Narkose-Skandal: Angeklagter Pfleger behauptet, nur helfen zu wollen

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Ein aktueller Prozess in Aachen beleuchtet tödliche Vorfälle nach Narkosen. Experten fordern härtere Standards im Gesundheitswesen.

Ein aktueller Prozess in Aachen beleuchtet tödliche Vorfälle nach Narkosen. Experten fordern härtere Standards im Gesundheitswesen.
Ein aktueller Prozess in Aachen beleuchtet tödliche Vorfälle nach Narkosen. Experten fordern härtere Standards im Gesundheitswesen.

Narkose-Skandal: Angeklagter Pfleger behauptet, nur helfen zu wollen

In einem aufsehenerregenden Prozess am Rhein-Maas-Klinikum in Würselen hat die Verteidigung des angeklagten Pflegepersonals betont, dass dieser niemals die Absicht hatte, seinen Patienten zu schaden oder sie gar zu töten. Wie WDR berichtet, zweifelt die Verteidigung an der Tatsache, dass Patienten tatsächlich an den verabreichten Überdosen gestorben sind, da alle Betroffenen bereits an schweren Herz- oder Krebserkrankungen litten. Schließlich wird von der Verteidigerin argumentiert, dass nicht eindeutig geklärt sei, ob die verabreichten Spritzen oder die bestehenden Erkrankungen der Grund für die Todesfälle waren.

Der Angeklagte, der in seinem letzten Wort erklärte, er habe niemandem schaden wollen und glaubte, den Patienten mit dem Narkosemittel zu helfen, äußerte, dass Schlaf die beste Medizin sei. Er war sich keinesfalls bewusst, dass das verabreichte Narkosemittel für die bereits stark geschwächten Patienten gefährlich sein könnte. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens droht dem Angeklagten ein weiterer Prozess, da die Staatsanwaltschaft weiterhin in Bezug auf eine Reihe von Todesfällen während des Verfahrens ermittelt.

Übergriffe in der Anästhesie

Doch das ist noch nicht alles: In den letzten zehn Jahren sind in Arztpraxen nach Vollnarkosen insgesamt 21 Patienten gestorben, unter anderem aufgrund ignorierter ärztlicher Standards. So entstand in einem erschreckenden Fall ein Herzstillstand bei einer sechsjährigen Sophia, die nach einer Zahnarzt-Narkose verstarb. Ihre Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen den Narkosearzt, der nicht angeklagt wurde, während die Staatsanwaltschaft bereits seit fünf Jahren ermittelt, wie Tagesschau aufdeckt.

Die Berichte zeigen, dass auch bei anderen Fällen wie dem der 63-jährigen Ute Z. gravierende Missstände zu Tage kamen. Sie starb ebenfalls nach einer Vollnarkose, und ein Narkosearzt wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Man stellte fest, dass er die Mindestanforderungen an Narkoseärzte erheblich missachtet hatte. Experten äußern sich besorgt, da es an maschineller Beatmung mangelte und grundlegende Standards wie geschultes Personal sowie Überwachungsgeräte oft ignoriert wurden.

Ein Aufruf zur Veränderung

Die Anästhesiologischen Fachgesellschaften fordern nun verbindliche Mindeststandards für Narkosen, da die bisherige Situation als nicht tragbar angesehen wird. Richter Tim Neelmeier sieht wirtschaftliche Motive hinter den weit verbreiteten Standardunterschreitungen und macht deutlich, dass Ärzte nur für die Durchführung von Narkosen bezahlt werden, jedoch nicht für die Qualität dieser Eingriffe. Auch das Bundesgesundheitsministerium sieht aktuell keinen Handlungsbedarf, obwohl in Großbritannien Vollnarkosen in Zahnarztpraxen seit 25 Jahren verboten sind.

Wohin das führen wird, bleibt abzuwarten, doch klar ist: Die Forderung nach höheren Standards und besseren Kontrollen wird lauter. Es bleibt zu hoffen, dass die schrecklichen Fälle in den Arztpraxen nicht umsonst waren und endlich Veränderungen in der Anästhesie-Praxis angestoßen werden.