Nutria-Fleisch erobert die Speisekarten Schleswig-Holsteins!
In Ostholstein steigt die Nachfrage nach Nutria-Fleisch, während die invasiven Tierarten die Umwelt gefährden.

Nutria-Fleisch erobert die Speisekarten Schleswig-Holsteins!
In Schleswig-Holstein erfreut sich ein ganz besonderes Gericht wachsender Beliebtheit: das Fleisch der invasiven Nutria. Die kulinarische Entdeckung erlebte ihren Aufschwung, als Caterer Anne Muus-Seyfferth aus Ostholstein vor kurzem damit begann, das Fleisch dieser südamerikanischen Art anzubieten. Als aromatisches und zartes Fleisch, das meist in Form von Ragout, Braten und Burgern serviert wird, steht es bei den Menschen hoch im Kurs, auch wenn es noch nicht fest auf den Speisekarten zu finden ist. Laut mopo.de wird Nutria als mild, kurzfaserig und fettarm beschrieben – ähnlich wie bei Perlhuhn oder Fasan.
Die Nachfrage nach Nutria-Fleisch steigt rapide, genau wie die Zahl der Tiere selbst. Jäger aus der Umgebung beliefern die Cateringfirma seit rund einem Jahr, und das mit Erfolg. In der südlichen Hälfte des Landkreises Ostholstein werden jährlich etwa 1000 Nutrias erlegt – ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu wenigen Exemplaren vor fünf Jahren. Diese Entwicklung wird unter anderem durch die Möglichkeit, Nutrias seit dem 26. Januar 2024 ganzjährig zu jagen, begünstigt.
Die Nutria auf dem Vormarsch
Doch nicht nur in Schleswig-Holstein hat sich der Bestand der Nutria rasant entwickelt – auch deutschlandweit hat sich die Situation verändert. Aktuellen Berichten zufolge, die auf den Daten aus über 23.000 Jagdrevieren basieren, melden 35 Prozent der teilnehmenden Reviere, dass Nutrias dort vorkommen. Dies stellt eine Verdopplung im Vergleich zu 2015 dar. Besonders stark ist der Anstieg in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Während in Städten wie Bremen und Hamburg die Situation sogar dramatisch zu nennen ist, bleibt die Präsenz dieser Tiere ein herausforderndes Problem für den Hochwasser- und Artenschutz. Die Nutria untergräbt Flussufer und Deiche und vernichtet Schilfgürtel, die unentbehrliche Lebensräume für viele Arten darstellen, berichtet jagdverband.de.
Ein besonderer Augenmerk gilt den Herausforderungen, die mit dieser invasiven Art einhergehen. Die Nutria steht nicht nur auf der Liste der gebietsfremden invasiven Arten Europas, sondern gefährdet auch die heimische Fauna und Flora. Laut ljv-sh.de haben sich die Vorkommen in Niedersachsen in den letzten Jahren um das 2,5-fache und in Nordrhein-Westfalen um das 2-fache erhöht. Diese dramatische Entwicklung hat den Deutschen Jagdverband (DJV) dazu veranlasst, die Aufnahme der Nutria ins Bundesjagdgesetz zu fordern sowie ein Bekenntnis zur Fangjagd zu erstellen.
Die Relevanz der Jagdstatistik
Für die Jagdsaison 2023/24 wurde ein Rekord von fast 117.500 erlegten Nutrias verzeichnet. Faszinierend ist auch die Art und Weise, wie viele dieser Tiere gefangen wurden: 44 Prozent aus der Jagdstatistik wurden mit Fallen gefangen, in Bremen liegt dieser Wert sogar bei deutlich über zwei Dritteln. Am Niederrhein hat die Nutria mehr als 90 Prozent des Schilfs vernichtet, was ernsthafte Auswirkungen auf die Ökosysteme hat. Um hier gegenzusteuern, gibt es Projekte wie „Lebendige Röhrichte“, die Möglichkeiten zur Wiederbesiedlung zeigen.
Die nächste Erfassung der Nutria-Verbreitung in Schleswig-Holstein steht in diesem Jahr an. Angesichts des bevorstehenden Anstiegs in der Jagd nach Nutrias stellt sich die Frage: Wird sich das Fleisch dieser invasiven Spezies bald in unseren Restaurants durchsetzen? Die Vorzeichen stehen gut, denn das Fleisch hat durchaus das Potenzial, den Gaumen zu erfreuen und gleichzeitig einen Beitrag zur Natur zu leisten.