Deutschland rüstet auf: Wendet sich die Bundeswehr zur Supermacht?

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Bundeskanzler Merz kündigt umfassende Rüstungspläne an, um Deutschland zur stärksten konventionellen Armee Europas zu machen.

Bundeskanzler Merz kündigt umfassende Rüstungspläne an, um Deutschland zur stärksten konventionellen Armee Europas zu machen.
Bundeskanzler Merz kündigt umfassende Rüstungspläne an, um Deutschland zur stärksten konventionellen Armee Europas zu machen.

Deutschland rüstet auf: Wendet sich die Bundeswehr zur Supermacht?

Die deutsche Verteidigungspolitik befindet sich im Umbruch. Am 2. November 2025 kündigte Bundeskanzler Friedrich Merz große Veränderungen an, die darauf abzielen, die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas auszubauen. „Wir werden der Bundeswehr alle finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, die sie benötigt“, erklärte Merz in einer Pressekonferenz. Damit plant die Bundesregierung nicht nur eine Reform der Schuldenbremse, sondern auch eine signifikante Erhöhung der Militärausgaben.

Ein zentrales Element dieser Strategie ist die Beschaffung moderner Waffensysteme. Deutschland strebt den Erwerb von 400 Tomahawk Block Vb-Marschflugkörpern an, die gemeinsam etwa 1,15 Milliarden Euro kosten sollen. Diese hochmodernen Marschflugkörper sollen sowohl auf land- als auch auf seegestützte Komponenten verteilt werden. Eine Übergangslösung für die Deutsche Marine bis zum Einsatz des Marschflugkörpers 3SM „Tyrfing“ in den 2030er Jahren wird ebenfalls angedacht. Das Potenzial ist beträchtlich, denn bei maximalem Einsatz könnten zwischen 30 und 50 Tomahawks auf See sein, die auf den Fregatten der Klassen F123 und F124 zum Einsatz kommen könnten.

Aufrüstung in Zeiten von Unsicherheiten

Die Bundeswehr hat über die Jahre hinweg an Substanz verloren. Laut Berichten von BR wurde die Truppe lange auf Verschleiß gefahren. Angesichts der Herausforderungen durch Russland plant die Bundesregierung eine umfassende Modernisierung der Bundeswehr. Fast 100 Großprojekte wurden bereits bewilligt, darunter moderne Luftverteidigungssysteme, neue U-Boote sowie Kampfpanzer im Rahmen der neuen Litauen-Brigade. Verteidigungsminister Boris Pistorius sprach von einem „Quantensprung“ für die Bundeswehr.

Ein gemeinsamer Gesetzentwurf der Wirtschafts- und Verteidigungsministerien soll dafür sorgen, dass Aufträge schneller vergeben werden, insbesondere im Bereich von Sanitätsmaterial und bei Bauaufträgen für Kasernen. Der Gesetzentwurf definiert solche Vorhaben als „wesentliches nationales Sicherheitsinteresse“ und ermöglicht damit Ausnahmen vom europäischen Vergaberecht. Dies könnte dazu führen, dass etwa 8.000 Aufträge schneller bearbeitet werden, sofern die notwendigen Kapazitäten vorhanden sind.

Innovationen und Herausforderungen

Im Rahmen der geplanten Aufrüstung interessiert sich Deutschland auch für neue Technologien. So sind der Erwerb von 600 Taurus-Neo-Marschflugkörpern im Wert von etwa 2,4 Milliarden Euro und der Kauf von 75 AGM-158B/B2 JASSM-ER-Marschflugkörpern bereits in der Pipeline. Diese haben nicht nur eine Reichweite von 1.000 Kilometern, sondern verfügen auch über fortschrittliche Stealth-Eigenschaften. Für Juni 2025 ist zudem eine Bestellung der Joint Strike Missile (JSM) geplant, die über 500 Kilometer Reichweite hat und in den internen Waffenschacht der F-35A passt.

Allerdings gibt es Herausforderungen, insbesondere bei der kurzfristigen Lieferung von neuen Flugkörpersystemen. Viele der modernisierten Systeme werden voraussichtlich nicht vor Anfang der 2030er Jahre einsatzbereit sein. Dies beunruhigt nicht nur die politischen Entscheidungsträger, sondern auch die Industrie, die mit Produktionskapazitäten und Zuverlässigkeit der Lieferanten konfrontiert ist.

Die Pläne zur Kooperation mit dem Vereinigten Königreich zur gemeinsamen Entwicklung einer Langstreckenwaffe sowie das Interesse an einem bodengestützten Marschflugkörper mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern spiegeln den Trend wider, mehr in eigene Verteidigungsfähigkeiten zu investieren. Ein gewisses Unbehagen bleibt angesichts fehlender Initiativen zur Beschaffung kostengünstiger Langstreckenangriffsfähigkeiten, wie etwa Mini-Marschflugkörper oder Langstreckendrohnen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass in Deutschland viel in Bewegung ist – sowohl politisch als auch militärisch. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Umsetzung dieser ehrgeizigen Pläne in der Realität gestalten wird.