Kirchen müssen unbequemen Wahrheiten zum Thema Migration sagen!

Heinrich Bedford-Strohm fordert die Unabhängigkeit der Kirchen in der Demokratie beim Gespräch über Migration in Sachsen-Anhalt.
Heinrich Bedford-Strohm fordert die Unabhängigkeit der Kirchen in der Demokratie beim Gespräch über Migration in Sachsen-Anhalt. (Symbolbild/NAG Archiv)

Stendal, Sachsen-Anhalt, Deutschland - Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende des Weltkirchenrates, hat kürzlich die entscheidende Rolle der Unabhängigkeit der Kirchen in einer demokratischen Gesellschaft betont. Während eines Gesprächsabends in Stendal, Sachsen-Anhalt, äußerte er seine Besorgnis über die Forderungen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der eine stärkere politische Zurückhaltung der Kirchen verlangt. Bedford-Strohm wies darauf hin, dass ein solches Verhalten den grundlegenden Werten der Kirchen widersprechen und diese von ihrer sozialen Verantwortung abbringen würde berichtete.

Bedford-Strohm verglich die Forderungen nach politischer Zurückhaltung mit den Haltungen, die in autokratisch regierten Staaten zu finden sind. „In Demokratien haben solche Ansichten keinen Platz“, erklärte er und forderte die Kirchen auf, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern.

Kirchen und Migration

Diese generelle Auffassung der Verantwortung der Kirchen wird unterstrichen durch die Veröffentlichung eines gemeinsamen Migrationswortes durch die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 21. Oktober 2021. Unter dem Titel „Migration menschenwürdig gestalten“ wurde ein Dokument erstellt, das als ökumenisches Grundlagenwort zu Migration und Flucht verstanden wird. Es zielt darauf ab, handlungsleitende Orientierungen zu formulieren, die unter Berücksichtigung der Menschenwürde helfen sollen, Migration zu gestalten merkt die DBK an.

Bedford-Strohm selbst hob in diesem Kontext die Missachtung von Würde und Rechten von Geflüchteten hervor und forderte eine europäische Flüchtlingspolitik, die sich klar an Menschenrechten orientiert. In den letzten Jahren sei die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels in der Migrationspolitik offensichtlich geworden, um die Ursachen von unfreiwilliger Migration zu bekämpfen, wie Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins erklärte.

Wichtige gesellschaftliche Aspekte

Das Migrationswort thematisiert auch die Erosion des Multilateralismus in der EU, ein Punkt, den Prof. Dr. Hannes Schammann anspricht. Dies ist besonders relevant in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in der Migrationspolitik, die oft auf die Verhinderung von Migration fokussiert ist. Die Mitglieder der Ökumenischen Arbeitsgruppe, die das Migrationswort vorbereitet hat, betonen die historische Verbindung des Christentums mit Migration und Flucht und fordern eine gerechte Migrationsordnung wie die EKD hervorhebt.

Abschließend wird auf die biblisch-theologischen Perspektiven und die Grundlagen einer christlichen Migrationsethik hingewiesen sowie auf die politisch-rechtlichen Fragen, die im Migrationskontext von Bedeutung sind. Die Thesen für kirchliches und gesellschaftliches Handeln, die in dem Dokument formuliert werden, sind andererseits ein Aufruf an die gesamte Gesellschaft, sich verstärkt für Menschenrechte einzusetzen und ein solidarisches Miteinander zu fördern.

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Ort Stendal, Sachsen-Anhalt, Deutschland
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