Coburg im Aufruhr: Waldrich-Mitarbeiter fordern Rücktritt der Geschäftsführung!

Coburg, Deutschland - Der Werkzeugmaschinenbauer Waldrich in Coburg steht vor einem erheblichen Stellenabbau und der Auslagerung von Unternehmensbereichen an externe Partnerfirmen. Am 2. März 2025 gab das Unternehmen bekannt, dass 70 Arbeitsplätze gestrichen und zwei Bereiche outgesourct werden sollen. Diese plötzlichen Veränderungen haben zu einem massiven Widerstand unter den Mitarbeitern und dem Betriebsrat geführt, die sich gegen die Entscheidungen der Geschäftsführung wehren.

Betriebsratsvorsitzender Jürgen Schindhelm äußerte in einer Versammlung am 26. Februar 2025, die von der IG Metall organisiert wurde, scharfe Kritik an der „alarmierenden Ignoranz“ der Unternehmensleitung. Die Belegschaft fordert ein nachvollziehbares Zukunftskonzept sowie einen tragfähigen Finanz- und Geschäftsplan. Auch der direkte Kontakt zum chinesischen Eigentümer Beijing No.1 wird gewünscht, um über die Unternehmensstrategie zu diskutieren.

Protest und Forderungen der Mitarbeiter

Die Mitarbeiter äußerten ihren Unmut während eines Protestmarsches am Waldrich-Werkstor. Sie verlangen unter anderem die Einhaltung des Ergänzungstarifvertrags, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, sowie die Auszahlung der aktuellen Zahlungen aus dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. Mit Unterstützung der IG Metall wird zudem der Rücktritt der Geschäftsführung gefordert. Waldrich rechtfertigt die Umstrukturierungen mit gestiegenen Kosten sowie gesellschaftlichen und politischen Veränderungen.

In einem größeren Kontext stellt sich die Situation bei Waldrich als Teil eines umfassenderen Strukturwandels dar, der die deutsche Industrie betrifft. Trotz eines stabilen Arbeitsmarktes zeigen Branchenvergleiche, dass insbesondere die Metall-, Elektro-, Stahl- und Bauindustrie unter Druck steht. Während die Erwerbstätigkeit in Bereichen mit niedrigeren Löhnen, wie Gesundheit und Pflege, wächst, sinkt die Anzahl von Arbeitsplätzen in der produzierenden Industrie, die als Grundlage des Wohlstands gilt.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Wirtschaftsfachmann Jens Südekum warnt bereits seit längerer Zeit vor einer Strukturkrise, die nicht nur konjunkturelle Gründe hat, sondern als langfristiges Problem betrachtet werden muss. Hohe Energiekosten, zunehmende Bürokratie, Fachkräftemangel und eine schlechte infrastrukturelle Anbindung belasten die deutsche Industrie massiv. Der ifo-Geschäftsklimaindex deutet zeitgleich auf eine Verschlechterung der Wirtschaftslage hin, während das Bundeswirtschaftsministerium einen stagnierenden Wirtschaftswachstum feststellt, insbesondere in der Industrie, die nun bereits einen Rückgang in der Produktion verzeichnet.

Es bleibt abzuwarten, wie die Situation bei Waldrich und in der gesamten Branche sich entwickeln wird. Die Forderungen der Mitarbeiter könnten eine bedeutende Rolle spielen, nicht nur für die Zukunft des Unternehmens, sondern auch für den Erhalt von Arbeitsplätzen in einer sich dramatisch verändernden wirtschaftlichen Landschaft. Die Sorgen über einen drohenden Stellenabbau sind dabei nicht unbegründet, insbesondere in einem Umfeld, in dem Unternehmen wie ZF und andere Zulieferer ebenfalls durch Einsparungen und Stellenstreichungen aufgefallen sind.

Details
Vorfall Stellenabbau
Ursache gestiegene Kosten, gesellschaftlicher Wandel, politischer Wandel
Ort Coburg, Deutschland
Quellen