Azubi-Ghosting: Unternehmen in Rheinland-Pfalz kämpfen ums Überleben!

Azubi-Ghosting in Pirmasens: Warum junge Bewerber nach Vertragsunterzeichnung verschwinden und was Unternehmen dagegen tun können.
Azubi-Ghosting in Pirmasens: Warum junge Bewerber nach Vertragsunterzeichnung verschwinden und was Unternehmen dagegen tun können. (Symbolbild/NAGW)

Azubi-Ghosting: Unternehmen in Rheinland-Pfalz kämpfen ums Überleben!

Pirmasens, Deutschland - Der Ausbildungsbeginn in Rheinland-Pfalz sorgt für zunehmende Sorgenfalten bei Unternehmen, da immer mehr Azubis sogenannten „Ghosting“-Verhalten zeigen. Dies bedeutet, dass junge Menschen nach der Vertragsunterzeichnung einfach nicht erscheinen. Sören Kettenring, Personalleiter bei Wasgau in Pirmasens, schildert in einem Interview, dass diese Problematik auch den Lebensmittelhändler direkt betrifft, und die Situation für viele Firmen im Land angespannt ist. So verschwinden laut SWR Bewerber häufig kurzfristig und ohne Erklärung.

Das Thema ist so weit verbreitet, dass in Rheinland-Pfalz etwa 10 Prozent der Bewerber nicht zu Vorstellungsgesprächen erscheinen. Bei Wasgau beobachtet man, dass viele Kandidaten einen Tag vor dem Termin bestätigen, aber dann einfach fehlen. „Die mangelnde Wertschätzung ist ein großes Problem“, sagt Kettenring. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Recruiting-Strategien, sondern kostet auch wertvolle Zeit und Ressourcen. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht die Dramatik: Bei der Handwerkskammer Rheinhessen blieben im vergangenen Jahr 84 von 1.018 Azubis am ersten Arbeitstag einfach weg.

Die Ursachen des Ghostings

Warum lassen sich junge Menschen auf solch unzuverlässige Verhaltensweisen ein? Kettenring führt das unter anderem auf die veränderte Kommunikationskultur der Corona-Generation zurück. Tatsächlich haben viele der Jugendlichen, die während der Krise sozialisiert wurden, Schwierigkeiten mit sozialen Bindungen in den ersten beruflichen Schritten. Professorin Jutta Rump sieht den “zeitgeistlichen” Wandel und die Konfliktscheu als weitere Gründe für das Ghosting. Laut einer Studie von u-form Testsysteme brechen sogar 15 Prozent der Azubi-Bewerbenden nach einer Zusage den Kontakt zu ihrem zukünftigen Ausbildungsbetrieb ab. Life in Germany berichtet, dass über 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe schon mit Ghosting-Erfahrungen konfrontiert waren.

Ein weiteres Problem ist die rechtliche Lage. Die Ausbildungsordnung erlaubt es jungen Menschen, während der Probezeit ohne Angabe von Gründen zu kündigen, was es für Firmen nahezu unmöglich macht, gegen das Ghosting vorzugehen. Die Handwerkskammer hat daher versucht, die Ursachen zu ermitteln, erhielt jedoch keine Antworten von den betroffenen Azubis. Ein beunruhigendes Bild ergibt sich, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2022 über 70.000 Ausbildungsplätze in Deutschland unbesetzt blieben.

Der Weg zur Verbesserung

Um dem entgegenzuwirken, setzen Unternehmen vermehrt auf ein intensives Onboarding. Boehringer Ingelheim beispielsweise verschreibt sich dem Ziel, die Azubis besser an sich zu binden und kurzfristigen Absagen vorzubeugen. Auch bei Wasgau versucht man aktiv, durch Praktika, Schnuppertage und Willkommensveranstaltungen eine positive Unternehmenskultur zu schaffen. Eine rasche Vertragsunterzeichnung wird ebenfalls als elementar angesehen, um junge Menschen frühzeitig einzubinden.

Die Herausforderungen sind groß, und die Suche nach den Fachkräften von morgen bleibt ein heißes Thema. Die Ausbildungslandschaft ist weiterhin kandidatenorientiert, doch wenn 51 Prozent der Azubi-Bewerbenden aus mehreren Angeboten wählen können, zeigt sich, dass viele Unternehmen ein besseres Standing in der Wahrnehmung ihrer Ausbildungsqualität benötigen. Während 45 Prozent der Azubis angaben, dass sie nach der Ausbildung nicht im Betrieb bleiben möchten, bleibt zu hoffen, dass durch ein Umdenken in der Unternehmensführung und verbesserte Ausbildungsstrukturen die zukünftige Generation die Chancen erkennt, die ihnen geboten werden.

Der Ausbildungsmarkt in Rheinland-Pfalz braucht mehr als nur eine schnelle Lösung, um das Ghosting zu verringern und einen stabileren, attraktiveren Weg für Azubis zu bieten. Die Zeit drängt, und die Unternehmen sind gefordert, ihr Image zu verbessern und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der jungen Generation einzugehen.

Wenn wir die Dynamiken auf dem Ausbildungsmarkt im Blick behalten, könnte dies nicht nur eine Chance für die Unternehmen, sondern auch für die zukünftigen Generationen sein, um gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden.

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OrtPirmasens, Deutschland
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