Führung zur Geschichte der LVR-Klinik Viersen: Licht und Schatten erleben!
Führung zur Geschichte der LVR-Klinik Viersen am 9. September 2025. Thema: Licht und Schatten der psychiatrischen Anstalten.

Führung zur Geschichte der LVR-Klinik Viersen: Licht und Schatten erleben!
In der kommenden Woche wird die LVR-Klinik Viersen eine besondere Führung zur Geschichte ihrer Einrichtungen anbieten. Am Mittwoch, dem 9. September, geht es um 18 Uhr vor dem Gebäude der Hauptverwaltung, Johannisstraße 70, in Viersen los. Unter dem Motto „Licht und Schatten“ wird Beatrix Wolters, eine engagierte Mitarbeiterin des Marketing-Teams, die Besucher durch die Geschichte der ehemaligen Provinzial Heil- und Pflegeanstalt Johannistal führen, die die Wurzeln der heutigen Klinik bildet. Diese Anstalt wurde 1897 von der Provinzialverwaltung gegründet.
Die Führung wird nicht nur eine Zeitreise durch die Geschichte der Klinik ermöglichen, sondern auch schwere Themen ansprechen. Die Teilnehmer werden erfahreren, wie die Klinik von den Auswirkungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie der Weltwirtschaftskrise betroffen war. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Zeit des Nationalsozialismus gelegt, der nicht nur die Geschichte des Landes, sondern auch das Leben vieler Patienten in psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland prägt.
Die dunkle Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus
Im Rahmen der Führung werden auch die düsteren Kapitel der „Aktion T4“ behandelt. Diese systematische Mordaktion begann 1939 und forderte das Leben von über 70.000 psychisch kranken und geistig behinderten Menschen. Ein wichtiges Datum ist der Oktober 1939, als Adolf Hitler den Auftrag zur Tötung von „lebensunwertem Leben“ erteilte. Fast 24.000 Menschen lebten damals im Rheinland in psychiatrischen Einrichtungen, Unmengen von ihnen wurden im Rahmen von staatlichen Programmen getötet oder litten unter unmenschlichen Bedingungen.
Auch an der Heil- und Pflegeanstalt Johannistal, die während des Nationalsozialismus aktiv war, wurden über 1.100 Menschen Opfer des Terrors. Darunter waren fast 100 behinderte Kinder, die auf tragische Weise durch Schlafmittel getötet wurden. Diese furchtbaren Umstände verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Informationen über die nationalsozialistische Vergangenheit der klinischen Einrichtungen sind in einer Broschüre erhältlich, die nach der Führung verteilt wird.
Aufarbeitung der Vergangenheit
Die LVR-Klinik Viersen und der Landschaftsverband Rheinland (LVR) übernehmen Verantwortung für die eigene Geschichte und die Verbrechen während der NS-Zeit. Seit den 1980er Jahren hat sich der LVR intensiv mit der Aufarbeitung dieser Vergehen befasst. Viele der an den Verbrechen beteiligten Ärzte wurden nach dem Krieg nicht zur Rechenschaft gezogen, was immer noch Fragen zur Verantwortung aufwirft.
Insgesamt erübrigt sich ein vorheriges Anmelden für die Führung. Jeder Interessierte ist herzlich eingeladen, teilzunehmen und sich mit den Licht- und Schattenseiten der Klinik-Geschichte auseinanderzusetzen.
Ein Aufruf zur Bereitschaft, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, ist ebenso notwendig wie die gängigen Denkanstöße über die Gegenwart. Veranstaltungen wie diese bieten die Chance, Wissen zu erlangen und ein Bewusstsein für die gesellschaftlichen Herausforderungen zu entwickeln.
Für mehr Informationen zu dieser bedeutenden Veranstaltung steht die Webseite der LVR zur Verfügung: lokalklick.eu, sowie tiefergehende Einblicke in die Geschichte unter lvr.de und dgppn.de.