Kampf um die Digitalisierung: Landrat warnt vor Rückständen und Widerstand!

Landrat Stefan Kerth reflektiert über seine Amtszeit und die Herausforderungen durch einen IT-Angriff im Landkreis Vorpommern-Rügen.

Landrat Stefan Kerth reflektiert über seine Amtszeit und die Herausforderungen durch einen IT-Angriff im Landkreis Vorpommern-Rügen.
Landrat Stefan Kerth reflektiert über seine Amtszeit und die Herausforderungen durch einen IT-Angriff im Landkreis Vorpommern-Rügen.

Kampf um die Digitalisierung: Landrat warnt vor Rückständen und Widerstand!

Am 8. Mai 2025 reflektiert Stefan Kerth, Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen, über seine siebenjährige Amtszeit und die Herausforderungen, mit denen die Verwaltung konfrontiert ist. In einem kürzlich geführten Interview äußerte Kerth, dass der IT-Angriff auf die Verwaltung zu erheblichen Verlusten in der Bürgernähe und der Serviceorientierung geführt hat. Insbesondere im Bereich von Jagd- und Waffenangelegenheiten verzeichnet die Verwaltung einen Bearbeitungsrückstand von einem Jahr, was auf die weitreichenden Folgen des Angriffs hinweist. Die finanziellen Kosten belaufen sich auf insgesamt 3,1 Millionen Euro, wobei 1,2 Millionen Euro für Forensik und Wiederaufbau und 1,9 Millionen Euro Einnahmeverluste anfallen. Der Prozess zur Behebung dieser Schäden wird voraussichtlich bis 2026 andauern, was die Notwendigkeit einer umfassenden Digitalisierung unterstreicht, um die Verwaltungsdienstleistungen zu verbessern.

Kerth betont, dass die langwierigen Genehmigungsprozesse für einfache Projekte, wie den Bau eines Toilettenhäuschens, dringend reformiert werden müssen. Der Konzepterstellungsprozess für das Toilettenhäuschen sei fast abgeschlossen, doch die bürokratischen Hürden erschweren schnelle Entscheidungen. Um diese Herausforderungen zu meistern, fordert Kerth rechtliche Freiräume, die eine Vereinfachung der Prozesse ermöglichen.

Investitionen in die Zukunft

Ein weiteres zentrales Thema in Kerths Amtszeit ist der Investitionsbedarf in Schulen und die kommunale Infrastruktur, insbesondere im Hinblick auf den geplanten Berufsschulcampus in Stralsund. Der Umbau des Landratsamts ist ebenfalls vorgesehen, um die Mitarbeiter zu bündeln, während die Außenstellen erhalten bleiben sollen. In Bezug auf seine persönliche Zukunft plant Kerth, in seiner aktuellen Position zu verbleiben, mit minimalen Änderungen.

Zu den positiven Entwicklungen zählt Kerth die Einführung kostenloser Busfahrten für Schüler und die Digitalisierung der Schulen. Dennoch sieht er sich in seiner Entscheidung, 2023 aus der SPD auszutreten, bestätigt. Migration beschreibt der Landrat als weiterhin schwieriges Thema und fordert eine Anpassung an die Werte der Gesellschaft, um Integration zu fördern.

Herausforderungen der Digitalisierung und Bürgerbeteiligung

Ein besonders strittiges Thema in Vorpommern-Rügen ist der Ausbau der Windkraft, der auf massiven Widerstand in der Bevölkerung stößt – 85% der Stellungnahmen sind ablehnend. Kerth sieht zudem die Entscheidung zur Abschaltung der Atomkraftwerke kritisch, auch wenn es in der Region kein Kernkraftwerk gibt. In seiner Zukunftsvision für Vorpommern-Rügen betont Kerth die Rolle von Wasserstofftechnologie und der Notwendigkeit, die Region als Innovationslandkreis zu positionieren.

Zusätzlich äußert er Kritik an der Bundespolitik, insbesondere im Zusammenhang mit dem Bahnausbau und dem LNG-Terminal. Diese Fragestellungen sind Teil der grundlegenden Herausforderungen, vor denen die Kommunen stehen, einschließlich der modernen Digitalisierung. Laut Grant Thornton müssen Kommunen veraltete IT-Systeme modernisieren, um effizient agieren zu können. Die größten Hürden dabei sind ein Fachkräftemangel und die Einhaltung von Datenschutz- und Sicherheitsstandards, während Datenschutz und IT-Sicherheit als zentrale Aufgaben priorisiert werden müssen.

Am 11. Mai wird ein neuer Landrat im Landkreis Vorpommern-Rügen gewählt. Sechs Kandidaten, darunter Kerth als Einzelbewerber sowie Vertreter verschiedener Parteien, treten zu dieser Wahl an. Das Ergebnis könnte nicht nur die politische Landschaft, sondern auch die Ausgangslage für die Digitalisierung und die Zukunft der Verwaltung in Vorpommern-Rügen maßgeblich beeinflussen.