Putins Strategie bei Brics: Eine Allianz gegen den Westen?

Ein Schachzug von gewaltigem Ausmaß: Der Brics-Gipfel im südwestrussischen Kasan wird zum schillernden Schauplatz für Wladimir Putins dräuende Propaganda. Hier inszeniert der russische Präsident seine Vision von einem Russland, das, trotz der erdrückenden Sanktionen im Gefolge des Ukraine-Kriegs, nicht isoliert ist – ganz im Gegenteil, es spricht laut und klar: „Seht her, wir sind stark!“
Die Botschaft des Kremls könnte entscheidender nicht sein: Inmitten von Pomp und Pathos präsentiert sich Russland als strahlender Stern am internationalen Politik-Himmel, umgeben von den Brics-Staaten Brasilien, Indien, China, Südafrika – und nun auch den neuen Mitgliedern Ägypten, Äthiopien, Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Stolz wird verkündet, dass über 30 Länder dem Brics-Club beitreten wollen. Ein wahrhaft berauschender Erfolg für den Kreml!
Allianz der Anti-Westler
Putin feiert ein Wiederaufleben alter antiwestlicher Paradigmen, während er das Bild der multipolaren Welt propagiert. „Der Einfluss des Westens schwindet!“, schreit er gewissermaßen in die Welt hinaus, um damit die Vorurteile vieler Staaten des globalen Südens zu befeuern. Doch die Realität ist komplexer: Trotz der Verurteilung Russlands als Aggressor durch über 140 Staaten im Jahr 2022 hat die Empörung stark abgenommen. Für einige Länder ist der Ukraine-Krieg bereits zu einem weit entfernten Konflikt geworden – sie sehnen sich nach Verhandlungen, selbst wenn dies für die Ukraine schmerzhafte Gebietsverluste bedeuten könnte.
Der Verzweiflungsakt des Westens, diese Länder auf seine Seite zu ziehen, entwickelt sich zusehends zum Schuss ins eigene Knie. Während sich Putin in Kasan unter mehr als 20 Staats- und Regierungschefs räkelt, entwickelt sich eine schleichende, aber bedrohliche Zusammenarbeit mit China. Xi Jinping ist nicht nur ein Verbündeter, sondern auch ein wichtiger Mitspieler in Putins Strategie zur Eindeckung mit Dual-Use-Gütern – jenen, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können. Ein gefährliches Spiel: Je mehr der Westen mit dem Ukraine-Konflikt beschäftigt ist, desto mehr Freiraum hat Peking im Konflikt mit Taiwan.
Putin im Fokus: Der Knotenpunkt Brics
Putins Augen leuchten, wenn er von der brutalen Realität einer antiwestlichen Allianz träumt; er weiß, dass er die Rückendeckung der aufstrebenden Supermacht China für seine Ziele dringend benötigt. Und das drohende Ende der Ukraine ist nur der Anfang, wie der BND-Chef Bruno Kahl kürzlich warnte: Russland rüstet auf. „Es könnte eventuell einen Angriff gegen die NATO geben“, so Kahl.
Doch wie tief ist diese Brics-Einheit tatsächlich? Die Unterschiede zwischen China und Indien sind eklatant, und eine starke wirtschaftliche Dynamik steht nicht auf der Tagesordnung. Fehlt es an einem gemeinsamen Binnenmarkt oder einer Finanzierungsplattform wie dem SWIFT-System, so wird deutlich: Putin kann nur hoffen, dass die Länder nicht gegen ihn mobil machen. Der Auftritt in Kasan ist also mehr als nur ein politisches Schaulaufen – es ist das kalkulierte Risiko, ein antiwestliches Narrativ zu bedienen, das dem Kreml zu neuer Stärke verhelfen soll.
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