Prenzlauer Berg: Ein Tag am Kollwitzplatz
In den vergangenen fünf Jahren war ich jeden Samstag als Currywurst-Verkäufer auf dem Wochenmarkt am Kollwitzplatz tätig. Es war eine Erfahrung, die mir einen einzigartigen Einblick in das Leben der reichen Eltern aus Prenzlauer Berg bot. Während ich Sekt und Pommes mit Trüffelmayo an die Menschen verkaufte, darunter auch einen Personal Branding Coach mit einem Jahreseinkommen von 300.000 Euro, wurde mir deutlich vor Augen geführt, wie stark die soziale Hierarchie an einem solchen Ort zum Ausdruck kommt.
Der Umgang mit diesen betuchten Prenzlbergern war geprägt von interessanten Begegnungen und kuriosen Situationen. Egal ob es um eine Portion Pommes mit Sonderwünschen für den Sohnemann ging oder um den grumpy Crêpes-Verkäufer, es gab stets Momente, die den Alltag auf dem Markt besonders machten. Diese Begegnungen zeigten mir, wie sehr die Kollwitzstraße und der Senefelderplatz zum Schauplatz für ein einzigartiges Schauspiel wurden.
Die reichen Eltern, die sich einmal pro Woche auf dem Markt einfinden, um sich von den Standbesitzern übers Maul fahren zu lassen, strahlten dabei eine gewisse Genugtuung aus. Es schien fast so, als suchten sie nach Bestrafung für ihre invasive Präsenz in einem Stadtviertel, das einst als cool galt. Die Interaktionen zwischen den Kunden und den Verkäufern, insbesondere mit dem grumpy Crêpes-Verkäufer, zeigten deutlich, wie sich Machtverhältnisse und gesellschaftliche Normen im Mikrokosmos des Marktes widerspiegelten.
Trotz der kuriosen und bisweilen anstrengenden Momente auf dem Markt war es faszinierend zu beobachten, wie die reichen Eltern aus ihrer gewohnten Welt ausbrachen und im Hier und Jetzt des Marktes aufgingen. Der Kollwitzplatz mutierte für sie zu einem Schauplatz der Entspannung und des Miteinanders, fernab von Altbau-Eigenheimen und SUVs. Letztendlich wurde mir klar, dass auch sie auf ihre eigene Art und Weise nach Berlin passten, selbst wenn sie nur als Zugezogene galten.
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