Razzia in Ostfriesland: Polizei greift gegen Clankriminalität durch!
Wittmund, 5.12.2025: Razzia gegen Clankriminalität in Ostfriesland – Polizei diskutiert Definition und gesellschaftliche Auswirkungen.

Razzia in Ostfriesland: Polizei greift gegen Clankriminalität durch!
In den letzten Jahren beschäftigt die sogenannte Clankriminalität die Sicherheitsbehörden in Deutschland zunehmend. Besonders in Niedersachsen steht das Thema aufgrund regelmäßiger Meldungen der Polizei im Fokus. Eine klare Definition kommt vom niedersächsischen Innenministerium: Ein Clan sei eine durch verwandtschaftliche Bindungen und gemeinsame ethnische Herkunft verbundene kriminelle Gruppe. Doch diese Definition ist nicht unumstritten. Der Ermittler Thomas Müller von der Polizei Bremen kritisiert sie scharf, da sie Menschen allein aufgrund von Familienstrukturen und Nachnamen in eine potenziell kriminelle Schublade steckt. Dies könnte das Bild der Polizei und Gesellschaft negativ beeinflussen. Müller schlägt vor, stattdessen Begriffe wie „organisierte Kriminalität“ oder „kriminelle Bande“ zu verwenden, um eine Stigmatisierung zu vermeiden und einem differenzierteren Ansatz Raum zu geben.
Im Zuge dieser Diskussion rücken auch die Razzien der Polizei in den Fokus. So fanden kürzlich umfassende Einsätze in Ostfriesland statt, die gezielt gegen Clankriminalität und deren Verstrickungen in das lokale Nachtleben gerichtet waren. Diese Razzien zeugen von der Entschlossenheit der Sicherheitsbehörden, gegen die Gefahren, die durch Clans entstehen, vorzugehen. Innenminister Herbert Reul aus Nordrhein-Westfalen bezeichnete die Clankriminalität als eine ernsthafte Bedrohung für die gesellschaftliche Ordnung und verweist auf die Gewalt, die oftmals aus diesen Strukturen resultiert. Massenschlägereien, Juwelendiebstähle und Raubüberfälle sind nur einige Beispiele, wie sich diese kriminelle Energie entlädt, und das zwingt die Polizei zu intensiven Ermittlungen.
Die Zahlen und der gesellschaftliche Kontext
Die Zahlen zu Clankriminalität geben einen eindringlichen Einblick in die Lage. In Berlin wurden im Jahr 2023 über 1.000 Straftaten im Zusammenhang mit Clans registriert. Das mag zunächst wenig erscheinen, stellt jedoch rund 0,2 % aller Straftaten dar. In Nordrhein-Westfalen zeigt sich ein alarmierender Trend: Die Polizei zählte 2023 etwa 7.000 Straftaten durch Clans, ein Anstieg von 7 % gegenüber dem Vorjahr. Um diesen Strukturen Herr zu werden, gibt es in Nordrhein-Westfalen mittlerweile eine Liste mit 118 Nachnamen, die verdächtigen Clanfamilien zugeordnet werden. Diese Vorgehensweise ruft jedoch Kritiker auf den Plan, die rassistische Stereotype fürchten und eine Abschaffung des Begriffs „Clan“ fordern. Viele der geschätzten 35.000 bis 50.000 Personen, die aus diesen Familien stammen, sind selbstverständlich nicht kriminell.
Zusätzlich wird die Polizeikategorie Clankriminalität als problematisch angesehen, da sie dazu führt, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft stigmatisiert werden. Kritiker warnen vor der Gefahr, dass solche Bezeichnungen zu weitreichenden gesellschaftlichen Vorurteilen führen können. Der BKA’s Ansatz, Clans als informelle soziale Organisationen mit hierarchischen Strukturen zu definieren, trägt zwar zur Klarstellung bei, bedeutet aber auch, dass die Kriminalität organisiert und systematisch erkannt werden muss.
Die Sicherheitsbehörden müssen sicherlich einen Weg finden, um dem Bedürfnis nach Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung gerecht zu werden. Im Rahmen einer Null-Toleranz-Politik in Nordrhein-Westfalen reduzierte sich die Zahl der Tumultlagen beispielsweise von 179 im Jahr 2018 auf nur 37 im Jahr 2022. Das zeigt, dass taktisches Vorgehen gegen diese kriminellen Strukturen Schritte in die richtige Richtung unternehmen kann, doch der Weg ist lang und nicht ohne Stolpersteine.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Thema Clankriminalität eine vielschichtige Herausforderung darstellt. Mit einer differenzierten Betrachtungsweise und einem klaren Handlungsansatz könnte es gelingen, sowohl den Sicherheitsbedenken der Bevölkerung gerecht zu werden als auch gesellschaftliche Stigmatisierungen zu vermeiden. Die Auseinandersetzung um Definitionen wird in den kommenden Jahren sicherlich weiterhin ein heiß diskutiertes Thema bleiben, während die Sicherheitsbehörden versuchen, ihre Strategien zu optimieren und ihre Einsätze an die Realität anzupassen.
Für mehr Informationen über die laufenden Ermittlungen und die gesellschaftlichen Hintergründe können Sie die Berichterstattung auf NDR hier und Deutschlandfunk hier nachlesen.