Sudan: UN warnt vor humanitärer Katastrophe inmitten brutaler Gewalt

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UN-Vertreter Sheldon Yett vergleicht die humanitäre Krise im Sudan mit dem Ruanda-Genozid. Die Gewalt eskaliert weiter.

UN-Vertreter Sheldon Yett vergleicht die humanitäre Krise im Sudan mit dem Ruanda-Genozid. Die Gewalt eskaliert weiter.
UN-Vertreter Sheldon Yett vergleicht die humanitäre Krise im Sudan mit dem Ruanda-Genozid. Die Gewalt eskaliert weiter.

Sudan: UN warnt vor humanitärer Katastrophe inmitten brutaler Gewalt

Die Situation im Sudan wird dramatisch und hat mittlerweile eine humanitäre Krise erreicht, die weltweit ihresgleichen sucht. Sheldon Yett, der Sudan-Gesandte des UN-Kinderhilfswerks Unicef, zieht einen beunruhigenden Vergleich und sieht Parallelen zum Genozid in Ruanda in den 1990er Jahren. Der borkenerzeitung.de zufolge, erleben ethnische Gruppen im Sudan gezielte Gewalttaten, die sich in Morden, Erpressungen und Vergewaltigungen äußern. Diese Gräueltaten zwingen viele Menschen dazu, hohe Summen zu zahlen, um aus den Kriegsgebieten zu fliehen.

Seit mehr als zwei Jahren wütet im Sudan ein brutaler Konflikt zwischen dem Militär und der Miliz Rapid Support Forces (RSF). Schätzungen belaufen sich auf über 150.000 Todesopfer, und die aktuelle Lage wird als die größte humanitäre Katastrophe der Welt angesehen. Yett beschreibt einen völligen Zusammenbruch jeglicher Ordnung, während die Gewalt im November 2023 eskalierte, als die RSF die Großstadt Al-Faschir einnahm. Der Zugang zu humanitärer Hilfe bleibt in Al-Faschir weiterhin stark eingeschränkt, da Hilfslieferungen regelmäßig durch Beschuss gefährdet sind.

Die Lage vor Ort

In Al-Faschir sind rund 260.000 Menschen in einer ausweglosen Situation gefangen. Sie leben unter katastrophalen Bedingungen, ernähren sich von Gras und Tierfutter, und viele leiden an Hunger oder sterben an Mangel an Medikamenten. UNICEF ist eine der wenigen Organisationen, die derzeit noch Unterstützung vor Ort leisten kann, doch deren Aktivitäten werden immer wieder durch die sich zuspitzende Gewalt behindert.

Der Sudan selbst, offiziell als die Republik Sudan bekannt, ist in Nordostafrika angesiedelt und hat eine Bevölkerung von etwa 50 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Khartoum ist das Zentrum der politischen Aktivitäten, während das Land für seine reiche historische und kulturelle Vielfalt bekannt ist, die bis zu den alten Königreichen von Kush und Nubien zurückreicht. Doch die letzten Jahrzehnte waren geprägt von Konflikten und Instabilität, die ihren Höhepunkt im aktuellen Bürgerkrieg fanden, der im April 2023 infolge eines Machtkampfs zwischen den Streitkräften und den RSF ausbrach.

Der Weg zur Krise

Die angespannten Verhältnisse im Sudan sind das Ergebnis zahlreicher Turbulenzen, die mit dem Sturz von Präsident Omar al-Bashir im Jahr 2019 begannen. Ein ursprünglich gemeinschaftlich geführtes Militär- und Zivilregime konnte sich nicht lange halten und wurde infolge eines Militärputsches im Oktober 2021 unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan und General Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt als „Hemedti“, abgesetzt. Der Konflikt wurde zusätzlich angeheizt durch die Integration der RSF in das reguläre Militär sowie durch den andauernden Streit über zivile Regierungsführung.

Die RSF, die ursprünglich aus der berüchtigten Janjaweed-Miliz hervorgegangen sind, kontrollieren mittlerweile große Teile von Darfur und sind für schwerste Vergehen gegen die dortige Bevölkerung verantwortlich. Amerikanische Behörden haben die RSF als Täter von Völkermord identifiziert und Sanktionen gegen die Köpfe ihrer Führung verhängt. Trotz internationaler Bemühungen und gescheiterter Friedensgespräche bleibt die humanitäre Lage extrem angespannt, mit Millionen von Menschen, die an akuter Nahrungsmittelunsicherheit leiden.

Aktuell ist der Sudan ein Testfeld für moderne Kriegsführung, und der Zusammenbruch jeglicher Ordnung macht die Situation für die Zivilbevölkerung unerträglich. Ohne sofortige und nachhaltige Lösungsansätze könnten wir in den kommenden Monaten von weiteren dramatischen Entwicklungen hören.