Thomas Baader: Ein Leben für das Jugendamt – Abschied nach 27 Jahren

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Thomas Baader verabschiedet sich nach 27 Jahren als Leiter des Jugendamts in Ludwigshafen, reflektiert Herausforderungen und Veränderungen.

Thomas Baader verabschiedet sich nach 27 Jahren als Leiter des Jugendamts in Ludwigshafen, reflektiert Herausforderungen und Veränderungen.
Thomas Baader verabschiedet sich nach 27 Jahren als Leiter des Jugendamts in Ludwigshafen, reflektiert Herausforderungen und Veränderungen.

Thomas Baader: Ein Leben für das Jugendamt – Abschied nach 27 Jahren

Ein ehrbarer Abschied steht bevor: Thomas Baader, der engagierte Leiter des Jugendamtes im Rhein-Pfalz-Kreis, verabschiedet sich nach beeindruckenden 27 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Seit 1998 hat Baader mit vollem Einsatz dafür gesorgt, dass die jungen Menschen in seiner Region die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. In einem Interview vor seiner Pensionierung sprach er über die emotionalen Herausforderungen, die ihm in allen diesen Jahren begegneten, sowie über die stetigen gesellschaftlichen Veränderungen und den akuten Fachkräftemangel, die das Jugendamt täglich vor große Aufgaben stellen. Dabei betonte er, dass man für diese Tätigkeit „Nerven wie Drahtseile“ braucht, was den Druck und die Verantwortung, die diese Position mit sich bringt, treffend beschreibt. Baader benannte auch eine „Wahnsinnssituation“, die verdeutlicht, wie herausfordernd seine Arbeit war.

Die Abschiedsfeier für Baader war nicht nur eine Anlass für persönliche Worte, sondern auch ein Moment der Reflexion über den Zustand der Jugendämter in Deutschland. Die Probleme sind enorm und betreffen die gesamte Branche. Wie das WDR berichtet, ist der Kinderschutz in NRW durch überlastete Jugendämter stark gefährdet. Eine Umfrage unter fast 200 Jugendämtern hat ergeben, dass etwa die Hälfte von diesen häufig oder dauerhaft überlastet ist, besonders im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD). Ein Alarmsignal, das von der SPD-Familienpolitikerin Nina Andrieshen als „absolutes Alarmsignal“ bezeichnet wurde. Sie fordert klare Strukturen, um die Fallbearbeitung zu optimieren und die Unterstützung der Mitarbeiter zu verbessern.

Herausforderungen für die Jugendämter

Die Schwierigkeiten, mit denen Jugendämter kämpfen, sind nicht von Pappe. Eine erschreckende Statistik aus einer WDR-Recherche zeigt, dass fast 150 Jugendämter in Deutschland angeben, den Kinderschutz nicht gut gewährleisten zu können. Anhand von Beispielen, wie in Gelsenkirchen, wo 20% der Stellen im ASD unbesetzt sind, wird deutlich, wie gravierend der Fachkräftemangel ist. Hier bearbeitet eine Sozialarbeiterin zeitweise 65 Fälle – das ist doppelt so viel, wie empfohlen.

Ein weiterer Punkt, der nicht übersehen werden darf, ist der Platzmangel für die Unterbringung von gefährdeten Kindern. Über 80% der Jugendämter melden, dass sie Mangel an Plätzen für kurzfristige und dauerhafte Unterbringungen haben. In 58% dieser Ämter mussten schlichtweg Kinder länger in ihren Familien bleiben, als es sinnvoll ist. Dies führt in der Praxis dazu, dass 12% der Jugendämter gezwungen waren, Minderjährige in ihren Amtsräumen übernachten zu lassen. Diese gravierenden Umstände werden von den Mitarbeitenden als untragbar empfunden.

Handlungsbedarf ist dringlich

Die Gewerkschaft Verdi hat bereits klare Forderungen formuliert: Eine Einführung einer Fallobergrenze von 28 Fällen pro Vollzeitstelle im ASD sei notwendig, um die Situation zu entspannen. Darüber hinaus ist der FDP-Abgeordnete Marcel Hafke der Meinung, dass eine schnelle Aufsicht über die kommunalen Jugendämter unverzichtbar ist. Der Bedarf an klaren Standards und Unterstützung wird immer deutlicher.

Thomas Baaders Rücktritt ist nicht nur das Ende einer Ära, sondern wirft auch ein Licht auf die großen Herausforderungen, die die Jugendämter über Jahre hinweg bewältigen. Auch wenn seine Zeit als Leiter nun endet, bleibt die Frage: Wie kann der Kinderschutz in Deutschland zukünftig besser gewährleistet werden? Ein Thema, das sicherlich auch Baader beschäftigt hat und uns alle angeht.