Demokratie im Klassenzimmer: Lehrkräfte kämpfen für Wertevermittlung!
Pädagogische Hochschule Heidelberg, Deutschland - Am 10. April 2025 fand an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg das 3. Heidelberger bildungspolitische Gespräch (HbG) statt, das unter dem Titel „Schule im Spannungsfeld zwischen parteipolitischer Neutralität und Haltung“ ein wichtiges Thema der aktuellen Bildungspolitik aufgriff. Ziel der hybriden Veranstaltung war es, Demokratiebildung in einem breiteren Kontext zu diskutieren. Bildungsexperten, Politikvertreter und Allgemeinbürger kamen zusammen, um ihre Sichtweisen zu teilen und zu erörtern, wie Demokratiebildung effektiv umgesetzt werden kann. Stephan J. Kramer, Präsident des Thüringer Amtes für Verfassungsschutz, hielt die Eröffnungs-Keynote, in der er die entscheidende Verantwortung von Lehrkräften betonte, eine klare Haltung gegenüber antidemokratischen Strömungen einzunehmen, ohne dabei ihre parteipolitische Neutralität aus den Augen zu verlieren.
Kramer wies in seiner Ansprache darauf hin, dass politisches Verständnis und Bildung für Schüler:innen von großer Bedeutung sind und dass die Absolvent:innen der Schulen aktiv an einem demokratischen Prozess teilnehmen sollten. Größere Einigkeit herrschte unter den Panelisten über die Notwendigkeit der Demokratiebildung, wobei auch verschiedene Ansichten zur praktischen Umsetzung und zur Stärkung der Unterstützung für Lehrkräfte zur Sprache kamen. Rektorin Professorin Dr. Karin Vach wies auf die Verantwortung der Hochschulen hin, zukünftige Lehrkräfte in diesem Bereich zu qualifizieren. Die Diskussion lieferte wichtige Impulse für das Modul „Grundfragen der Bildung“ und die Zusatzqualifizierung „Demokratiebildung“, die beide zur Förderung der politischen Bildung in Schulen beitragen sollen.
Vielfältige Ansätze der Demokratiebildung
Demokratiebildung ist nicht nur eine Aufgabe für den politischen Fachunterricht, sondern sollten alle Schulen von der Grundschule bis zu den beruflichen Schulen einbeziehen. Landesverfassungen fordern die Erziehung junger Menschen im Geiste von Freiheit und Demokratie. Die Kultusministerkonferenz (KMK) definiert dazu drei Ansätze: die Demokratiebildung im politischen Fachunterricht, als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip und als Schulprinzip. Diese Ansätze sollen gewährleisten, dass Schüler in einem offenen Unterrichtsklima soziale Werte wie Toleranz erlernen und aktiv an Entscheidungen teilnehmen können.
Ein zentrales Element der politischen Bildung ist der Beutelsbacher Konsens, der drei grundlegende Prinzipien formuliert: das Indoktrinationsverbot, das Kontroversitätsgebot und das Ziel der politischen Teilhabe. Lehrkräfte sind nicht verpflichtet, ihre politische Position zu verbergen; vielmehr sollten sie ein multiperspektivisches Unterrichtsklima fördern, wobei extremistische Positionen jedoch nicht gleichberechtigt behandelt werden können. Letztlich steht der Wertebezug des Beutelsbacher Konsenses auf der freiheitlich-demokratischen Grundordnung (fdGO), die Lehrkräfte dazu ermuntert, sich aktiv zu demokratischen Prinzipien zu bekennen.
Aktuelle Herausforderungen und Projekte
Die Demokratiebildung stellt eine wachsende gesellschaftspolitische und bildungspolitische Herausforderung dar. In Anbetracht von Phänomenen wie dem Anstieg antisemitischer Straftaten oder der Verunsicherung durch die Corona-Pandemie ist es umso wichtiger, Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen und Möglichkeiten einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Der Profilbereich Demokratiebildung an den Universitäten stellt sicher, dass zukünftige Lehrkräfte auf die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, inklusive der Digitalisierungsfolgen, gut vorbereitet werden.
Ein Beispiel ist das Projekt „ADiLA – Aktiv für Demokratiebildung im Lehramt“, das am 1. März 2023 begann und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Programm „Demokratisch Handeln“ gefördert wird. Das Ziel ist, die Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe in der Lehrer:innenbildung an der Universität Trier zu stärken und ein breites Angebot für Schulen und Unterrichtspraxis zu entwickeln. Die Projekt-Homepage ist unter www.adila.uni-trier.de erreichbar.
Ein Fachtag zur Demokratiebildung ist für den 16. Mai 2025 geplant, organisiert von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Landeszentrale für politische Bildung. Darüber hinaus haben Studierende die Gelegenheit, sich im Rahmen des Festivals „contre le racisme“ im Mai weiterzubilden. Zu guter Letzt sind im Juli öffentliche Vorträge unter dem Titel „Mehr Demokratie wagen“ vorgesehen, die der öffentlichen Diskussion über die Rolle von Bildung in der Demokratie dienen sollen.
Die gezielte Reform der Lehrerbildung und die Entwicklung spezifischer Fortbildungsangebote sind nach den Einschätzungen vieler Experten entscheidend, um die Demokratiebildung im Bildungssystem effektiv zu verankern und die nächsten Generationen auf die Herausforderungen einer demokratischen Gesellschaft vorzubereiten. Die Veranstaltung in Heidelberg war ein wertvoller Schritt in diese Richtung, wie auch die Experten von der Qualitätsoffensive Lehrerbildung und dem Zentrum für Lehrerbildung der Universität Trier unterstreichen.
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Vorfall | Bildungspolitik |
Ort | Pädagogische Hochschule Heidelberg, Deutschland |
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