Prozessbeginn gegen Weihnachtsmarkt-Todesfahrer: Gerechtigkeit für 6?

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Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen beginnt am 10.11.2025 wegen Anschlags auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit sechs Toten.

Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen beginnt am 10.11.2025 wegen Anschlags auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit sechs Toten.
Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen beginnt am 10.11.2025 wegen Anschlags auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg mit sechs Toten.

Prozessbeginn gegen Weihnachtsmarkt-Todesfahrer: Gerechtigkeit für 6?

Am 10. November 2025 beginnt in Magdeburg ein aufsehenerregender Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen. Der 51-Jährige wird beschuldigt, am 20. Dezember 2024 einen verheerenden Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg verübt zu haben, bei dem sechs Menschen ihr Leben verloren und über 300 weitere verletzt oder traumatisiert wurden. Ins Visier des Gerichts gerät das Geschehen, das als eines der größten Verfahren in der deutschen Nachkriegsgeschichte gilt. Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene haben sich als Nebenkläger dem Prozess angeschlossen, sie werden von etwa 40 Anwälten vertreten. Laut Radio Köln zeugt dies von der enormen Tragweite des Vorfalls, der zahlreiche Menschen in Deutschland und sogar international betroffen hat.

Die schrecklichen Ereignisse entfalteten sich rasch, als al-Abdulmohsen mit einem 340 PS starken Mietwagen über den Weihnachtsmarkt fuhr. In weniger als einer Minute und bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 km/h durchbrach er die Sicherheitsvorkehrungen, indem er zwischen einer Fußgängerampel und einer Betonblocksperre auf den Platz gelangte. Dies wird im Prozess thematisiert werden, da fehlerhaft positionierte Betonblöcke und ungesicherte Lücken im Rahmen einer parlamentarischen Untersuchung beleuchtet werden sollen. Trotz der grausamen Taten waren der Täter zur Zeit des Anschlags nicht alkohol- oder drogeneinfluss, wie Spiegel berichtet.

Das Gerichtsverfahren

Der Prozess findet am Landgericht Magdeburg statt und wird bis zum 12. März 2026 angesetzt – zunächst mit knapp 50 Verhandlungstagen. Verhandelt wird zwei bis drei Tage pro Woche, mit einer Pause zu Jahreswechsel. Um den zahlreichen Betroffenen die Teilnahme zu ermöglichen, wurde ein spezielles Interims-Gerichtsgebäude errichtet. Dieses hat einen Verhandlungssaal von 65 x 30 Metern, der Platz für etwa 450 Nebenkläger sowie 200 Zuschauer und Medienvertreter bietet. Die Kosten für die Miete des Gebäudes werden im mittleren einstelligen Millionenbereich erwartet.

Der Angeklagte, Taleb al-Abdulmohsen, stammt aus Saudi-Arabien und war als Arzt im Maßregelvollzug tätig. Er kam 2006 nach Deutschland, um eine Facharztausbildung zu absolvieren, und erhielt 2016 Asyl als politisch Verfolgter. Seine Taten haben nicht nur eine lokale, sondern auch eine nationale und internationale Dimension, da unter den verletzten Personen Betroffene aus fast allen Bundesländern sowie aus Spanien, USA und Großbritannien sind. Die Anwälte der Nebenkläger werden im Prozess auch die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und Strafanträge zu stellen, was den Fortgang des Verfahrens entscheidend beeinflussen könnte.

Das Gericht war sich zunächst unsicher und legte den Fall dem Generalbundesanwalt vor. Doch dieser lehnte die Übernahme ab, weshalb das Landgericht nun selbstverantwortlich die Anklage verfolgt. Die Anklagepunkte sind erheblich: Mord an sechs Menschen und versuchter Mord in 338 weiteren Fällen. „Da liegt was an!“, so könnte man die Stimmung im Gerichtssaal beschreiben, wenn all diese tragischen Details zur Sprache kommen. Die öffentlichen und juristischen Folgen dieses Prozesses sind weitreichend und werden auch in den kommenden Monaten noch große Aufmerksamkeit erregen.