Mevlüde Genç: Ein Streit für Frieden und Toleranz in Solingen

Mevlüde Genç: Ein Streit für Frieden und Toleranz in Solingen
In Solingen wurde heute ein nachdenklich stimmendes Zeichen für Frieden und Toleranz gesetzt. Eine feierliche Zeremonie zur Enthüllung einer Tafel mit den Lebensdaten von Mevlüde Genç fand statt. Genç wird nun als eine von 52 Frauenorten in Nordrhein-Westfalen geehrt, die weibliche Persönlichkeiten würdigen, die Geschichte und Gesellschaft geprägt haben. Sie selbst war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die nach dem verheerenden Brandanschlag 1993, bei dem sie fünf ihrer Angehörigen verlor, unermüdlich für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt eintrat.
Der WDR berichtet, dass die Feier gemeinsam vom Frauenrat NRW, der Gleichstellungsstelle Solingen und dem Verein Mevlüde Genç e.V. organisiert wurde. Zahlreiche Rednerinnen und Redner würdigten Gençs unermüdlichen Einsatz für Menschlichkeit und Hoffnung sowie ihre Botschaft „Lass uns Freunde sein!“ Diese Worte hallen bis heute nach und sind besonders wichtig in einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt mehr denn je gefordert ist.
Eine Frau mit einem Herzensanliegen
Mevlüde Genç wurde am 5. Februar 1943 in Mercimekköy, Türkei, geboren und wuchs unter bescheidenen Verhältnissen auf. Ihre Reise führte sie nach Deutschland, wo sie 1975 in Solingen ein neues Leben begann. Doch die dunkle Stunde brach im Jahr 1993 über ihr Leben herein, als rechtsextrem motivierte Gewalttäter fünf ihrer Familienmitglieder in einem Brandanschlag ermordeten. Trotz dieses persönlichen Leids setzte Genç sich fortan für Toleranz und gegen Rassismus ein und wurde zu einer der wichtigsten Stimmen für den Frieden in ihrer Stadt.
Nach dem Brandanschlag kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Demonstrationen in Solingen. Ihre Appelle zur Deeskalation trugen maßgeblich dazu bei, die Situation zu beruhigen und ein Zeichen für gegenseitigen Respekt zu setzen. Genç war nicht nur Friedensbotschafterin für ihre Stadt, sondern auch für die gesamte Region. Ihre Botschaft wird von vielen heute noch weitergetragen.
Ein breites Erbe
Über die Jahre erhielt Genç zahlreiche Auszeichnungen für ihr Engagement, darunter das Bundesverdienstkreuz im Jahr 1996 sowie die Stiftung der Mevlüde-Genç-Medaille NRW im Jahr 2018. Ihre Lebensgeschichte ist ein beeindruckendes Beispiel für Resilienz und den unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Liebe, wie sie oft zitierte: „Sevgi insanı yaşatır ama nefret ölüm getirir“ – „Liebe lässt den Menschen leben, aber der Hass bringt den Tod“.
Nach ihrem Tod im Oktober 2022 bleibt ihr Vermächtnis nicht nur in Solingen und NRW, sondern auch darüber hinaus lebendig. Ihr Einsatz gegen Intoleranz und für den Frieden inspirierte viele Menschen. Am 7. Juli 2025 wird in einer WDR-Sendung weiter über ihre beeindruckende Lebensgeschichte berichtet werden, die auch die Grundlage für die Würdigung im Kontext der Frauenorte bildet.
In einer Zeit, die oft von Konflikten und Ungerechtigkeit geprägt ist, ist das Erbe von Mevlüde Genç umso wichtiger. Ihre Lebensgeschichte und die Werte, für die sie stand, erinnern uns daran, was es heißt, Menschlichkeit und Frieden zu leben.