Denkmal in Kreuzberg: Erinnerung an das vergessene Dersim-Massaker
Blücherplatz, 10961 Berlin, Deutschland - Ein neues Denkmal im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ehrt die Opfer des Dersim-Massakers, das in den Jahren 1937 und 1938 in der Osttürkei stattfand. Bei diesen Ereignissen tötete die türkische Armee Zehntausende Menschen, überwiegend Aleviten und Kurd:innen. Die Stele wurde am Sonntag auf dem Blücherplatz eingeweiht, einem Ort, der nicht nur symbolisch, sondern auch geografisch von Bedeutung ist, da die Dersim Gemeinde e.V. dort ihren Sitz hat. Damit wird zudem der größten Diaspora-Gemeinde von Dersimer:innen in Berlin Rechnung getragen, wo etwa 40.000 Menschen mit Wurzeln in der Region leben. Dies berichtet der Tagesspiegel.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) entschied bereits 2021, der komunitären Initiative einen Platz für das Denkmal zu geben. Der Antrag kam von der SPD-Kreuzberg und Sevim Aydin, einer in Dersim aufgewachsenen ehemaligen Bezirksverordnete. Aydin hebt hervor, dass das Massaker oft verschwiegen oder vergessen werde, und sieht das Mahnmal als wichtiges Symbol, um die Perspektiven der Betroffenen zu bewahren.
Historischer Kontext des Dersim-Aufstands
Der Dersim-Aufstand war der letzte bedeutende Aufstand der Kurd:innen in der Türkei. Er wird von Historikern als eines der dunkelsten Kapitel der türkischen Geschichte angesehen, und die Gewalt, die der Aufstand auslöste, führte dazu, dass die türkische Regierung massive militärische Gewalt gegen Rebellen und Zivilisten einsetzte. Schätzungen über die Anzahl der Todesopfer variieren stark; offizielle staatliche Berichte waren zunächst von wenigen Hundert Toten ausgegangen. Neuere örtliche und akademische Studien schätzen die Zahl jedoch auf bis zu 63.000, was die Brutalität und Tragweite der Ereignisse verdeutlicht. Laut Wikipedia wurde die Region, die damals noch als Dersim bekannt war, 1936 in Tunçeli umbenannt und stand unter militärischer Verwaltung.
Der Aufstand wurde von Seyit Rıza angeführt, einem bedeutenden Führer der Dersim-Kurden, der von den Eliten der Zaza-Gruppe unterstützt wurde. Die türkische Regierung mobilisierte etwa 25.000 Soldaten, um die Rebellion niederzuschlagen. In den Gebieten, in denen Kämpfe stattfanden, wurden zahlreiche Dörfer zerstört und die Bevölkerung deportiert. Berichte über Gräueltaten und Massaker an Zivilisten sind zahlreich, und bis zu 50.000 Menschen wurden während dieser Zeit vertrieben. Erst 2011 entschuldigte sich die türkische Regierung offiziell für die Massaker und räumte 13.806 Todesopfer ein.
Ein Mahnmal für die Zukunft
Bezirkbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) äußerte, dass das Denkmal Teil der Geschichte vieler Kreuzberger:innen sei und eine Wendung hin zu mehr Gedenken und Aufarbeitung des kollektiven Traumas ermöglicht. Bundestagsabgeordneter Pascal Meiser betonte in seinen Äußerungen zur Einweihung des Denkmals die Notwendigkeit, die Erinnerung an die ermordeten Zehntausenden aufrechtzuerhalten. Der Begriff „Tertele“ beschreibt das Trauma dieser Zeit und verdeutlicht, wie wichtig es ist, solche geschichtlichen Ereignisse ins Bewusstsein zu rufen, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
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Ort | Blücherplatz, 10961 Berlin, Deutschland |
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