Falken retten Baustelle: Kran bleibt für Vogelnachwuchs stehen!

Misburg, Hannover, Deutschland - Im Stadtteil Misburg von Hannover hat sich die Baustelle der Baufirma Gundlach in ein Notquartier für zwei Turmfalken verwandelt. Diese beiden Vögel haben ihr Nest in einem Baukran angelegt, der ursprünglich für den Abbau vorgesehen war. Um den Falkeneltern die Brutzeit zu sichern, gewährt die Baufirma den gefiederten Bewohnern ein sogenanntes „Kran-Asyl“. Dies stellt eine wichtige Entscheidung dar, da Turmfalken unter Naturschutz stehen und ein Umzug des Nests komplizierte genehmigungsrechtliche Verfahren nach sich gezogen hätte. Die Brutzeit der Falken beträgt 29 Tage, gefolgt von einem Zeitraum, in dem die Jungfalken das Fliegen lernen müssen. Daher wird der Kran voraussichtlich länger stehen bleiben, als ursprünglich geplant. Gundlach bewirbt das kommende Wohnviertel auch mit einem Prospekt für Naturnähe zur Umgebung des Mittellandkanals und dem Naturschutzgebiet Misburger Wald, um den positiven Einfluss der Natur auf das Wohnangebot zu unterstreichen.

Die erfolgreiche Aufzucht von Turmfalken hat auch anderswo für Aufsehen gesorgt. Dr. Dieter Hegemann hat in diesem Sommer mehrere junge Turmfalken großgezogen, nachdem ein Hofbesitzer ein tot aufgefundenes Weibchen in seiner Scheune entdeckte. Er wandte sich an den Naturschutzbund ABU, welcher auf Rat Dr. Hegemanns sechs Jungvögel bergen ließ. Am 9. Juni wurden die Vögel in Obhut genommen und zeigten sich von Beginn an als gute Esser. Nach nur 11 Tagen konnten sie selbstständig fressen und wogen nach zwei Wochen zwischen 206g und 258g. Ein junger Falken hinzugezogen, verwandelte die Voliere in ein erfolgreiches Aufzuchtprojekt. Am 13. Juli wurden die Türen der Voliere geöffnet, und die meisten Jungvögel verließen diesen Ort sofort.

Naturschutz für Turmfalken

Die Situation der Turmfalken ist jedoch nicht nur in Hannover besorgniserregend. Der Bestand der Geschöpfe nimmt ab, unter anderem aufgrund von Nahrungsmangel, dem Verlust ihrer Nistmöglichkeiten und der Veränderung ihres Lebensraumes. Historisch gesehen nisten Turmfalken gerne in Kirchtürmen und alten Scheunen, die jedoch oft saniert werden, ohne dabei an den Erhalt von Nistplätzen zu denken. Dies gefährdet die Fortpflanzung der Art.

Um die Stabilität ihrer Bestände zu fördern, sind Maßnahmen nötig, die zukünftigen Generationen diesen eindrucksvollen Vogel erhalten. Das Projekt „Lebensraum Kirchturm“ hat bereits viele kirchliche Gemeinden mobilisiert, um pastorale und gemeindliche Verantwortliche zu informieren und sie für den Bedarf an Nistmöglichkeiten zu sensibilisieren. Auch landwirtschaftliche Flächen, die frei von Pestiziden sind, unterstützen die Artenvielfalt und bieten Lebensraum für Kleinsäuger, die die Hauptnahrungsquelle der Turmfalken darstellen.

Die Erhaltung von Hecken und Schutzmaßnahmen für andere Vogelarten, wie Krähen und Elstern, fördern die Nistmöglichkeiten und tragen zur Stabilität der Turmfalkenpopulationen bei. Langfristig benötigen diese Vögel jedoch offene Landschaften mit geeigneten Nahrungsangeboten, um in unseren Städten und der Natur weiter bestehen zu können.

Insgesamt zeigt die Unterstützung für Turmfalken, dass der Mensch aktiv dazu beitragen kann, ihren Lebensraum zu erhalten und ihre Population zu stabilisieren. Die aktuellen individuellen Initiativen, wie die in Hannover und die erfolgreichen Aufzuchtprojekte, sind Schritte in die richtige Richtung.

Für weitere Informationen zu den aktuellen Turmfalkenprojekten können folgende Links besucht werden: Dewezet, ABU Naturschutz und NABU.

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Ort Misburg, Hannover, Deutschland
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