Zukunft gestalten: Studierende untersuchen OSINT zu Migration und Krieg

European New School, Deutschland - Am 14. Februar 2025 fanden an der European New School (ENS) zwei Seminare statt, die sich mit gesellschaftspolitischen Fragen in der heutigen Zeit beschäftigten. Geleitet von Prof. Dr. Miglė Bareikytė und Dr. Silvan Pollozek lag der Schwerpunkt dieser Veranstaltungen auf der Nutzung von Open Source Intelligence (OSINT). Dieses Konzept gewinnt zunehmend an Bedeutung, da es die Sammlung und Analyse von Informationen aus offenen Quellen ermöglicht, um umsetzbare Erkenntnisse zu gewinnen.

Während des Wintersemesters 2024/25 setzten sich die Studierenden intensiv mit den Themen auseinander. Das erste Seminar, geleitet von Bareikytė, widmete sich der Frage: „How to investigate conflict on digital platforms? OSINT in the context of war“. Pollozek konzentrierte sich hingegen auf „Open Source Intelligence (OSINT) investigations in the context of migration and border control“. Die Teilnehmer experimentierten mit digitalen Tools und Methoden zur praktischen Anwendung von OSINT.

Data Sprint zur praktischen Anwendung von OSINT

Ein Höhepunkt der Seminare war ein intensiver, zweitägiger Data Sprint, der den Studierenden die Möglichkeit bot, Datensammlung und -auswertung zu erlernen. Mentoren wie Guillen Torres von der Universität Amsterdam und Galen Reich von Bellingcat unterstützten die Gruppen bei ihren Forschungsfragen sowie Methoden. In diesem Rahmen wurden vier verschiedene studentische Forschungsgruppen gebildet, die sich mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzten:

  • Die Untersuchung von Desinformationspraktiken in X-Kommentaren zu deutschen Zeitungsartikeln über Waffenlieferungen an die Ukraine.
  • Kartierung von Pushbacks an der polnisch-belarussischen Grenze.
  • Verifizierung der Zerstörung ziviler Infrastruktur in der Ukraine mithilfe von Satellitenbildern und sozialen Medien.
  • Vergleich verschiedener Narrative über humanitäre Hilfe in Gaza anhand von Nachrichtenbeiträgen und Social-Media-Posts.

Die Ergebnisse dieser Recherchen wurden am 7. Februar präsentiert, und die Studierenden hatten dadurch Gelegenheit, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit OSINT vorzustellen.

Die Relevanz von OSINT im aktuellen Kontext

Open Source Intelligence hat in den letzten Jahren, insbesondere im Kontext des Ukraine-Konflikts, an Bedeutung gewonnen. OSINT wird nicht nur für nationale Sicherheitsanliegen, sondern auch für die Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen und zur Bekämpfung von Fehlinformationen eingesetzt. Informationen aus offenen Quellen helfen dabei, militärische Bewegungen zu verstehen und die Realität des Konflikts besser zu bewerten. Die Praktiken von Institutionen wie Bellingcat, die erfolgreich OSINT-Techniken genutzt habe, um Verdächtige im Fall des Malaysia Airlines Flug 17 zu identifizieren, leisten einen wertvollen Beitrag in diesem Bereich.

Die Verifizierung der Informationen ist jedoch herausfordernd, da OSINT-Daten nicht immer mit einer objektiven Realität übereinstimmen. Das Center for Information Resilience und Oryx dokumentieren aktiv zerstörte und erbeutete Ausrüstungen im Ukraine-Konflikt und beleuchten somit wichtige Themen. Die dezentrale und crowdsourcete Natur von OSINT erlaubt es, Wahrheiten zu veröffentlichen und schafft Raum für verschiedene Perspektiven, die möglicherweise von zentralen Autoritäten verborgen gehalten werden.

Die Seminare an der ENS bilden daher einen wichtigen Schritt in der Ausbildung und Sensibilisierung von Studierenden, somit einen Beitrag zur Entwicklung der OSINT-Techniken, die für das Verständnis komplexer gesellschaftlicher und politischer Fragestellungen von zentraler Bedeutung sind.

Für weitere Informationen zu den Seminaren und OSINT besuchen Sie die Seiten von European New School und data.europa.eu.

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Vorfall Sonstiges
Ort European New School, Deutschland
Quellen