Erste Erkenntnisse zum First-Person-Effekt: Wie wir uns selbst wahrnehmen

UNI Med Hamburg, Deutschland - In der Psychologie der Kommunikation spielt der First-Person-Effekt eine entscheidende Rolle. Dieser beschreibt, dass Menschen die Auswirkungen sozial erwünschter Botschaften auf sich selbst stärker einschätzen als auf andere. Professor Dr. Roman Soucek und sein Forscherteam haben in einer aktuellen Veröffentlichung theoretische Erklärungen und empirische Belege für den First-Person-Effekt bei solchen Nachrichten geliefert. Sie fanden heraus, dass dieser Effekt nicht immer zuverlässig auftritt, wenn sozial erwünschte Botschaften allgemein betrachtet werden. Ein zentraler Grund dafür ist ein intraindividueller Konflikt zwischen egoistischer Selbstaufwertung und moralischer Selbstaufwertung. Während die egoistische Selbstaufwertung besagt, dass „intelligente Menschen sich nicht so leicht beeinflussen lassen“, stellt die moralische Selbstaufwertung die Forderung auf, dass eine moralische Person sich für moralische Anliegen beeinflussen lassen sollte.

Diese Differenzierung führt zu einer negativen Wahrnehmung der moralischen Selbstaufwertung, was die Wahrscheinlichkeit eines First-Person-Effekts verringern kann. Der Studiengang von Soucek und Kolleg:innen zeigt zudem, dass Reaktanz – also der Widerstand gegen Überzeugungsversuche – eine limitierende Bedingung für das Auftreten eines First-Person-Effekts ist. Ihre Forschung belegt, dass die wahrgenommene Wirksamkeit von Botschaften in Verbindung mit Reflexion steht, was den Effekt verstärken kann. Dies ist ein weiterer Aspekt des komplexen Zusammenspiels zwischen Individuum und sozialen Botschaften, der in der Kommunikation von Werbung und anderen Medieninhalten von Bedeutung ist.

Zusammenhang mit dem Third-Person-Effekt

Der First-Person-Effekt steht in engem Zusammenhang mit dem Third-Person-Effekt (TPE), der postuliert, dass Menschen die Auswirkungen von Massenkommunikation auf andere als stärker wahrnehmen als auf sich selbst. Laut einer Analyse, die in der Publikation von Moser et al. veröffentlicht wurde, zeigen Meta-Analysen, dass der Third-Person-Effekt für unerwünschte Botschaften deutlich zu erkennen ist (d = 0,83). Bei wünschenswerten Botschaften hingegen konnte ein First-Person-Effekt festgestellt werden, jedoch blieb dieser in zwei Meta-Analysen umstritten. In der zweiten Meta-Analyse, die sich auf Public Service Announcements konzentrierte, wurde ein First-Person-Effekt (d = -0,16) gefunden, nachdem methodisch problematische Studien ausgeschlossen wurden.

Diese Unklarheiten über die Bedeutung des „Einflusses“ sozialer Botschaften werfen Fragen über die Reproduzierbarkeit und Validität von Studien auf. Besonders der Einfluss von Werbung wird als entscheidend für die Überzeugung betrachtet, und die Ergebnisse zeigen, dass diese eine klare Funktion hat. Zukünftige Forschungen sollten sich daher gezielt mit den sozialen Auswirkungen von Werbung und deren Wünschbarkeit befassen.

Wichtige Theorien und historische Perspektiven

Der Third-Person-Effekt hat seine Wurzeln in W. Philipps Davisons Aufsatz von 1983. In diesem beschreibt er die Wahrnehmungskomponente, die besagt, dass Menschen glauben, andere wären stärker von medialen Inhalten beeinflusst. Diese Wahrnehmung beeinflusst wiederum die Einstellungen, Verhaltensabsichten und das Verhalten der Individuen. Ein bemerkenswertes Beispiel aus der Geschichte ist die Verwendung von Flugblättern durch die japanische Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs, die zwar die Entscheidungen der Offiziere beeinflussten, jedoch nicht die der Soldaten selbst.

Seit den 1980er-Jahren gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zum Third-Person-Effekt. Durch die Forschung sind zwei Komponenten herausgearbeitet worden: Die Wahrnehmungs- und die Effektkomponente. Es wurde festgestellt, dass Personen davor scheuen, die eigene Verwundbarkeit zu akzeptieren und somit den Einfluss auf sich selbst unterschätzen.

Zusammengefasst verdeutlicht die Forschung, dass sowohl der First-Person-Effekt als auch der Third-Person-Effekt bedeutende Faktoren in der Kommunikationspsychologie darstellen. Die Dynamik zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, wie Botschaften wahrgenommen und interpretiert werden. Durch die Untersuchung dieser Effekte wird das Verständnis über die Wechselwirkungen zwischen Individuen und Massenkommunikation vertieft und bietet wertvolle Ansätze für künftige Forschung.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die detaillierten Studien bei Medical School Hamburg, PLOS One und Journalistikon einsehen.

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Vorfall Sonstiges
Ort UNI Med Hamburg, Deutschland
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