Antisemitismus an Hochschulen: Studierende unterschätzen das Problem!
Konstanz, Deutschland - Eine aktuelle Studie, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat die Einstellungen von Studierenden in Deutschland zu antisemitischen Themen untersucht. Unter der Leitung von Thomas Hinz, Professor für empirische Sozialforschung, wurden über 1.800 Studierende und mehr als 2.000 Personen aus der allgemeinen Bevölkerung befragt. Ziel war es, die Einstellungen zum Nahostkonflikt sowie antisemitische Tendenzen zu erfassen. Die Ergebnisse, die heute veröffentlicht wurden, zeigen, dass antisemitische Haltungen unter Studierenden bei etwa 6% liegen, während dieser Wert in der Gesamtbevölkerung bei 20% liegt. Diese Werte sind ein leichter Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als 18% der Befragten antisemitische Einstellungen aufwiesen, berichtet uni-konstanz.de.
Die Studie zeigt auch einen signifikanten Zusammenhang zwischen antisemitischen Haltungen und Verschwörungsdenken auf. Obwohl die Mehrheit der befragten Studierenden, etwa 83%, keine antisemitischen Tendenzen zeigt, unterschätzen sie oft das Ausmaß antisemitischer Vorfälle an ihren Hochschulen. Laut einer Befragung von 94 Hochschulleitungen berichteten 40% von antisemitischen Vorfällen oder pro-palästinensischen Protesten. Diese Vorfälle manifestieren sich meist in Form von Plakaten, Aufklebern und ähnlichen Symbolen.
Situationsanalyse an Hochschulen
Die Untersuchung hebt hervor, dass 85% der befragten Hochschulen Anlaufstellen zur Bekämpfung von Antisemitismus eingerichtet haben. Zudem organisieren zwei Drittel der Hochschulen Informationsveranstaltungen, Diskussionsrunden oder Ausstellungen zu diesem Thema. Dennoch sind viele Studierende nicht ausreichend über hochschulinterne Maßnahmen informiert. Thomas Hinz betont in den Studienergebnissen die Notwendigkeit einer hohen Wachsamkeit, besonders in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus.
Zusätzlich zeigt eine weitere Erhebung, dass etwa ein Sechstel der Studierenden in Deutschland antisemitische Einstellungen aufweist. Die Befragung fand im Auftrag des Bundesforschungsministeriums nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel im Herbst 2023 statt. Von den befragten Studierenden gelten 6% als antisemitisch, und 11% zeigen mindestens eine Tendenz dazu, während 70% den Angriff der Hamas als Terrorakt verurteilen. Es ist auffällig, dass linker Antisemitismus an Hochschulen über rechten Antisemitismus dominiert.
Reaktionen und Maßnahmen
Die Studienergebnisse zeigen einen besorgniserregenden Anstieg an Unterstützung für einen breiteren Boykott Israels, während 65% der Befragten den israelischen Militäreinsatz als Ursache für unermessliches Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung sehen. Der Bundesforschungsminister Cem Özdemir hat betont, dass Antisemitismus und Israelfeindlichkeit an Hochschulen nicht toleriert werden dürfen. Sicherheitsbedenken sind besonders relevant, da jüdische Studierende und Lehrende sich an Hochschulen sicher fühlen müssen.
Insgesamt verdeutlicht die Studie die Notwendigkeit, Antisemitismus an Hochschulen aktiv zu bekämpfen. Eine starke Wachsamkeit und umfassende Informationsangebote sind essenziell, um antisemitische Tendenzen zu erkennen und zu reduzieren. Weitere detaillierte Informationen sind in der Originalpublikation von Hinz, Marczuk und Multrus (2025) zu finden, die unter rp-online.de veröffentlicht wurde.
Details | |
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Vorfall | Antisemitismus |
Ort | Konstanz, Deutschland |
Quellen |