Dorsten erinnert: Stadtführung enthüllt jüdische Geschichten und Schicksale
Am 10.11.2025 gedenkt Dorsten der Novemberpogrome von 1938 mit einer Stadtführung zu jüdischen Lebensorten und Stolpersteinen.

Dorsten erinnert: Stadtführung enthüllt jüdische Geschichten und Schicksale
Am Sonntag, dem 10. November 2025, fand in Dorsten eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen von 1938 statt, die im Jüdischen Museum Westfalen gefeiert wurde. Die Stadtführerin Barbara Seppi nahm zahlreiche Interessierte mit auf einen Rundgang zu wichtigen Orten jüdischen Lebens in der Innenstadt. Diese Veranstaltung war nicht nur ein Gedenken im Museum, sondern umfasste auch die Erkundung von Stolpersteinen sowie ehemaligen Wohn- und Geschäftshäusern aus jüdischer Zeit.
Der Rundgang „Jüdisches Leben in Dorsten“ entstand im Zuge eines Museumsprojekts, das von der Familie Eisendrath aus den USA initiiert wurde. Barbara Seppi übernahm während der Führung die Rolle der Familienmatriarchin Julia Eisendrath, die ihr ein Zuvorkommen und Wissen über die jüdische Geschichte in Dorsten vermittelte. Um diesen anspruchsvollen Part zu meistern, intensivierte Seppi ihre Recherchen über jüdische Familien wie die Eisendraths, Perlsteins, Levinsteins und Metzgers in Dorsten.
Einblick in die jüdische Geschichte
Der Ausgangspunkt der Tour war das Jüdische Museum Westfalen. Hier erklärte Seppi den Interessierten die Geschichte der judäischen Bevölkerung von der Zerstörung des Jerusalemer Tempels bis zur Religionsfreiheit, die im Jahr 1808 eingeführt wurde. Im Mittelalter war es Juden nicht gestattet, sich in Dorsten niederzulassen, doch diese Bestimmungen änderten sich 1808. Dies führte zur Gründung einer kleinen jüdischen Gemeinde, welche insbesondere im 19. Jahrhundert an Bedeutung gewann.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Marktplatz, ein zentraler Ort, an dem das Kaufhaus Joseph stand – ein Symbol für die vielseitigen jüdischen Geschäfte, die das Stadtbild der 1920er Jahre prägten. Auch die Wiesenstraße spielte eine wichtige Rolle, wo die jüdische Gemeinde hauptsächlich aus dem Mittelstand heranwuchs. An verschiedenen Stationen entlang der Tour wurden Geschichten von bedeutenden Familien erzählt, die das kulturelle Erbe Dorstens mitgestaltet haben.
Stolpersteine und Erinnerungen
Seppi erinnerte auch an die tragischen Schicksale der letzten jüdischen Familien in Dorsten, die am 23. Januar 1942 deportiert wurden. Vor dem Ursulinenkloster legte sie besonderen Wert auf die Erinnerung an die Bildung im jüdischen Rahmen, die bereits 1808 mit einem Lehrer für Religion und Hebräisch begann. Am Lippetor wurde die Rolle Dorstens als bedeutende Handelsstadt thematisiert und die Geschichten von Familien wie Perlstein und Levinstein lebendig gemacht.
Insgesamt ziert die Stadt Dorsten etwa 40 Stolpersteine, die an die jüdischen Bürger erinnern und Besuchern ein Stück der Geschichte näherbringen. Der Rundgang endete schließlich wieder am Museum, wo die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf berührende Weise verdeutlicht wurde. Diese Führung ist nicht nur eine Bereicherung für das kulturelle Gedächtnis Dorstens, sondern wird regelmäßig von der Stadtagentur für Schulklassen und private Gruppen angeboten.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und anderen Programmpunkten finden Sie auf der Webseite von Webdesign Clip.