Deutschland gut vorbereitet: Schwarze Stunde für die Stromversorgung?

Deutschland - Am Montagabend äußerte sich Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, in der ARD zu den aktuellen Befürchtungen eines großflächigen Stromausfalls in Deutschland. Er verwies darauf, dass ein solcher Ausfall als sehr unwahrscheinlich einzustufen sei. Das deutsche Stromnetz ist nach einem redundanten System konzipiert, das es ermöglicht, dass der Ausfall einer einzelnen Leitung nicht zwangsläufig zu einem Zusammenbruch des gesamten Systems führt. Müller erklärte, diese N-1-Struktur garantiere, dass auch im Fall eines Leitungsdefekts der Betrieb aufrechterhalten werden kann.

Zusätzlich betonte er die Bedeutung weitreichender Sicherungssysteme im Netz. Für den Fall eines Stromausfalls stehen schwarzstartfähige Kraftwerke bereit, die das Netz ohne externe Stromquellen wieder in Gang setzen können. Diese Fähigkeit, bekannt als Schwarzstart, stellt sicher, dass Deutschland gut vorbereitet ist, um in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben.

Technische Herausforderungen und Lösungen

Die Wiederherstellung des Stromnetzes nach einem Blackout ist ein komplexes Unterfangen, wie eine Untersuchung zeigt. Forscher haben herausgefunden, dass dezentrale Wind- und Solaranlagen im Falle eines Blackouts nur dann funktionsfähig sind, wenn sie zentral ferngesteuert werden und spezielle Störfall-Modi besitzen. Aktuell fehlt es jedoch an der technischen Infrastruktur, um diese Steuerung effizient umzusetzen. Die Stabilität des Stromnetzes, die von Spannung und Frequenz des Wechselstroms abhängt, ist eine entscheidende Grundlage, da erhebliche Abweichungen zu einem Kollaps führen können.

Die Übertragungsnetzbetreiber haben bereits automatisierte Schutzmechanismen und Notfallprotokolle entwickelt, die präventiv Blackouts verhindern sollen. Nach einem Stromausfall agieren die schwarzstartfähigen Kraftwerke, wie beispielsweise Gas- oder Wasserkraftwerke, indem sie Strom einspeisen und somit Inseln im Netz bilden, um die Stabilität zu gewährleisten. Die Verantwortung für das Hochfahren nach einem Blackout liegt derzeit bei den Betreibern der Hochspannungsnetze. Angesichts der fortschreitenden Energiewende, die eine dezentrale Stromerzeugung vorantreibt, werden jedoch auch Verteilnetzbetreiber zunehmend in die Pflicht genommen, das Wiederhochfahren zu organisieren.

Resilienz in der Energieversorgung

Im Kontext der Energiewende stehen die deutsche Stromversorgung und deren Resilienz vor entscheidenden Herausforderungen. Die Veränderungen im Energiesektor sind gravierend; große konventionelle Kraftwerke weichen zunehmend erneuerbaren und dezentralen Energiequellen. Auch der Klimawandel trägt mit seinen zunehmend extremen Wetterereignissen zur Belastung der zuverlässigen Stromversorgung bei. Die Resilienz der Stromversorgung muss daher so gestaltet werden, dass sie auch während und nach Störungen verfügbar bleibt.

Das RESIST-Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, die Resilienz der Stromversorgung in Deutschland zu steigern. Hierbei wird ein Werkzeugkasten entwickelt, der die Resilienz in allen Phasen der Transformation zur Energiewende integriert und in Echtzeit darstellt. Zudem sind Handlungsoptionen vorgesehen, um die Systemresilienz über kritische Phasen hinweg zu optimieren. Die Frage bleibt, wie Resilienz quantifiziert und operationalisiert werden kann, um eine zukunftssichere Stromversorgung zu garantieren.

Insgesamt zeigt sich, dass Deutschland gut gewappnet ist gegen potenzielle Störungen im Stromnetz, jedoch auch die fortlaufende Anpassung an neue Herausforderungen unerlässlich bleibt. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie effektiv diese Herausforderungen gemeistert werden können.

Weitere Informationen finden Sie bei MDR, Saurugg und Fraunhofer EMI.

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Vorfall Sonstiges
Ort Deutschland
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