Geheime Rekrutierung: Wie der Mädelbund in Eschede entsteht
Eschede, Deutschland - Eine investigative Recherche der RTL-Journalistin Angelique Geray hat die Gründung einer neuen Frauenorganisation mit dem Namen „Mädelbund“ aufgedeckt. Diese fand am 22. und 23. März auf dem ehemaligen NPD-Hof Nahtz in Eschede statt. Der Mädelbund ist Teil der Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ (JN), die zur rechtsextremen Partei „Die Heimat“ gehört, welche aus der ehemaligen NPD hervorgegangen ist. Die Recherchen sind ein Gemeinschaftsprojekt von Stern und Recherche Nord, zwei Institutionen, die seit zwei Jahrzehnten über die extreme Rechte berichten.
Um Zugang zu den geschlossenen Strukturen der JN zu erhalten, trat Geray undercover auf. Sie gab sich als „Isa“ aus und bereitete sich über Monate auf diese Mission vor. In dieser Zeit nahm sie an Neonazi-Konzerten und Demonstrationen teil und traf sich mit Mädchen und jungen Frauen. Ihre Rolle als „Stützpunktleiterin“ in Berlin ermöglichte es ihr, Mitgliedsanträge für die rechtsextreme Partei zu sammeln und sich für den „Mädeltag“ in Eschede anzumelden, trotz der damit verbundenen Gefahren für ihre persönliche Sicherheit. Ein spezielles Sicherheitskonzept wurde implementiert, um ihre Identität zu schützen.
Indoktrination durch Propaganda
Die Aufnahmen, die während der Recherche gemacht wurden, zeigen, wie die Teilnehmerinnen des Mädeltags mit rechtsextremer Propaganda indoktriniert wurden. Sie sangen Nazi-Lieder und nahmen an Schulungen teil, die darauf abzielten, Inhalte für soziale Medien zu produzieren. Auf dem Gelände, das als „Heimathof“ bekannt ist, wurden nicht nur Hitlergrüße gezeigt, sondern auch politische Ziele wie die Familiengründung propagiert. André Aden von Recherche Nord bezeichnete die JN als Ausbildungsstätte für nationalsozialistische Kader, die gewaltsame Ideologien propagieren.
Das Potenzial des gewaltorientierten Rechtsextremismus in Deutschland wird derzeit auf ca. 14.500 Personen geschätzt, während das gesamte rechtsextremistische Personenpotenzial bei 40.600 Personen liegt. Der Verfassungsschutz beobachtet die JN aufgrund ihrer extremen Ansichten und ihres Wirkens. Brandenburgs Verfassungsschutzchef Jörg Müller hält die Offenheit dieser extremistischen Äußerungen für alarmierend.
Rekrutierung über soziale Medien
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Jungen Nationalisten moderne Plattformen wie TikTok und Instagram nutzen, um gezielt Mädchen und Frauen anzusprechen. Diese Form der Rekrutierung ist ein direkter Ausdruck der wachsenden Strategien, die Rechtsextreme in Zeiten von Krisen, beispielsweise den Terrorangriffen der Hamas, anwenden, um ihre Narrative zu verbreiten. Auf Social-Media-Kanälen finden sich auch ähnliche Inhalte, die das Ideologieangebot der JN unterstützen und verbreiten.
Im Juni 2024 fand ein Treffen von rund 50 Neonazis in Eschede statt, das in seiner Anlehnung an die Hitlerjugend ein deutliches Zeichen dafür war, wie wichtig der ehemalige NPD-Hof für die Neonazi-Szene geworden ist. Trotz der Schwere der Vorwürfe und der Beweise reagierte die JN bislang nicht auf die Anfragen von RTL und Stern und hat sich nicht zu den Recherchen geäußert.
Die Polizei Celle führte kürzlich eine Durchsuchung des „Heimathofs“ durch, bei der unter anderem eine Schusswaffe sichergestellt wurde. Diese Durchsuchung fand im Vorfeld der angekündigten Berichterstattung von RTL statt.
Die Recherche deckt eine besorgniserregende Entwicklung innerhalb der rechtsextremen Szene auf. Angesichts der Zahlen aus dem Verfassungsschutzbericht, wonach 2023 ein Anstieg rechtsmotivierter Straftaten von 22,4 % auf 25.660 Delikte verzeichnet wurde, ist die zunehmende Radikalisierung der Jugend, speziell durch Gruppen wie die Jungen Nationalisten, alarmierend.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Recherche von dewezet.de und rtl.de wichtige Einblicke in die Machenschaften der Jungen Nationalisten liefert. Die Zahlen des Verfassungsschutzes verdeutlichen zusätzlich den besorgniserregenden Anstieg von rechtsextremistischen Aktivitäten in Deutschland.
Details | |
---|---|
Vorfall | Rechtsextremismus |
Ort | Eschede, Deutschland |
Quellen |