Musikschule Wesermarsch kurz vor der Pleite: Landkreis sagt Unterstützung ab!

Musikschule Wesermarsch kurz vor der Pleite: Landkreis sagt Unterstützung ab!
Alarmstimmung an der Musikschule Wesermarsch: Der Vorstandsvorsitzende Klaus Hanke hat die Kreisverwaltung darüber informiert, dass die Musikschule kurz vor der Insolvenz steht. Heute, am 2. Juli 2025, wurde bekannt, dass ein Antrag auf finanzielle Unterstützung im Kreistag abgelehnt wurde. Damit steht die Schule in direkter Gefahr, ihre Türen zu schließen. Der Landkreis plant einen Rückzug aus der finanziellen Unterstützung, um Doppelförderungen zu vermeiden. Dieses Vorgehen wird von Landrat Stephan Siefken damit gerechtfertigt, dass man in den letzten Jahren bereits erhebliche Summen in die Musikschule investiert habe, auch zur Subventionierung des Unterrichts für Erwachsene.
Der konkrete Bedarf für die Abwendung der Insolvenz ist alarmierend: Die Musikschule benötigt bis Ende 2025 eine Übernahme des voraussichtlichen Defizits von 76.730 Euro und müsste auf eine Rückforderung von 40.109 Euro verzichten. Zudem wird ein Zuschuss zwischen 200.000 und 300.000 Euro für das Jahr 2026 gefordert. Momentan besuchen 618 Schülerinnen und Schüler die Einrichtung, deren Vertrag mit dem Landkreis zum Ende des Jahres 2025 mit einer Enthaltung gekündigt wird.
Polarisierende Entscheidungen im Kreistag
Am 31. März hatte der Kreistag beschlossen, der Musikschule in den nächsten drei Jahren jährlich 150.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Diese Gelder sind allerdings an die Bedingung geknüpft, dass sie zweckgebunden für die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen verwendet werden. Um die Kostensteigerungen abfedern zu können, gibt es zudem eine jährliche Erhöhung von fünf Prozent.
Die vorangegangene Kreistagssitzung, die kürzlich im Kreishaus stattfand, befasste sich intensiv mit dieser Thematik. Der Finanzausschuss hatte den Antrag der Musikschule am 17. Juni ohne Diskussion an den Kreisausschuss weitergeleitet, der den Antrag letztendlich ablehnte. Kreistagsabgeordneter Jürgen Janssen von den Grünen äußerte Bedenken bezüglich der hohen Zuschüsse an einen privaten Verein. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Kreistages, darunter die frisch gewählte Dezernentin Sindy Nestler, wird nun ein neuer Vertrag mit der Musikschule ausgehandelt.
Ein Blick über den Tellerrand
Solche Herausforderungen sind nicht nur in der Wesermarsch zu finden. In ganz Deutschland sind Musikschulen mit einem ähnlichen Schicksal konfrontiert. Ein Urteil des Bundessozialgerichts zwingt viele Musikschulen dazu, Honorarkräfte fest anzustellen, wodurch finanzielle Belastungen entstehen. So stehen beispielsweise in Hessen und Leipzig viele öffentliche Musikschulen vor der Herausforderung, erhöhte Kosten durch Sozialversicherungsbeiträge zu stemmen, was die Gebühren für die Schüler möglicherweise steigen lassen könnte. Private Schulen sind dabei besonders betroffen, da sie keine öffentlichen Zuschüsse erhalten und sich so drastisch steigende Gebühren leider nicht umgehen lassen.
Angesichts dieser Entwicklungen benötigen Musikschulen dringend Unterstützung und klare Regelungen von der Bundespolitik. Der Verband der Volkshochschulen fordert schon lange mehr Rechtssicherheit, um die finanzielle Stabilität von Musikschulen zu gewährleisten. Nur so kann das wertvolle kulturelle Angebot erhalten bleiben und Jugendlichen weiterhin der Zugang zur Musikbildung ermöglicht werden. Die Gespräche zwischen dem Verein und der Kreisverwaltung sind bislang gescheitert, da der Vorstand keine Zeit für Vermittlungsversuche hatte. Ein Umdenken ist gefragt, damit in Zukunft keine weiteren Musikschulen von einer Insolvenz bedroht werden.