Die vergessene Geschichte von studiVZ: Ein deutsches Facebook?

Deutschland - Die Geschichte von studiVZ, der einstigen Plattform für Studierende in Deutschland, ist eine spannende und lehrreiche Episode der Internetentwicklung des Landes. 2005 von Ehssan Dariani und Dennis Bemmann gegründet, wuchs studiVZ schnell zur am schnellsten wachsenden Internetseite in Deutschland. Assistiert von einer ansprechenden Nutzeroberfläche, die mit Begriffen wie „Immatrikulieren“ anstelle von „Registrieren“ spielte, zielte die Plattform darauf ab, Studierende in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu vernetzen, indem sie Funktionen wie Profile, Gruppen, Nachrichten und Veranstaltungen bot berichtet die FAZ.

Die Plattform erlangte besonders im Jahr 2006 große Popularität, als sie über 1 Million Nutzer zählte. Bis zu ihrem Höhepunkt im Jahr 2009 erreichte sie sogar rund 6,2 Millionen aktive Nutzer. Doch nach und nach sanken diese Zahlen drastisch. Im Jahr 2012 waren nur noch 591.000 Nutzer registriert. Die Gründung von studiVZ fiel in eine Zeit, in der soziale Medien weltweit aufkamen; Facebook, das 2004 ins Leben gerufen wurde, war bereits international erfolgreich und bot eine benutzerfreundliche Plattform, die studiVZ kaum gewachsen konnte so das Urteil von Gerichte und Urteile.

Die Herausforderung der Innovation

Die Konkurrenz war stark: Neben Facebook gab es auch andere soziale Netzwerke wie XING, LinkedIn und Instagram, die unterschiedliche Zielgruppen ansprachen. Diese Netzwerke konnten durch ständige Innovation und ein globales Wachstumsscaffold die Attraktivität von studiVZ übertreffen. Trotz erfolgreicher Anfangsjahre konnte die Plattform sich nicht fortlaufend weiterentwickeln und musste schließlich 2017 Insolvenz anmelden ergänzt die Analyse von Gerichte und Urteile.

Die Schwierigkeiten im Umgang mit Datenschutz, die über die Jahre in Deutschland einen zentralen Platz einnahmen, trugen erheblich zur Abwärtsspirale von studiVZ bei. Nutzer klagten über anonyme Belästigungen und Mobbing, während die Plattform selbst rechtliche Herausforderungen aufgrund von Datenschutzskandalen gegenüberstand. Dies endete mit der Schließung der Plattform im Jahr 2022.

Ein deutsches Facebook?

In einer neuen Dokumentation mit dem Titel „Gruschel mich! – Die studiVZ-Story“, die am 19. Februar 2025 im NDR ausgestrahlt wird, reflektiert Gründer Dariani über die Anfänge und Herausforderungen von studiVZ. Er taucht in die Möglichkeiten ein, die ein deutsches Pendant zu Facebook hätten schaffen können, und erörtert, wie die Plattform im Vergleich zu ihrem amerikanischen Pendant in Bezug auf Datenschutzbestimmungen abschloss. Ein Angebot von Mark Zuckerberg, studiVZ für 5 bis 6 Prozent der Anteile an Facebook zu übernehmen, wurde abgelehnt, was rückblickend wie eine folgenschwere Entscheidung erscheint. Der Verkauf an die Verlagsgruppe Holtzbrinck im Jahr 2007 für 85 Millionen Euro markierte einen weiteren Wendepunkt führt die FAZ aus.

Die StudiVZ-Geschichte spiegelt eine größere Entwicklung in der digitalen Welt wider, die ihre Anfänge bereits in den 1940er Jahren mit den ersten Digitalcomputern nahm. Kommunikationshistoriker:innen weisen darauf hin, dass die Evolution sozialer Medien als Teil einer langen ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung zu betrachten ist so die bpb. Die Errungenschaften, Herausforderungen und der letztendliche Niedergang von studiVZ liefern wertvolle Einblicke in den Umgang mit sozialen Medien in Deutschland und die daraus resultierenden Lektionen über Innovationskraft, Nutzerverhalten und Datenschutz.

Details
Vorfall Insolvenz
Ursache gescheiterte Modernisierungsversuche
Ort Deutschland
Schaden in € 85000000
Quellen