Bayerns Lehrerbildung im Wandel: 13 neue Empfehlungen für mehr Praxis und Inklusion!

Bayern beauftragt Expertenkommission zur Reform der Lehramtsausbildung. 13 Empfehlungen für praxisorientierte Lehrerbildung vorgestellt.
Bayern beauftragt Expertenkommission zur Reform der Lehramtsausbildung. 13 Empfehlungen für praxisorientierte Lehrerbildung vorgestellt. (Symbolbild/NAGW)

Bayerns Lehrerbildung im Wandel: 13 neue Empfehlungen für mehr Praxis und Inklusion!

Bamberg, Deutschland - Der Freistaat Bayern nimmt mit einer neuen Expertenkommission einen bedeutenden Schritt in Richtung Modernisierung der Lehramtsausbildung. Diese Kommission wurde damit beauftragt, Vorschläge zur Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung zu erarbeiten, um die Ausbildung praktikabler und attraktiver zu gestalten. Im Rahmen einer Präsentation des Gutachtens in München stellte Kommissionsleiter Martin Huber fest, dass viele junge Lehramtsstudierende sich unzureichend auf den Beruf vorbereitet fühlen. Dies zeigt den dringenden Bedarf an grundlegenden Veränderungen in der Lehrerausbildung, die über 30 Jahre stagniert ist.

Die Kommission, bestehend aus Prof. Dr. Cordula Artelt, Elias Stubenvoll und OStD Pankraz Männlein, hat in ihrem Gutachten 13 konkrete Empfehlungen formuliert. Zu den zentralen Empfehlungen zählen der Ausbau der Praxisorientierung im Studium, die Weiterentwicklung der Schulpraktika und eine erhöhte Aufmerksamkeit für Inklusion. Insbesondere wird vorgeschlagen, die Lehrkräftebildung enger mit dem Referendariat und den Fortbildungsangeboten zu verzahnen.

Empfehlungen und Ziele

Ein schneller Überblick über die empfohlenen Maßnahmen zeigt, dass sich die Kommission gegen eine generelle Strukturreform ausspricht. Sie bekennt sich zu den bestehenden Pfeilern der bayerischen Lehrkräftebildung, einschließlich der Beibehaltung einer zentralen Ersten Staatsprüfung und der schulartspezifischen Ausgestaltung der Lehrerbildung. Die Verbesserung der Datenlage für die Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung wird als notwendig erachtet, um zukünftige Schritte zu fundieren.

  • Ausbau der Praxisorientierung im Studium
  • Weiterentwicklung der Schulpraktika
  • Erhöhung der Inklusion in der Lehrerbildung
  • Engere Verzahnung von Studium, Referendariat und Fortbildung

Elias Stubenvoll hebt hervor, dass diese Empfehlungen die Chance auf einen Qualitätsschub in der Lehrkräftebildung darstellen. Gleichzeitig soll ein „Masterplan Lehrerbildung“ entwickelt werden, der die Umsetzung dieser Vorschläge vorantreibt.

Digitalisierung in der Lehrerbildung

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der aktuellen Diskussion zur Lehrkräftebildung Beachtung findet, ist die Digitalisierung. Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ fördert seit 2020 innovative Maßnahmen zur Integration digitaler Medien in die Ausbildung. Lehrkräfte müssen lernen, digitale Medien kritisch und kreativ im Unterricht einzusetzen. Dazu gehören unter anderem digitale Schulbücher, Videos zur Unterrichtsanalyse und die Nutzung von e-Portfolios zur Reflexion von Praxisphasen. Diese Projekte zielen darauf ab, Lehramtsstudierende optimal auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten und die Bedürfnisse der Schüler besser zu berücksichtigen. Corona, so zeigen die Entwicklungen, hat den Bedarf an digitaler Unterrichtskompetenz nochmals verstärkt.

Im Kontext der Digitalisierung wird auch auf die Notwendigkeit hingewiesen, Fachwissen didaktisch zu vermitteln und Schülerfeedback effektiv zu geben. Neben der fachlichen Ausbildung sollen die angehenden Lehrkräfte zudem den inklusiven Umgang mit Heterogenität erlernen. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Kompetenzerwerbsstrategie, die die Vielfalt der Schülerschaft in den Mittelpunkt rückt. Der Fokus liegt auf der Anpassung des Unterrichts an die Bedürfnisse aller Schüler, um diese als Chance zu begreifen statt als Herausforderung.

Praktische Ausbildung und zukünftige Herausforderungen

Ein Vorschlag der Kommission sieht auch eine Angleichung der Studiendauer vor: Mindestens 9 Semester für Gymnasiallehrkräfte und Sonderpädagogen sowie 7 Semester für andere Lehramtsstudierende. Dabei soll die praktische Ausbildung an verschiedenen Schulformen erfolgen, um den Studierenden den Übergang in den Berufsalltag zu erleichtern. Die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, bezeichnet diese Reformen als „historisch wichtiges Zeichen“ für die Gleichwertigkeit in der Bildung.

Allerdings ist die Umsetzung der Vorschläge an finanzielle Herausforderungen gebunden und unterliegt den Entscheidungen der Staatsregierung, die im Frühjahr 2026 einen Masterplan präsentieren möchte. Wissenschaftsminister Markus Blume spricht von einer „Evolution statt einer Revolution“ in der Lehramtsausbildung. Während die Diskussion über die Modernisierung der Lehrerbildung in Bayern voranschreitet, studieren aktuell etwa 35.000 Lehramtsanwärter im Freistaat, wobei viele von ihnen das Studium und das Referendariat abbrechen. Die genannten Vorschläge könnten helfen, diesen Trend umzukehren und den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten.

Das gesamte Gutachten der Expertenkommission ist online einsehbar unter Uni Bamberg.

Für weitere Informationen über die Digitalisierung in der Lehrerbildung besuchen Sie Qualitätsoffensive Lehrerbildung.

Zusätzliche Berichte und Analysen finden Sie in der Süddeutschen Zeitung.

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OrtBamberg, Deutschland
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