Pavian-Dilemma im Nürnberger Zoo: Tötungen oder Rettung?

Pavian-Dilemma im Nürnberger Zoo: Tötungen oder Rettung?
Nürnberg, Deutschland - Im Nürnberger Tiergarten brodelt es gewaltig, denn das geplante Schicksal der dort lebenden Guinea-Paviane sorgt für reichlich Unruhe. Der Zoo sieht sich gezwungen, die Tierpopulation, die momentan bei 46 Tieren liegt, auf 25 zu reduzieren. Ein Vorhaben, das laut nordbayern.de nicht wie geplant vorangeht, seit ein Umzug der Tiere gescheitert ist.
Die Überfüllung des Geheges führt zu Streitigkeiten unter den Tieren, was nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch zu Verletzungen führt. Dabei ist die Situation alles andere als neu. Seit 1942 halten die Nürnberger den Guinea-Pavian, die im Rahmen eines europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EAZA ex-Situ Programm) leben. Dennoch ist der Bestand der Tiere in der Natur um 20 Prozent gesunken, was ihren Status als potenziell gefährdet untermauert. Daher strebt der Tiergarten an, eine ausreichend große und gesunde Gruppe für zukünftige Auswilderungen zu erhalten. Doch das geplante Artenschutzprogramm hat seine Tücken.
Konfuse Pläne und keine Lösungen in Sicht
Im Februar 2024 wurde das Thema Populationsmanagement der Paviane öffentlich thematisiert. Der Tiergarten bemühte sich um Übernahmeangebote aus verschiedenen Ländern, doch die Ergebnisse sind ernüchternd. Bisher gab es keine konkreten Übernahmen – weder aus Slowenien, wo ein Angebot als ungeeignet abgelehnt wurde, noch aus Indien und Österreich, wo notwendige Informationen zu Haltungsbedingungen fehlen. Selbst einem Angebot des Great Ape Project aus Großbritannien wird wenig Chancen eingeräumt, da es als unzureichend eingestuft wurde. Robert Marc Lehmann, ein bekannter Tierschützer, kritisiert, dass angeblich andere Übernahmeangebote aus vier Ländern vorliegen, die vom Tiergarten ignoriert werden. Dies wird als gezielte Verkomplizierung der Abgabe wahrgenommen, um schließlich Tötungen durchzusetzen, was die Tierschutzorganisationen auf den Plan ruft.
Die Argumentation des Tiergartens ist, dass die Tötungen Teil eines notwendigen Artenschutzes seien. Zoo-Direktor Dag Encke beschreibt die Situation als „menschengemachtes Dilemma“. In sozialen Netzwerken entbrannte eine hitzige Debatte über die ethischen Implikationen dieser Pläne, während Kritiker dem Zoo vorwerfen, nicht genug für die Tiere zu tun und mit Greenwashing zu operieren. Die Tierschutzorganisation Peta und der Deutsche Tierschutzbund haben bereits ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht und drohen mit Strafanzeigen.
Die Herausforderungen des Populationsmanagements
Die Unsicherheiten sind beachtlich. Der Zoo verfolgt festgelegte Vorgaben des Tierschutzgesetzes, um die Population zu reduzieren, und hat eine respektvolle Verwertung der Tierkörper angedacht – auch für Forschungsprojekte. Doch wie viele und welche Tiere letztendlich betroffen sein werden, bleibt unklar. Der Tiergarten betont, dass sie firmenseitig gesetzlich verpflichtet sind, Zusammenarbeit für die Biotopvielfalt zu leisten und Arten zu schützen. Auch die Sterilisation könnte nicht das gewünschte Ergebnis bringen, da die Bevölkerung weiterhin erhalten werden soll.
Die Problematik ist klar: Eine Erweiterung der Paviananlage wurde bereits 2009 durchgeführt, und heute stehen die Verantwortlichen vor einem Berg an unbeantworteten Fragen. Während der Tiergarten händeringend nach Lösungen sucht, ist der Druck von außen enorm. Er bleibt der einzige Zoo in Deutschland, der Guinea-Paviane hält, und mit 278 Tieren in EAZA-Zoos wird das Erhaltungszuchtprogramm immer wichtiger.
Die Herausforderungen bleiben bestehen. Eine Auswilderung ist in Anbetracht der fehlenden Lebensräume nicht möglich, während die Zeit drängt. Man darf gespannt sein, wie die kommenden Wochen verlaufen und ob der Tiergarten eine Lösung findet, die sowohl den Tierschutzstandards gerecht wird als auch die mittelfristige Population der Guinea-Paviane sichern kann.
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Ort | Nürnberg, Deutschland |
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