Franziska Brychcy zieht sich aus Linke-Spitze zurück – Was steckt dahinter?

Franziska Brychcy tritt als Landesvorsitzende der Linken in Berlin zurück, um sich auf ihr Abgeordnetenhaus-Mandat zu konzentrieren.
Franziska Brychcy tritt als Landesvorsitzende der Linken in Berlin zurück, um sich auf ihr Abgeordnetenhaus-Mandat zu konzentrieren. (Symbolbild/NAG Archiv)

Berlin, Deutschland - Franziska Brychcy, die seit Mai 2023 als Landesvorsitzende der Linken in Berlin tätig ist, hat angekündigt, bei der bevorstehenden Vorstandswahl im Mai nicht erneut zu kandidieren. Diese Entscheidung gab die 41-jährige Politikerin, die auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin ist, heute bekannt. Ihre Zeit als Parteivorsitzende und die gleichzeitige Verantwortung im Abgeordnetenhaus betrachtet sie als zwei Vollzeitjobs, die sie nicht länger gemeinsam ausfüllen kann, insbesondere da sie auch fünf Kinder hat, die ihre Aufmerksamkeit benötigen. Die Ankündigung erfolgte in Abstimmung mit ihrem Co-Vorsitzenden Maximilian Schirmer, der plant, sich im Mai um das Amt zu bewerben. Der Berliner Landesverband der Linken zählte bis dato über 14.000 Mitglieder, was dem bevorstehenden Parteitag eine bedeutende Rolle verleiht.

Brychcy, die auch im Abgeordnetenhaus sitzt, sieht sich während ihrer Amtszeit mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Unter anderem gab es bewegte politische Jahre mit wichtigen Wahlen, bei denen die Linke in Berlin stärkste Kraft wurde. Dennoch standen der Partei auch schwierige Zeiten bevor, die durch Diskussionen über Antisemitismus und den Austritt prominenter Mitglieder geprägt waren. Ihr Fokus wird nun auf ihren parlamentarischen Verpflichtungen liegen.

Bedeutung der Lehrkräfteausbildung

In ihrer Rolle als bildungspolitische Sprecherin hat Brychcy sich ebenfalls intensiv mit dem drängenden Thema des Lehrkräftemangels an Berliner Schulen auseinandergesetzt. Sie fordert, dass die Zahl der Absolventen in Lehramtsstudiengängen erheblich steigen muss, um den Mangel zu beseitigen. Seit 2015 haben die Hochschulen zwar ihre Kapazitäten deutlich erhöht, doch die Zahl der Bachelor-Studienplätze stagniert. Zudem ist die Schwundquote unter Studierenden alarmierend hoch.

Im Wintersemester 2021/2022 absolvierten in Berlin lediglich 1271 Bachelor- und 994 Masterstudierende ihr Studium, was klar unter dem Bedarf lag. Hochgerechnet wären mindestens 3000 Absolventen nötig, um dem Lehrkräftemangel effektiv zu begegnen. Brychcy betont die Notwendigkeit einer verlässlichen Finanzierung für die Hochschulen, mit einem jährlichen Bedarf von 17 Millionen Euro bis 2028.

Erforderliche bundesweite Anstrengungen

Der Lehrkräftemangel zeigt sich nicht nur in Berlin, sondern ist auch ein bundesweites Problem, bei dem insgesamt 25.000 Lehrkräfte fehlen. Brychcy und ihre Partei haben Antrag im Abgeordnetenhaus eingebracht, um eine bundesweite Anstrengung mittels eines Staatsvertrages zu regeln. Diese Diskussionen stehen kurz vor der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl am 12. Februar und verdeutlichen den Handlungsbedarf im Bildungssystem.

Die Herausforderungen im deutschen Bildungssystem sind vielfältig und wurden durch verschiedene Studien aufgezeigt, die alarmierende Ergebnisse hinsichtlich der Ausstattung, Förderung und Entlastung von Lehrkräften liefern. Die OECD berichtet von hohen Arbeitszeitbelastungen und dem Einfluss sozialer Herkunft auf den Bildungserfolg. Besonders besorgniserregend sind die Rückschritte im digitalen Bereich sowie die steigenden psychischen Probleme unter Schüler:innen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind weitreichende Reformen und strukturelle Veränderungen im Bildungssystem notwendig. Der Lehrkräftemangel, der oft die Unterrichtsqualität gefährdet, und die kritische Situation der Schulgebäude, die mit einem Sanierungsbedarf von 54,8 Milliarden Euro konfrontiert sind, verdeutlichen die Dringlichkeit dieser Aufgaben. Die Zeit drängt, um zukunftsfähige Lösungen zu finden, insbesondere in Anbetracht der anstehenden Herausforderungen im Jahr 2025.

Für Brychcy, die ihren Fokus auch auf die eigenen politischen Aufgaben richtet, wird die weitere Entwicklung im Bildungsbereich ein wichtiges Thema bleiben, während sie voraussichtlich in ihrer Funktion im Abgeordnetenhaus weiterhin aktiv bleibt.

Insgesamt wird sich zeigen, wie sich die Linkspartei – und insbesondere Brychcy – in diesem komplexen und herausfordernden Umfeld behaupten wird.

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Ort Berlin, Deutschland
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