Deutsche Arbeitsstunden im Keller: Wo bleibt die Leistung?

Deutschland - Deutschland hat 2023 im OECD-Vergleich mit nur 1.036 geleisteten Arbeitsstunden je Einwohner im Erwerbsalter den drittletzten Platz belegt. Nur Frankreich (1.027 Stunden) und Belgien (1.021 Stunden) schneiden schlechter ab. Diese Zahlen sind das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und verdeutlichen die geringe Arbeitszeitgestaltung in Deutschland im Vergleich zu anderen Wirtschaftsnationen. Neuseeland führt die Liste an mit etwa 1.402 Arbeitsstunden, gefolgt von Tschechien (1.326 Stunden) und Israel (1.312 Stunden). Laut remszeitung.de haben sich die Arbeitsstunden in Deutschland im Vergleich zu 2013 (1.013 Stunden) zwar leicht erhöht, liegen aber deutlich unter dem Niveau der 1970er Jahre.
Der IW-Präsident Michael Hüther warnt eindringlich vor einem drohenden Fachkräftemangel, der sich bereits heute in geschlossenen Restaurants und überarbeiteten Pflegekräften zeigt. Bis Ende dieses Jahrzehnts könnten in Deutschland rund 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen. Die Erwerbsquote lag 2023 bei 77,2 Prozent, was über dem OECD-Durchschnitt von 69 Prozent liegt. Im Vergleich dazu haben andere europäische Länder wie Spanien (+15%), Griechenland (+21%) und Polen (+23%) ihre Arbeitszeiten in den letzten zehn Jahren deutlich gesteigert, während Deutschland lediglich um 2% zulegte, so berichtet spiegel.de.
Politische Reaktionen und gesellschaftliche Herausforderungen
Angesichts dieser Situation fordert Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eine Debatte über die Arbeitszeiten und einen Anstieg der geleisteten Arbeitsstunden in Deutschland. Umstritten sind in diesem Kontext auch Forderungen aus der Wirtschaft, wie beispielsweise das Streichen eines Feiertags. Die Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) betont die Notwendigkeit, mehr Arbeitskräfte zu gewinnen und die Arbeitsstunden zu erhöhen. Besonders wichtig sei dies für Frauen, von denen 49% in Teilzeit arbeiten, während der Anteil bei den Männern lediglich 11% beträgt.
Zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsstunden wurden ebenfalls vorgeschlagen. Bas erwähnt den Ausbau von Kinderbetreuung und steuerliche Prämien für den Wechsel in Vollzeit, um hindernisfrei in den Arbeitsmarkt einzutreten. Zudem äußert Historikerin Yvonne Robel zur Debatte um die Einführung einer Vier-Tage-Woche, dass sie ein gesellschaftlich sehr umstrittenes Thema darstellt, das weitreichende Diskussionen auslösen kann.
Ein Blick auf die Teilzeitarbeit
Aktuell arbeiten rund 30% der Erwerbstätigen in Deutschland in Teilzeit, was im Vergleich zu anderen Ländern wie Italien (18%) und Polen (6%) signifikant höher ist. Diese Zahl stellt eine Herausforderung dar, da ein Großteil des Arbeitskraftpotenzials ungenutzt bleibt. Das IW kritisiert außerdem den steilen Steuertarif, der Mehrarbeit unattraktiv macht, und plädiert für die Abschaffung von Fehlanreizen wie der Rente mit 63. Durch diese Maßnahmen könnte ein größerer Anreiz geschaffen werden, um mehr Stunden zu arbeiten und den drohenden Fachkräftemangel zu kompensieren, erläutert t-online.de.
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