafür mit dem Zero Project Award ausgezeichnet. Auch das Manchester Museum hat mit seinem interaktiven Projekt „Haptic Probos“ für blinde Besucher Maßstäbe gesetzt.
Zusätzlich haben sich zahlreiche kulturelle Einrichtungen wie das Kunsthistorische Museum in Österreich ein großes Ziel gesetzt: Die Förderung der Teilnahme blinder Menschen an der Kunstvermittlung. Diese Organisationen erarbeiten taktile Inhalte, die es ermöglichen, Kunst durch Berührung zu erleben. Das Ziel ist klar: Kultur soll für alle zugänglich sein, ohne Einschränkung.
Die nächste telefonische Führung von Christina Metz ist bereits für den 20. Dezember geplant und wird sich auf die italienische Renaissance konzentrieren. Es bleibt spannend zu sehen, wie die Zusammenarbeit zwischen Kunstinstitutionen und Initiativen zur Barrierefreiheit weiter wächst und welche neuen Möglichkeiten sich hierbei ergeben.