Rentenreform: Garantiert, aber zu welchem Preis für die Bürger?

Deutschland - Der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD hat das Ziel, die Stabilität der Rente in Deutschland zu sichern. Ein zentrales Element ist, dass das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent gehalten werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen geplant, die unterschiedliche Gruppen von Beschäftigten ansprechen. So können Arbeitnehmer, die über 45 Jahre Berufserfahrung haben, künftig vorzeitig in Rente gehen. Gleichzeitig wird das Rentenalter von 67 Jahren nicht weiter erhöht, was für viele eine Erleichterung darstellt.

Zusätzlich werden neue Rentenmodelle eingeführt. Dazu gehören die „Frühstart-Rente“, die es ermöglicht, 10 Euro monatlich für jedes Kind bis 18 Jahre in ein Altersvorsorgedepot einzuzahlen, sowie die „Aktivrente“, bei der bis zu 2.000 Euro steuerfreies Gehalt für ältere Arbeitnehmer, die weiterhin aktiv sind, gezahlt werden. Auch eine verbesserte Mütterrente ist in Planung, die Frauen mit Geburten vor 1992 drei volle Rentenpunkte pro Kind zusichert.

Finanzierungsfragen und gesellschaftliche Herausforderungen

Der Arbeitgeberverband BDA warnt jedoch vor einem Anstieg des Beitragssatzes auf bis zu 20 Prozent, was derzeit bei 18,6 Prozent liegt. Der Sozialexperte Jochen Pimpertz sieht ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten, die zu einem anhaltend hohen Beitragssatz führen könnten. Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm kritisiert, dass der Koalitionsvertrag keine zukunftssicheren Lösungen für die Rentenversicherung bietet.

Die finanziellen Anstrengungen zur Stabilisierung des Rentenniveaus könnten Milliarden Euro jährlich kosten, die durch Steuermittel aufgebracht werden sollen. Die Prognosen zeigen, dass das Rentenniveau bis zum Jahr 2030 auf 46,9 Prozent und bis 2045 möglicherweise sogar auf 44,9 Prozent sinken könnte. Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf die Altersversorgung der zukünftigen Generationen haben und somit eine Diskussion über Altersarmut anstoßen. Die Linke hat bereits gefordert, das Rentenniveau auf 53 Prozent zu erhöhen, und kritisiert das festgelegte Niveau von 48 Prozent als unzureichend.

Zukunft der Rentenversicherung

Die Alterung der Gesellschaft führt gleichzeitig zu weniger Einzahlungen in die Rentenkasse und zu steigenden Altersbezügen. Daher wird die langfristige Finanzierung des Rentensystems voraussichtlich knifflig. Es wird ein kontinuierlicher Anstieg des Rentenbeitrags bis auf 19,7 Prozent bis 2027 und 21,2 Prozent bis 2035 prognostiziert. Dies wirft Fragen über die zukünftige Belastbarkeit der Rentenversicherung auf und erfordert eine ständige Überprüfung durch die Rentenkommission, die bis 2027 tätig sein soll.

Das Thema Altersvorsorge und die Stabilität des Rentensystems wird nicht nur von der Politik beleuchtet, sondern auch von Wissenschaftlern und Researchgruppen, die alternative Ansätze zur Betrachtung der finanziellen Zukünfte erarbeiten. Arbeiten wie die von Auerbach et al. (1991, 1992, 1994) zur generationalen Buchführung bieten neue Perspektiven und helfen, die Auswirkungen der fiskalischen Politik auf das Sparverhalten zu verstehen, was auch für die Rentenpolitik von Bedeutung ist. Der demografische Wandel sowie seine politischen Implikationen, wie sie von Breyer (2015) beschrieben wurden, zeigen die Dringlichkeit, das Rentensystem nachhaltig zu reformieren und nicht nur reaktiv zu agieren.

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Ort Deutschland
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