Infektionen im Pflegeheim: Jeder zweite Bewohner betroffen!

Infektionen in Pflegeheimen betreffen viele Senioren. Neue Studien zeigen hohe Prävalenzen. Verbesserung der Hygiene wichtig.
Infektionen in Pflegeheimen betreffen viele Senioren. Neue Studien zeigen hohe Prävalenzen. Verbesserung der Hygiene wichtig. (Symbolbild/NAGW)

Infektionen im Pflegeheim: Jeder zweite Bewohner betroffen!

Pfaffenhofen an der Ilm, Deutschland - In den letzten Jahren hat sich das Bild der Infektionen in Langzeitpflegeeinrichtungen dramatisch gewandelt. Laut einer aktuellen Zusammenstellung hat jeder zweite Bewohner in einem Pflegeheim jährlich mit mindestens einer Infektion zu kämpfen. Das berichtet Ärzteblatt. Besonders alarmierend sind die hochfrequenten Atemwegsinfektionen, welche nicht nur oft zu Hospitalisierungen führen, sondern auch die Sterblichkeitsrate in diesen Einrichtungen gefährlich erhöhen. Diese Erkenntnisse stammen aus einer europaweiten Umfrage, die im renommierten Fachjournal „Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht wurde.

Europaweit stehen für rund 30 Millionen Senioren in etwa 3,5 Millionen Pflegebetten zur Verfügung. Bis zum Jahr 2050 könnte diese Zahl auf bis zu 40 Millionen ansteigen, was die Dringlichkeit eines effektiven Infektionsmanagements unterstreicht. Ältere Menschen sind aufgrund ihrer physischen Schwäche besonders anfällig für Infektionen – eine Tatsache, die bislang unzureichend gewürdigt wurde. Eine Punkt-Prävalenz von 3,9 % in verschiedenen Studien, ermittelt vom ECDC, verdeutlicht die Verbreitung von nosokomialen Infektionen in solchen Einrichtungen.

Nosokomiale Infektionen auf dem Vormarsch

Was genau sind nosokomiale Infektionen? Dabei handelt es sich um Infektionen, die Patienten während ihres Aufenthalts in medizinischen Einrichtungen erhalten, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert. Um dieser Thematik zu begegnen, hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Nationales Referenzzentrum (NRZ) eingerichtet, welches zentrale Daten zu nosokomialen Infektionen für Krankenhäuser zusammenstellt.

Eine spezielle Erhebung des ECDC in 131 deutschen Langzeitpflegeeinrichtungen hat zwischen 2016 und 2017 stattgefunden. Dabei wurden 10.565 Bewohner untersucht und dokumentiert, wie häufig nosokomiale Infektionen vorkommen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Prävalenz von 1,7 % festgestellt wurde, ein Wert, der im Vergleich zur europäischen Prävalenz von 3,9 % relativ niedrig ist. Die häufigsten Infektionen traten in Form von Harnwegsinfektionen auf, gefolgt von Atemwegs- sowie Haut- und Weichgewebeinfektionen.

  • Häufigste Infektionen:
  • Harnwegsinfektionen (fast 50%)
  • Atemwegsinfektionen
  • Haut- und Weichgewebeinfektionen

Die Sensibilisierung hinsichtlich der Antibiotikaanwendung ist ebenfalls ein wichtiges Thema. In der genannten Erhebung wurde ein hoher Anteil der Bewohner mit Antibiotika behandelt, wobei über 20 % der Verordnungen Fluorchinolone betrafen. Diese Daten weisen auf die Notwendigkeit spezifischer Leitlinien hin, um die Infektionsprävention in der geriatrischen Population zu verbessern.

Die Rolle der Infektionsprävention

Die präventiven Maßnahmen in Langzeitpflegeeinrichtungen spielen eine entscheidende Rolle, insbesondere während der SARS-CoV-2-Pandemie. Es ist unerlässlich, verlässliche Daten zu sammeln und die Antibiotikaanwendung zu überwachen, um die Pflegequalität zu steigern. Laut den Erkenntnissen der Studie sollte die Implementierung von Surveillance-Systemen für nosokomiale Infektionen dazu beitragen, die Risiken zu minimieren und die Gesundheit der Senioren zu schützen.

Die aktuellen Herausforderungen verdeutlichen, dass es an der Zeit ist, den Fokus auf die Gesundheit unserer älteren Mitbürger zu richten. Denn wer sich um die Schwächeren kümmert, zeigt, dass unsere Gesellschaft zusammenhält.

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OrtPfaffenhofen an der Ilm, Deutschland
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