K-Pop Faszination in Sachsen: Junge Frauen entdecken die koreanische Popmusik-Szene

K-Pop bringt Jugendliche in Sachsen zusammen

Die koreanische Popmusik erobert die Herzen junger Menschen in Sachsen. Hier erfahren Sie, wie K-Pop ihre Gemeinschaft stärkt.

Von
Sarah Müller


 5 Min.

Jessika Weber und Paul Müller aus Leipzig haben im März das erste K-Pop-Konzert in Deutschland besucht.
© Paul Müller

Samstagabend in einem Kulturzentrum in Chemnitz. Eine Gruppe Teenager hat sich zum K-Pop-Treffen versammelt. K-Pop steht für Korean Popular Music – Popmusik aus Südkorea. Gemeinsam üben sie Choreografien bekannter K-Pop-Bands. Besonders beliebt sind die Boygroup EXO und die Girlgroup Twice.

Die 17-jährige Lisa Hoffmann hat die Tanzgruppe im Rahmen eines Schulprojekts gestartet. Mittlerweile zählt sie 25 Mitglieder im Alter von 13 bis 20 Jahren. Die Tänze umfassen eine Vielzahl von Stilen wie Hip-Hop, Breakdance und Locking. Locking ist ein Tanzstil, der in den 1970er Jahren in den Straßen von Los Angeles entstand und durch charakteristische Stop-and-Go-Bewegungen geprägt ist.

Die Choreografien von Bands wie BTS sind oft sehr anspruchsvoll: “Es gibt viele schnelle Schritte und Wendungen“, sagt Teilnehmerin Mia Schmidt. Nachdem sie eine Tanzperformance von der Girlgroup Red Velvet gemeistert hatten, beschreibt Anna Wagner, die einen anderen K-Pop-Tanzkurs leitet, die Erfahrung als genauso intensiv wie ein intensives Fitnesstraining. Die Tänzerinnen hatten bereits Auftritte auf dem Leipziger Stadtfest, bei einer Aufführung am Cospudener See und bei anderen Veranstaltungen in der Region.

details">Die Leidenschaft spiegelt sich in den Details wider

Eine Gelegenheit, andere K-Pop-Fans zu treffen, sind „Random Dances“. Hierbei wird ein öffentlicher Ort vereinbart, um gemeinsam zu tanzen. Zuerst wird ein Handy platziert, um zu filmen. Dann zählt jemand laut bis drei und es werden 20 bis 30 Sekunden eines bekannten Songs abgespielt. Wer die Choreografie beherrscht, tritt in die Mitte und wird angefeuert.

Im Alltag erkennen sich K-Pop-Enthusiasten an Fotokarten, die in durchsichtige Handyhüllen gesteckt oder an Taschen angebracht werden. „Es ist toll, wenn man so plötzlich ein Gesprächsthema mit einem Fremden hat,“ sagt die 15-jährige Mia Schmidt.

„Die Fotokarten werden gesammelt und getauscht“, erklärt Lena Becker. Seit 2018 betreibt sie das Manga-Café im Zentrum von Dresden. Hier finden die Kunden hauptsächlich japanische Comics. Da es viele Überschneidungen zwischen K-Pop- und Manga-Fans gibt und Becker wiederholt Anfragen erhalten hat, gehören auch K-Pop-Alben und Merchandising-Artikel zum Sortiment. Neben den Fotokarten gehören oft Poster und Fotobücher dazu. „Bei der Gruppe Twice sind die Editionen mit dem Mitglied Mina am schnellsten ausverkauft“, sagt sie.

K-Pop beeinflusst auch die Mode

Eine Besonderheit sind „Lightsticks“, berichtet Lena Becker. Dabei handelt es sich um eine Art Taschenlampe, die über ein Kabel aufgeladen und über Bluetooth verbunden werden kann. “Ich habe einen von Twice, zwei von EXO und einen von Blackpink,” zählt Lisa Hoffman auf. Ein Problem sind jedoch die hohen Versandkosten. „Mit Zoll und Versand können Fans zwischen 60 und 100 Euro für einen Lightstick zahlen müssen“, sagt Becker. Wer die Versandkosten niedrig halten möchte, muss manchmal zwei bis drei Monate warten, bis das Paket endlich eintrifft.

Die Fans müssen sich insbesondere bei Konzerttickets auf hohe Preise einstellen. Paul Müller und Lisa Hoffmann gehören zur Leipziger K-Pop-Covergruppe „Rainbow Harmony“. Sie besuchen regelmäßig K-Pop-Konzerte. Ein Ticket für das Konzert von NCT Dream in der Arena Leipzig kostete beispielsweise 160 Euro. VIP-Tickets wären sogar über 400 Euro gewesen. Paul ist sogar nach Tokio gereist, um ein Konzert von ASTRO zu besuchen.

Bei den Konzerten passen die Besucher auch ihre Outfits an den Stil der Gruppe an. „Es beeinflusst oft auch den Modegeschmack, wenn man K-Pop hört“, sagt Lisa.

Ein neues Hobby und neue Freunde

Auch kulinarisch hat Korea für viele Fans einen besonderen Reiz. „Letztes Jahr war ich mit meinen Freundinnen dort und war begeistert von Land und Küche“, sagt Paul. Deshalb plant er dieses Jahr einen erneuten Besuch und lernt derzeit die koreanische Sprache über eine App. „Ich möchte gerne mein Essen auf Koreanisch bestellen können“, sagt er. Beim letzten Besuch hat er sich ein T-Shirt von der Band Monsta X gekauft und freut sich jetzt schon auf neue Fanartikel.

Das Schöne an K-Pop, berichten die Tänzer aus Leipzig, sei auch, dass man auf Gleichgesinnte trifft und neue Freundschaften schließt. “Durch das Tanzen habe ich gelernt, meine eigene Persönlichkeit zu entfalten. Man wird selbstbewusster und das Erfordernis, in einer Gruppe zu agieren, macht einen auch offener,” sagt Lisa Hoffmann.

Auch für Mia Schmidt hat sich durch K-Pop vieles geändert. “Als ich angefangen habe, K-Pop zu hören, ging es mir psychisch nicht gut.” Durch K-Pop und die Gemeinschaft mit anderen Fans habe sie gelernt, zu sich selbst zu stehen und sich selbst anzunehmen.

Was ist K-Pop?

  • K-Pop ist die Abkürzung für „Korean Popular Music.“
  • In den frühen 90er Jahren entstanden in Korea die ersten Boy- und Girlgroups nach dem Vorbild US-amerikanischer Bands. Durch den Erfolg koreanischer Serien (K-Dramas) stieg das Interesse an der koreanischen Kultur in den 2010er Jahren weltweit.
  • 2010 wurde die bis heute erfolgreichste koreanische Band BTS gegründet. 2013 veröffentlichte die Gruppe ihre Debütsingle. Heute zählen sie mit fast 40 Milliarden Streams auf Spotify und fast 75 Millionen Followern auf Instagram zu den meistgehörten Künstlern der Welt. Die Gruppe pausiert zurzeit, da alle sieben Mitglieder zum Militär eingezogen wurden und voraussichtlich bis 2025 ihren Wehrdienst verrichten müssen.
  • Blackpink, die beliebteste Girlgroup, hat über 13 Milliarden Streams auf Spotify und fast 58 Millionen Follower auf Instagram. Die Band wurde 2016 gegründet. 2020 wurden sie zur ersten weiblichen K-Pop-Gruppe, die beim US-Festival Coachella auftrat. Die Netflix-Dokumentation „Blackpink: Light Up The Sky“ begleitet die Band bei den Aufnahmen zu ihrem 2020 veröffentlichten Debütalbum.
  • K-Pop-Partys: Am 29. und 30. Juni findet im Takt-Dance-Studio der „Große K-Pop-Tag“ im Stromwerk Dresden statt. Es wird Workshops, Tanzvorführungen und eine große Party geben.

NAG