Hören mit Licht: Göttinger Forscher revolutionieren Cochlea-Implantate!

Hören mit Licht: Göttinger Forscher revolutionieren Cochlea-Implantate!
Göttingen, Deutschland - Forscher des Göttinger Exzellenzclusters „Multiscale Bioimaging“ (MBExC) und des Else Kröner Fresenius Zentrums für Optogenetische Therapien (EKFZ OT) haben einen bedeutenden Fortschritt in der Hörprothetik erzielt. Sie entwickeln ein neuartiges optogenetisches Cochlea-Implantat (oCI), das tauben und schwerhörigen Menschen ermöglichen soll, den natürlichen Hörgenuss zurückzugewinnen. Insbesondere zielt die Forschung darauf ab, durch „Hören mit Licht“ den Klang zu verbessern, welcher bei herkömmlichen Cochlea-Implantaten (eCI) häufig als künstlich und verzerrt wahrgenommen wird, insbesondere bei Musik und Stimmen. Diese Informationen wurden von der Uni Göttingen bereitgestellt.
Behandelt werden die derzeitigen Schwächen der elektrischen Cochlea-Implantate, die oft Schwierigkeiten beim Verstehen von Sprache in geräuschvollen Umgebungen und beim Erfassen emotionaler Tonlagen aufweisen. Das neue Konzept kombiniert Gentherapie mit moderner Medizintechnik, wobei das Ziel ist, Nervenzellen in der Hörschnecke lichtempfindlich zu machen. Dies geschieht mithilfe der Optogenetik, welche die Zellen so modifiziert, dass sie Lichtsignale eines optischen Cochlea-Implantats stimulieren können.
Neuartige Technologie für verbessertes Hören
Laut dem Ärztenet des Ärzteblatts wird das Projekt von mehr als einer Million Euro aus dem „SPRUNG“-Programm des Landes Niedersachsen und der VolkswagenStiftung unterstützt. Die Projektleitung unter Professor Dr. med. Tobias Moser geht davon aus, dass die Kombination eines optischen Implantats mit Gentherapie eine deutlich verbesserte Frequenzauflösung ermöglicht. Diese Innovation könnte es ermöglichen, Sprache in komplexen akustischen Umgebungen besser zu verstehen und Musik präziser wahrzunehmen.
Ein geplantes 64-kanaliges optisches Cochlea-Implantat soll das Ziel verfolgen, Verständlichkeit und Musikalität in geräuschvollen Szenarien zu verbessern. Erfolgreiche Tests im Tiermodell wurden bereits durchgeführt, und man plant die erste klinische Studie für 2026, obwohl noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.
Zukunft der Hörtherapien und globale Herausforderungen
Nach Angaben der Auditory Neuroscience leiden weltweit etwa 430 Millionen Menschen an Schwerhörigkeit, und bis zum Jahr 2050 wird mit fast 700 Millionen Menschen gerechnet, die Hörrehabilitation benötigen. Der Bedarf an Cochlea-Implantaten, die seit den 1970er Jahren existieren und von über 700.000 hörgeschädigten Patienten genutzt werden, ist enorm.
Cochlea-Implantate wandeln Schallsignale in neuronale Impulse um. Während sie das Verstehen von Sprache in ruhigen Umgebungen ermöglichen, bleibt die Schallkodierungsqualität in komplexen akustischen Situationen unzureichend. Die innovative Optogenetik könnte hier einen wesentlichen Fortschritt darstellen, indem sie eine gezielte Aktivierung der Neuronen ermöglicht und damit die Klangqualität verbessert. Studien zur Optogenetik haben bereits gezeigt, dass die Lichtstimulation von Nervenzellen effektiver sein könnte als die herkömmliche elektrische Stimulation.
Die Zukunft verspricht also vielversprechende Entwicklungen. Innovative Mikro-LED-Cochlea-Implantate sind in Arbeit, und man strebt an, Systeme mit bis zu 100 Lichtquellen für den menschlichen Gebrauch zu entwickeln. Die kommenden Jahre könnten somit entscheidend für die Verbesserung der Hörfähigkeit bei Menschen mit Schwerhörigkeit sein.
Details | |
---|---|
Ort | Göttingen, Deutschland |
Quellen |