Greifswalds Schultraum: Nach 10 Jahren nur Container für Erstklässler!
Greifswald, Deutschland - In Greifswald zeichnet sich ein unrühmlicher Stillstand im Bau eines neuen „Inklusiven Schulzentrums am Ellernholzteich“ ab. Trotz über zehnjähriger Planungsphase bleibt der Fortschritt hinter den Erwartungen zurück. Der Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder (Grüne) räumt ein, dass die Schule vor drei Jahren hätte fertiggestellt werden müssen, beklagt jedoch die Abhängigkeit von Fördermitteln und die unzureichende finanzielle Ausstattung der Kommunen. Derzeit ist als Übergangslösung der Bau von Containern für die Erstklässler vorgesehen. Wie der Nordkurier berichtet, soll dieser Container-Bau zur Unterstützung der Personalplanung der Landesregierung dienen und ab Herbst 2026 genutzt werden. Die geplante Einrichtung umfasst zwei Klassen mit je 24 Kindern.
Die monatelangen Diskussionen und der Stillstand beim Bau des Schulzentrums werden von Dr. Andreas Kerath (SPD) scharf kritisiert. Er bezeichnet die Situation als „Offenbarungseid“ und macht auf die Überfüllung der bestehenden Grundschulen aufmerksam. Der Standort für die Container wird als unglücklich angesehen, insbesondere da in der Nähe ein Gefahrenabwehrzentrum entsteht. Kerath ist überzeugt, dass die wirtschaftlichen Kosten für die Stadt höher ausfallen werden, als wenn der Bau der Schule zügig realisiert worden wäre.
Bauprojekte in Greifswald
Unter dem Rahmen städtebaulicher Fördermaßnahmen der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird in Greifswald an der Stärkung von Bildungsorten gearbeitet. Dies geschieht durch Sanierungen und Neubauten, um die Bildungsfunktion der Regionen zu verbessern. Beispiele früherer Projekte sind die integrierte Gesamtschule Erwin Fischer und die regionale Schule Ernst Moritz Arndt, für die in den letzten Jahren Fördermittel in Millionenhöhe bereitgestellt wurden, wie auf der Webseite der Stadt Greifswald nachzulesen ist.
- Integrierte Gesamtschule Erwin Fischer (2017 – 2020)
Städtebaufördermittel: 354.000 Euro
Schülerzahl (2019/2020): ca. 484 in 22 Klassen (5. bis 10. Klasse) - Regionale Schule Ernst Moritz Arndt (2017 – 2020)
Städtebaufördermittel: 3,778 Mio. Euro
Schülerzahl (Stand: August 2020): 382 in 17 Klassen (5. bis 10. Klasse) - Käthe Kollwitz Grundschule (2013 – 2015)
Städtebaufördermittel: 5,706 Mio. Euro
Schülerzahl (Stand: August 2020): 322 in 13 Klassen (1. bis 4. Klasse)
Das geplante Schulzentrum soll ab dem Schuljahr 2028/2029 als zwei- bis dreizügige Schule an einem neuen Standort in der Osnabrücker Straße weitergeführt werden. Allerdings ist zu beachten, dass die Container, in denen die Erstklässler unterrichtet werden sollen, nicht barrierefrei sind. Diese Tatsache wirft Fragen über die Maßnahmen zur Inklusion auf, die deutschlandweit nur schleppend vorankommen. Laut einem Bericht der Bertelsmann Stiftung hat sich Deutschland zwar gewissen Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention angenähert, doch existieren nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.
Damit die Herausforderungen in der schulischen Bildung bewältigt werden können, ist ein koordiniertes, länderübergreifendes Vorgehen erforderlich. Weiterhin ist die exkludierte Anzahl der Schüler in Deutschland von 4,8 % im Schuljahr 2008/09 auf 4,2 % im Schuljahr 2022/23 gesunken, wobei der langsame Abbau des Förderschulsystems ein fortwährender Prozess bleibt. Der nächste Schritt in Greifswald bleibt abzuwarten, während die Hoffnung auf einen bevorstehenden Spatenstich für die Schule besteht.
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Ort | Greifswald, Deutschland |
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