Prostituierten-Anmeldungen in Hamm halbiert: Was steckt dahinter?

Prostituierten-Anmeldungen in Hamm halbiert: Was steckt dahinter?
In Hamm ist es ein besorgniserregender Trend zu verzeichnen: Im Jahr 2024 sank die Zahl der angemeldeten Prostituierten von 91 auf nur 48. Diese alarmierenden Daten stammen von Information und Technik NRW, dem Statistischen Landesamt. Die Beratungsstelle „Tamar“ in Soest, vertreten durch Jolante Schmidt, hebt hervor, dass viele Frauen nach Corona ohne Anmeldung arbeiten. Was steckt hinter diesem Rückgang?
Die Gründe für die abnehmenden Zahlen bleiben vage. Mangelnde staatliche Unterstützung während der Corona-Pandemie und tief verwurzelte Vorurteile in den Verwaltungen könnten maßgebliche Faktoren sein. Frauen, die im Sexgewerbe tätig sind, berichten von Schwierigkeiten, Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Der bürokratische Aufwand während der Anmeldung und Besteuerung ist für viele ein zusätzliches Hindernis. Die Besteuerung von Sexarbeit nach dem komplizierten Düsseldorfer Verfahren trägt zur Unsicherheit bei.
Steigende Zahlen in Nordrhein-Westfalen
Im Kontrast zu den rückläufigen Zahlen in Hamm steht der landesweite Trend in Nordrhein-Westfalen. Hier ist die Zahl der angemeldeten Prostituierten von 8159 im Jahr 2023 auf 8390 im Jahr 2024 gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg von 231 Personen oder 2,8 %. Währenddessen zeigt sich ein besorgniserregender Vergleich: Die aktuelle Zahl liegt dennoch 11,4 % niedriger als 2019, als es noch etwa 9472 angemeldete Prostituierte gab.
- Ende 2024 hatten 41,6 % der in NRW gemeldeten Prostituierten die rumänische Staatsangehörigkeit.
- 18,2 % waren Deutsche, 11,7 % Bulgaren, 5,6 % Spanier und 4,4 % Polen.
Die Tatsache, dass es in Hamm keine Abmeldepflicht für Prostituierte gibt und dass die Anmeldungen für über 21-Jährige für zwei Jahre gültig sind, während sie für unter 21-Jährige nur ein Jahr gelten, könnte sich ebenfalls auf die gemeldeten Zahlen auswirken. Der Rückgang der Anmeldungen könnte Nutzerinnen dazu bewegen, ihre Tätigkeit im Verborgenen durchzuführen, wodurch die Zahl weiter sinkt.
Die Realität der Sexarbeit
Prostitution, oft als „die älteste Profession der Welt“ bezeichnet, umfasst sexuelle Aktivitäten gegen Bezahlung und wird in verschiedenen Formen praktiziert. Die rechtlichen Rahmenbedingungen um die Prostitution sind weltweit sehr unterschiedlich, von komplett illegal bis hin zu regulierten Berufen, was sich unmittelbar auf die Sicherheit und Gesundheit der Sexarbeiter:innen auswirkt. Aktivisten plädieren oft für die Bezeichnung „Sexarbeitskraft“, um das gesellschaftliche Stigma zu verringern. Tatsächlich sind die Herausforderungen, mit denen diese Frauen konfrontiert sind, vielschichtig und reichen von gesellschaftlicher Diskriminierung bis hin zu den Risiken von Menschenhandel und ausbeuterischer Praktiken.
Die Corona-Pandemie hat die Situation im Sexgewerbe zusätzlich erschwert. Die rückläufigen Zahlen in Hamm sind ein Indiz dafür, dass viele Frauen von den veränderten Rahmenbedingungen stark betroffen sind und möglicherweise nicht mehr bereit sind, ihre Tätigkeit offiziell anzumelden. Es bleibt zu hoffen, dass die lokale Politik und die Beratungsstellen hier aktiv werden und Unterstützung anbieten, um diesen Frauen wieder ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen.