Stuttgart erinnert sich: Dokudrama über die RAF und den Stammheim-Prozess

Stuttgart erinnert sich: Dokudrama über die RAF und den Stammheim-Prozess
Am Montagabend wird das Dokudrama „Stammheim – Zeit des Terrors“ erstmals im Metropol-Kino in Stuttgart gezeigt. Die Voraufführung findet im Rahmen des 50. Jahrestags des Stammheim-Prozesses statt, in welchem die Führung der ersten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) vor Gericht stand. Fast der gesamte Cast, darunter Henning Flüsloh, Tatiana Nekrasov, Moritz Führmann sowie Regisseur Niki Stein und RAF-Experte Stefan Aust, wird bei der Preview anwesend sein. Der Film ist ab Samstag in der ARD-Mediathek verfügbar und wird am kommenden Montag um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt, wie SWR berichtet.
Das Gerichtsverfahren, das vor 50 Jahren in Stuttgart-Stammheim begann, gilt als das am besten dokumentierte in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit 15.000 Seiten Wortprotokollen und seltenem Archivmaterial bietet der Prozess einen einzigartigen Einblick in die Geschehnisse der damaligen Zeit. Das Dokudrama rekonstruiert die Lebenswelt der berüchtigten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Ulrike Meinhof während ihrer Inhaftierung in der JVA Stammheim. Zudem wird die „Todesnacht in Stammheim“ thematisiert, in der im Oktober 1977 mehrere RAF-Mitglieder ums Leben kamen.
Inhalt und Themen des Dokudramas
Das Dokudrama fokussiert sich auf die ersten Generation der RAF und behandelt die Geschehnisse im Gerichtssaal sowie die Arbeiten des Untersuchungsausschusses von 1977/78. Die Darstellung basiert auf hunderten von Tonbändern und tausenden von Protokollseiten, wodurch eine authentische Erzählweise gewährleistet ist. Der Film hat eine Laufzeit von 90 Minuten und ist für Zuschauer ab 12 Jahren geeignet, wie KinoFans anmerkt.
Die RAF war geprägt von gewaltsamen Protesten, die ihren Ursprung in der Studentenbewegung der 1960er Jahre hatten. Andreas Baader und Gudrun Ensslin, zwei zentrale Figuren, setzten Gewalt als Mittel ein, um gegen den Staat zu kämpfen. Besonders markant war der Brandanschlag auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt im Jahr 1968, der zu ihrer Verhaftung führte.
Historischer Hintergrund und Konsequenzen
Im Laufe der 1970er Jahre kam es zu zahlreichen Überfällen und Anschlägen, die von der RAF verübt wurden. Medien nannten die Gruppe bald „Baader-Meinhof-Bande“. 1975 wurde die RAF-Spitze in der JVA Stuttgart-Stammheim zusammengelegt, und der Prozess gegen sie nahm seinen Lauf. Im April 1977 endete dieser mit lebenslangen Haftstrafen für Baader und Ensslin, während Ulrike Meinhof bereits 1976 unter kontroversen Umständen starb. Ihre Gehirn wurde ohne das Wissen ihrer Angehörigen entnommen und erst 2002 beigesetzt.
Die Nacht vom 17. zum 18. Oktober 1977 markiert einen tragischen Höhepunkt in der Geschichte der RAF, als Baader, Ensslin und Raspe in ihren Zellen Selbstmord begingen. Irmgard Möller, die diesen Vorfall überlebte, bestreitet das Bild eines kollektiven Selbstmords und spricht von möglichen staatlichen Morden. Bis heute bleiben viele Fragen zu den genauen Umständen offen, was die Geschehnisse in Stammheim weiterhin zu einem umstrittenen Thema macht.