Aufbruch zur Selbstständigkeit: Der Kampf für Menschen mit Behinderung
Deutschland - In Deutschland ist die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt ein drängendes Thema, das oft mit vielen Hürden verbunden ist. Menschen wie Nancy Frind, die sieben Jahre in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeitete, erleben diese Herausforderungen aus erster Hand. Frind, die aufgrund einer schwierigen Kindheit und psychischer Erkrankungen eine Ausbildung zur Beiköchin abbrach, suchte nach einer besseren Lebenssituation und fühlte sich in ihrer Werkstatt nicht mehr wohl. Trotz ihrer langjährigen Beschäftigung, die ihr etwas Geld einbrachte, war der Wechsel in eine reguläre Arbeitsstelle für sie mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Experten schätzen, dass mindestens ein Drittel der Menschen in Werkstätten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechseln könnten, wenn sie ausreichend Unterstützung erhalten würden, was jedoch selten der Fall ist. Die Sächsische berichtet.
Die rechtliche Situation in Deutschland ist durch die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 geprägt, die den Staat zur gleichberechtigten Teilhabe von Menschen mit Behinderungen verpflichtet. Aber trotz dieser Verpflichtungen bleibt es eine Herausforderung: Unternehmen ab 20 Mitarbeitenden müssen fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung reservieren, doch weniger als 39 Prozent erfüllen diese Regelung. Über ein Viertel der Unternehmen beschäftigt keinerlei Menschen mit Behinderungen, was signifikante Lücken in der Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt zeigt. Auch die arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen scheinen oft unzureichend, um die Hürden zu überwinden, wie Nancy Frind erfahren hat. Sie organisierte ihren Wechsel in den allgemeinen Arbeitsmarkt selbst und konnte schließlich eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit als Referentin finden und empfand ihren neuen Job als erfüllend. Die Bundeszentrale für politische Bildung thematisiert, wie viele Menschen mit Schwerbehinderung in Deutschland dennoch aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind.
Gesellschaftliche Bedeutung der Erwerbsarbeit
Die Teilhabe am Arbeitsleben ist nicht nur für die finanzielle Sicherheit der Betroffenen wichtig, sondern hat auch immaterielle Bedeutung: Sie sorgt für eine feste Zeitstruktur, fördert soziale Kontakte und stärkt das Selbstbewusstsein. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Menschen mit Behinderung hat zudem positive Effekte auf den Staatshaushalt. Dennoch gibt es zahlreiche Herausforderungen, wie eine Quote von 11,5 Prozent Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Schwerbehinderung, während sie für die Gesamtbevölkerung bei 7 Prozent liegt. Die Agentur für Arbeit weist darauf hin, dass viele Arbeitgeber zögern, Menschen mit Behinderungen einzustellen, was als verlorenes Potenzial angesehen wird, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels.
Für Menschen wie Nancy Frind spielt das politische Engagement eine entscheidende Rolle, um bessere Bedingungen für die Integration in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Sie sieht die Bürokratie und die damit verbundenen Herausforderungen als nach wie vor große Hürden. Unterstützen könnten Maßnahmen wie das „Budget für Arbeit“, welches Menschen mit Behinderung einen leichteren Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Es bleibt jedoch zu klären, ob ausreichend Anstrengungen unternommen werden, um Vorurteile abzubauen und inklusive, behindertengerechte Arbeitsplätze zu schaffen.
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Vorfall | Arbeitsmarkt |
Ort | Deutschland |
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