Ein Leben im Schatten der Stasi: Thilo Hennig bricht sein Schweigen
Rotenburg (Wümme), Deutschland - Thilo Hennig, ein 79-jähriger Zahnarzt, hat ein Leben im Schatten der Stasi geführt. Geboren und aufgewachsen in der DDR, war er frühzeitig im Visier der Geheimpolizei. Trotz politischer Verfolgung und diverser Rückschläge gelang es ihm, eine Karriere als Zahnarzt aufzubauen. Sein älterer Bruder Sieghard wurde in der Schule mit Flugblättern erwischt, was die Familie zur Flucht nach Westberlin bewegen sollte. Doch der Mauerbau verhinderte schließlich die Flucht der Familie, und Hennig lebte bis zu seinem Abschluss in der DDR eine normale Jugend.
Nach dem Abitur begann Hennig ein Studium in Greifswald mit dem Ziel, Zahnarzt zu werden. 1967 gründete er gemeinsam mit Kommilitonen eine studentische Verbindung, was jedoch zur Exmatrikulation von sechs Studenten, einschließlich ihm selbst, führte. Dieses Ereignis machte die Jobsuche für Hennig äußerst schwierig; er wurde aufgrund seiner Exmatrikulation häufig abgelehnt. In der Folge arbeitete er als Bitumenverlader und Krankentransporteur, bevor er 1972 endlich sein Studium wieder aufnehmen konnte.
Berufliche und persönliche Herausforderungen
Nach seinem Abschluss als Zahnarzt in Cottbus erkrankte Hennig an einer Neurose und musste mehrere Klinikaufenthalte, einschließlich eines Aufenthalts in einer „Klapsmühle“, überstehen. Psychische Probleme begleiteten ihn über Jahre, und 1983 geriet er erneut ins Visier der Stasi. Er stellte 1984 seinen ersten Antrags auf Ausreise, wurde jedoch beim weiteren Verlauf verhaftet und drei Monate in einem Stasi-Gefängnis festgehalten. Erst 1987 kaufte die Bundesrepublik Hennig für 100.000 Mark frei, und er durfte die DDR verlassen.
Nach seiner Flucht zog Hennig zu seinem Bruder nach Hamburg und musste sich an das neue Leben im Westen gewöhnen. 1988 nahm er eine Position als Leiter des zahnmedizinischen Dienstes im Landkreis Rotenburg an. in dieser Stadt baute Hennig ein neues Leben auf, fand Freunde und engagierte sich in einem Sportverein. Trotz gesundheitlicher Leiden und seiner schweren Erfahrungen in der DDR empfindet Hennig sein jetziges Leben als besser.
Wie MDR.de berichtet, wurden bei politischen Gefangenen in der DDR körperliche Einschränkungen festgestellt, und es gibt eine signifikante Rate an gesundheitlichen Problemen, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Belastungen. Studien zeigen, dass etwa 80 Prozent der Opfer psychische Erkrankungen aufweisen, wobei Angsterkrankungen und Depressionen besonders häufig sind.
Details | |
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Vorfall | politische_verfolgung |
Ort | Rotenburg (Wümme), Deutschland |
Quellen |