Junger Kardinal aus Portugal: Macht Nachwuchs den Unterschied im Konklave?
Vatikanstadt, Vatikan - Nach dem Tod von Papst Franziskus stehen die katholische Kirche und die wahlberechtigten Kardinäle vor einer entscheidenden Phase: Die Wahl eines neuen Papstes. Derzeit sind 135 Kardinäle wahlberechtigt, wobei sie unter 80 Jahren alt sein müssen, um an der Entscheidung teilzunehmen. Diese Anzahl umfasst 108, die von Franziskus, 22 von Benedikt XVI. und 5 von Johannes Paul II. ernannt wurden, was die Bedeutung der letzten Amtszeit von Franziskus unterstreicht, in der er insgesamt 149 Kardinäle ernannte.
Ein potenzieller Kandidat für die Nachfolge von Franziskus ist Kardinal Jose Tolentino de Mendonca, 59 Jahre alt. Der als „Dichter-Kardinal“ bekannte Theologe gilt als einer der jüngsten Anwärter auf das Papstamt. Tolentino wurde am 6. Oktober 2019 von Franziskus zum Kardinal ernannt und hat sich seither als führender Intellektueller der Kurie etabliert. Er ist nicht nur für seine literarischen Preise in Portugal bekannt, sondern auch für seine kreativen Ansätze zur Kirchenkommunikation.
Der Werdegang von Kardinal Tolentino
Kardinal Tolentino hat einen bemerkenswerten Lebensweg hinter sich. Aufgewachsen in Angola, floh er 1975 mit seiner Familie und trat im Alter von 10-11 Jahren in ein Priesterseminar ein, das er 1990 mit seiner Weihe abschloss. Bevor er 2018 in den Vatikan berufen wurde, diente er als Vizekanzler an der Katholischen Universität von Portugal. Besonders erwähnenswert sind seine Initiativen mit Franziskus, darunter ein Treffen mit Komikern im Vatikan und eine Begegnung des Papstes mit Künstlerinnen in einem Frauengefängnis.
In seiner Rolle als Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung seit September 2022 hat Tolentino progressive Ansichten vertreten, die den Idealen von Franziskus nahestehen. Er glaubt an die Notwendigkeit, die christliche Botschaft in einer modernen Sprache zu kommunizieren, was insbesondere in der gegenwärtigen Kirchenkrise von Bedeutung ist.
Herausforderungen im Konklave
Die Wahl des neuen Papstes wird nicht nur von der Zahl der Teilnehmer, sondern auch von den verschiedenen kirchenpolitischen Ansichten der Kardinäle geprägt. Viele der neu ernannten Kardinäle stammen aus weniger beachteten Ländern und sind oft weniger vernetzt als ihre Vorgänger. Von den 135 wahlberechtigten Kardinälen kommen 53 aus Europa, 23 aus Asien, 21 aus Lateinamerika, 18 aus Afrika, 16 aus Nordamerika und 4 aus Ozeanien. Bei der ersten Generalversammlung, die seit dem Tod des Papstes stattfindet, waren bereits 60 der 252 Kardinäle anwesend.
Der Wahltermin für das Konklave wird zwischen dem 15. und 21. Tag nach dem Tod des Papstes festgelegt, sodass die Wähler spätestens am 12. Mai 2023 ins Konklave einziehen sollen. Die Wahl könnte stark davon abhängen, ob ein „Königsmacher“ gefunden wird, der in der Lage ist, die unterschiedlichen Kräfte innerhalb der wahlberechtigten Kardinäle zu vereinen.
Die Intensität und Komplexität der bevorstehenden Wahl spiegeln die Herausforderungen wider, die die katholische Kirche in einer zunehmend sich verändernden Welt erwarten. Es bleibt abzuwarten, ob Kardinal Tolentino die nötige Unterstützung gewinnen kann, um als Hoffnungsträger für eine moderne und integrative Kirche aufzutreten.
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Ort | Vatikanstadt, Vatikan |
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