Frühling der Herausforderungen: Schäfer kämpft gegen Wölfe und Krankheiten
Scheeßel, Deutschland - In der Schäferei Wümmeniederung in Scheeßel hat die diesjährige Lammzeit begonnen. Schäfer Holger Benning erwartet zwischen April und Mai etwa tausend Lämmer. Diese intensive Saison erfordert einen enormen Einsatz, da Benning und sein Team bis zu 20 Stunden täglich arbeiten, um die Schafe zu beobachten und zu betreuen. Die Herde umfasst rund 2.000 Schafe verschiedener Rassen, wobei die genaue Anzahl je nach Jahreszeit schwankt. Die Muttertiere stammen von robusten, heimischen Rassen, während die Böcke aus Fleischrassen zur Sicherstellung der Lammqualität gewählt werden. In dieser Zeit unterstützen sieben Teilzeitkräfte Benning, wobei diese nicht direkt bei den Geburten helfen müssen.
Die aktuellen Herausforderungen wird auch von der Blauzungenkrankheit verstärkt, die viele Lämmer dazu bringt, verspätet zur Welt zu kommen. Trotz dieser Schwierigkeiten setzt Benning seit 2011 zur Sicherung seiner Herde auf Kangal-Hunde, um den Schutz vor Wölfen zu gewährleisten. Aktuell trainiert er 30 Hütehunde und Welpen, da die Anzahl der Wölfe in der Region stetig zunimmt. In der Umgebung sind elf Wolf-Rudel bekannt, deren Angriffe für Schafherden katastrophale Folgen haben können.
Schutzmaßnahmen und finanzielle Belange
Das alleinige Vertrauen auf Zäune ist nicht ausreichend, da Wölfe diese leicht überwinden können. Daher investiert Benning jährlich bis zu 80.000 Euro in verschiedene Schutzmaßnahmen, einschließlich Elektrozäunen, Nachtbeleuchtung und GPS-Sensoren. Die wirtschaftliche Lage bleibt jedoch angespannt: Die Agrar-Direktzahlungen sinken, während die Kosten für Personal, Versicherungen und Energie steigen. Trotz seines Engagements für die Landschaftspflege und Artenvielfalt fehlt es an politischer Unterstützung. Benning wünscht sich Planungssicherheit und gerechte Bezahlung für seine Arbeit.
Die Schäferei Wümmeniederung engagiert sich aktiv in Naturschutzprojekten, arbeitet mit Schulklassen und zieht jährlich Hunderte Lämmer groß. Benning zeigt sich erfreut über den Rückhalt aus der Bevölkerung, was als positiver Aspekt in diesen herausfordernden Zeiten wahrgenommen wird.
Biodiversität und Landwirtschaft
Die Herausforderungen, mit denen Benning und andere Schäfer konfrontiert sind, stehen im Zusammenhang mit einer breiteren Problematik der landwirtschaftlichen Nutzung in Deutschland. Über 50% der Landesfläche wird zur Landwirtschaft verwendet, was eine besondere Bedeutung für die Lebensräume von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen hat. Die Intensivierung im Pflanzenbau und die Industrialisierung der Tierhaltung führen jedoch zu einem Verlust der biologischen Vielfalt. Viele natürliche Landschaftselemente, die für wildlebende Tiere und Pflanzen unerlässlich sind, wurden entfernt oder stark verändert.
Laut dem Umweltbundesamt ist der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen und der hohe Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für viele negative ökologische Effekte verantwortlich. 52% des Artenbestandes in Deutschland sind in artenreichen Grünlandstandorten zu finden, was die Bedeutung extensiver Weideflächen untermauert.
Benning und seine Schäferei stehen somit im Spannungsfeld zwischen der Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz und dem Erhalt der Biodiversität. Während die aktuelle Lammzeit eine Phase intensiven und körperlich fordernden Arbeitseinsatzes darstellt, sind die langfristigen Herausforderungen durch die Landwirtschaftspolitik und die Veränderungen in der Natur ebenfalls nicht zu vernachlässigen.
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Ort | Scheeßel, Deutschland |
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