Fischerei am Bodensee: Neue Wege nach dem Felchenverbot!
Friedrichshafen, Deutschland - Der Felchenfang im Bodensee steht derzeit vor großen Herausforderungen. Ein dreijähriges Fangverbot, das seit Januar 2024 in Kraft ist, führte dazu, dass die Berufsfischer in der Region neue Wege suchen müssen. Dieses Verbot, beschlossen von der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF), wurde notwendig aufgrund des dramatischen Rückgangs des Blaufelchenbestands im Bodensee. Im Jahr 2022 fingen die Fischer nur noch rund 21 Tonnen Felchen, im Vergleich zu über 800 Tonnen vor zwei Jahrzehnten. Der hohe Stichlingsbestand und der Klimawandel werden als zentrale Probleme für die Fischpopulationen gesehen, daher soll nun verstärkt auf andere Fischarten wie Rotaugen, Barsche, Hechte und Welse gesetzt werden.
Berufsfischer wie Paul Lachenmeir und Anita Koops versuchen, sich an diese neue Regelung anzupassen. Lachenmeir verkauft in seinem Geschäft an der Rotachmündung Wildkarpfen und andere Fische. Trotz der Herausforderungen durch die niedrigen Wasserspiegel im Bodensee bleibt sein Geschäft freitags und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Er hat seine Fischerei-Anlage mit viel Arbeit und Mitteln wiederhergestellt. Der Wildkarpfen erfreut sich zunehmend bei den Kunden wachsender Beliebtheit, da neue Zubereitungsarten wie Ceviche und Fischfrikadellen angeboten werden, die es erleichtern, Gräten zu reduzieren oder sogar ganz zu eliminieren. Allerdings steht ihm der Verkauf von Fischfrikadellen wegen der Wohngebietsnutzung nicht offen, was zu Missverständnissen mit der Stadt geführt hat.
Die Auswirkungen des Fangverbots
Das Fangverbot führt nicht nur zu einem Rückgang der Felchenfänge, sondern zwingt die Fischer auch, neue Fischarten in ihre Angebote aufzunehmen. Koops und Liebsch betreiben eine traditionelle Räucherei am Fischbacher Hafen, in der sie Aal, Wildkarpfen, Saibling und andere Fische anbieten. Ihre Räucherei ist ein Beispiel dafür, wie lokale Fischer versuchen, ihr Geschäft durch Diversifizierung aufrechtzuerhalten.
Die IBKF sieht die Notwendigkeit, weitere Maßnahmen zur Bestandserholung einzuleiten. Dazu gehören unter anderem Einschränkungen beim Einsatz von Netzen und Angelhaken sowie die Einführung zusätzlicher Netztypen, um die Fischpopulationen zu schützen. Ein internationales Kormoranmanagement wird ebenfalls umgesetzt, da dieser Vogel als gefährlicher Feind der Wildfischbestände gilt.
Langfristige Herausforderungen der Fischerei
Langfristig steht die Berufsfischerei am Bodensee auf der Kippe. Tourismus, Trinkwassergewinnung und Umweltfragen haben derzeit oberste Priorität. Gleichzeitig nimmt die Zahl der aktiven Berufsfischer kontinuierlich ab. Die Nachfrage nach regionalem Fisch wird vermehrt durch Importe gedeckt, die jedoch einen ökologischen Fußabdruck haben, der die Vorteile des Nährstoffrückgangs neutralisiert. Branchenexperten betonen, dass Aquakultur von lokal nachgefragten Fischarten eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Fischerei am Bodensee spielen könnte, um die Herausforderungen der letzten Jahre zu überwinden.
Die Notwendigkeit gemeinsamer Gespräche zwischen den Fischern und der Stadt wird immer deutlicher, um zukünftige Missverständnisse zu vermeiden und die lokalen Fischer in ihrer schwierigen Lage zu unterstützen. Die neuesten Entwicklungen zeigen, dass die Anpassungsfähigkeit und der Innovationsgeist der Fischer entscheidend sein werden, um diese Herausforderungen zu meistern.
Details | |
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Vorfall | Umwelt |
Ursache | Rückgang des Blaufelchenbestands, Eutrophierung, Quagga-Muschel, Klimawandel |
Ort | Friedrichshafen, Deutschland |
Quellen |