Entsetzen unter Exil-Iranern: Merz' Äußerungen verunsichern die Community

Ein Exil-Iraner in Nürnberg äußert Entsetzen über Merz' Äußerungen zu Israel und die Auswirkungen auf die iranische Community.
Ein Exil-Iraner in Nürnberg äußert Entsetzen über Merz' Äußerungen zu Israel und die Auswirkungen auf die iranische Community. (Symbolbild/NAGW)

Entsetzen unter Exil-Iranern: Merz' Äußerungen verunsichern die Community

Nürnberg, Deutschland - In den letzten Tagen hat die iranische Community in Deutschland verstärkt unter den politischen Entwicklungen zu leiden. Besonders die Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz, der Israel als „Drecksarbeit“ für den Westen bezeichnete, haben Wellen geschlagen. Bahman Abedini, ein Exil-Iraner aus Nürnberg, der in den späten 1980er Jahren aus dem Iran floh, äußert sein Entsetzen über diese Aussagen. Abedini erläutert, dass er den Kontakt zu seiner Familie im Iran abgebrochen hat, um sie vor möglichen Repressionen zu schützen, und beschreibt die Angst, die viele Iraner bezüglich ihrer Angehörigen empfinden. Wie br.de berichtet, leidet die iranische Community wie nie zuvor unter dem politischen Druck, den viele ihrer Landsleute in der Heimat erleben.

Die politische Reaktion in Deutschland folgte prompt: Die SPD und die Grünen kritisierten Merz‘ Wortwahl scharf. So bezeichnete SPD-Politiker Adis Ahmetovic die Äußerungen als wenig zielführend, während Luise Amtsberg von den Grünen sie als „zynisch und ignorant“ bezeichnete. Trotz der Kritik verteidigte Merz seine Aussagen und erklärte, dass sie überwiegend auf Zustimmung gestoßen seien. Hierbei wird deutlich, dass die Debatte um den Iran und das israelisch-iranische Verhältnis nicht nur in diesen beiden Ländern selbst, sondern auch auf internationalem Parkett hohe Wellen schlägt.

Militärische Konflikte und strategische Interessen

Der Iran hat vor kurzem militärische Angriffe auf Israel angekündigt, die laut General François Chauvancy als Teil ihrer strategischen Kommunikation dienen sollten. Er wies jedoch darauf hin, dass diese Angriffe trotz ihrer Ernsthaftigkeit keine bedeutenden Erfolge gebracht haben. So konnte Iran mit seinen Angriffen nicht nur seine militärischen Fähigkeiten testen, sondern auch die Anfälligkeit Israels für solche Assaults offenbaren. Dabei wurden, so berichtet mena-researchcenter.org, veraltete Militärtechnologien eingesetzt, was die Frage aufwirft, in welchem Ausmaß der Iran noch eine ernsthafte Bedrohung für Israel darstellen kann.

In der geopolitischen Arena bleibt der Iran trotz seiner regionalen Ambitionen isoliert. Arabische Staaten zeigen zunehmendes Interesse an einer Annäherung an Israel, was die strategische Position des Irans weiter schwächt. Die militärischen Auseinandersetzungen sind nicht ohne Konsequenzen. Israel plant bereits Vergeltungsmaßnahmen, auch wenn dies von Seiten der USA als riskant bewertet wird. Auch die militärischen Operationen im Reden Meer, wo Iran versucht, militärische Ressourcen durch die Houthis zu mobilisieren, zeigen die Komplexität der Situation im Nahen Osten.

Das innenpolitische Bild im Iran

In der Heimat stehen die Iraner jedoch vor ganz anderen Herausforderungen. Laut Informationen von bpb.de hat die wirtschaftliche Situation des Landes sich in den letzten Jahren drastisch verschlechtert. Die Kombination aus internationaler Isolation, Misswirtschaft und Korruption hat die Lebensqualität vieler Iraner stark beeinträchtigt. Statistiken belegen, dass mindestens 30 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben und die Inflation sowie hohe Arbeitslosigkeit den Alltag prägen.

Nach dem Tod von Präsident Raisi und den bevorstehenden Nachwahlen im Juli 2024, zeigen sich laut den Analysen eine historisch niedrige Wahlbeteiligung und ein tiefes Misstrauen in die Fairness des politischen Systems. Reformversprechen des neuen Präsidenten Masoud Peseschkian erwecken zwar Hoffnungen auf Veränderungen, jedoch ist es fraglich, ob sie sich in der Realität umsetzen lassen. So bleibt die iranische Opposition vielfältig, doch der gemeinsame Weg zur Veränderung ist uneinheitlich und von zahlreichen Differenzen geprägt.

Abedini, der im Exil lebt, hofft trotz aller Widrigkeiten auf die Möglichkeit eines freien Iran. Für ihn ist klar, dass der Wandel im Iran von den Iranern selbst kommen muss und nicht durch äußere militärische Interventionen. Wie er es ausdrückt, führt der Weg zur Befreiung der iranischen Bevölkerung nicht über israelische Angriffe, sondern muss eine interne Angelegenheit sein. In stressigen Zeiten widmet er sich dem Restaurieren von Teppichen, um ein Stückchen Ruhe und Gelassenheit zu finden.

Währenddessen bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen im Nahen Osten weiter entfalten und welche Auswirkungen sie auf die iranische Bevölkerung und ihre Diaspora haben werden.

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OrtNürnberg, Deutschland
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