Hassverbrechen in Österreich: 15 Festnahmen nach Gewalt gegen Homosexuelle

Österreich - In Österreich wurden in einer großangelegten Polizeiaktion 15 Personen festgenommen, die verdächtigt werden, gezielte Hassverbrechen gegen Homosexuelle begangen zu haben. Laut Tagesspiegel sollen diese Täter, darunter ein deutscher Staatsbürger, eine organisierte Gruppe von Männern und Frauen sein, die ihre Opfer durch gefälschte Identitäten in sozialen Medien an abgelegene Orte gelockt haben. Dort wurden die homosexuellen Männer dann erniedrigt, beraubt und misshandelt. Ermittler berichten, dass ein Verdacht auf Mordversuch besteht, während die Polizei darauf hinweist, dass die Opfer fälschlicherweise als pädosexuell beschuldigt wurden. Die Polizei hat jedoch klargestellt, dass keines der Opfer diese Anschuldigungen erfüllt.

Die Tätergruppe setzt sich aus 12 Männern und 3 Frauen im Alter von 14 bis 26 Jahren zusammen. Bei Hausdurchsuchungen wurden nicht nur Waffen sondern auch NS-Devotionalien sichergestellt. Trotz dieser ernsthaften Vorwürfe bestätigte die Polizei nicht, dass die Verdächtigen der rechtsextremen Szene angehören. Die Festgenommenen kommen aus mehreren Ländern, darunter Österreich, Deutschland, Kroatien, Rumänien und die Slowakei, jedoch wurden keine weiteren Details zu den Personen veröffentlicht.

Anstieg der Hassverbrechen

Die Festnahmen erscheinen vor dem Hintergrund eines alarmierenden Trends: Hassverbrechen gegen LGBTIQ+-Personen in Österreich sind von 2022 auf 2023 um 20 Prozent gestiegen, wie Kleine Zeitung berichtet. Helmut Graupner, Präsident des Rechtskomitees Lambda, wies auf die erschreckende Tatsache hin, dass nur acht Prozent der homosexuellen und bisexuellen Personen Vorfälle zur Anzeige bringen. Mehr als 90 Prozent dieser Taten bleiben demnach ungeahndet.

Die Bedrohung für die LGBTIQ+-Community in Österreich wird durch Schätzungen untermauert, dass 60 Prozent dieser Gruppe bereits Belästigung erfahren haben, wobei 73 Prozent von Mobbing in Schulen berichten – ein Anstieg von 70 Prozent gegenüber 2019. Die EU-Grundrechteagentur hat in ihrem aktuellen Bericht festgestellt, dass 2023 sechs Prozent der LGBTIQ+-Personen roher Gewalt ausgesetzt waren.

Gesellschaftliche Reaktionen

Zusätzlich zu diesen Statistiken äußern sich politische Vertreter besorgt über die zunehmende Gewalt gegen queere Menschen. SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner bezeichnet den Vorfall als „Spitze des Eisbergs“, während David Stögmüller von den Grünen die Lage für queere Personen als bedrohlicher beschreibt. Stögmüller warnt vor der wachsenden Salonfähigkeit von Hass und Homophobie, und Agnes Prammer von den Grünen spricht von organisierten, gewaltbereiten Gruppen.

Die Vorurteile, die hinter diesen Taten stehen, werden von Politikern kritisiert, wobei Brandstötter von den NEOS eine klare Haltung gegen Queerfeindlichkeit fordert und die Situation mit Repressionen in autoritären Staaten vergleicht. Die brutalen Übergriffe und die Polizeiaktion eröffnen somit nicht nur einen Einblick in die dunkle Realität der Gewalt gegen die LGBTIQ+-Gemeinschaft, sondern verdeutlichen auch den dringenden Handlungsbedarf und die gesellschaftliche Relevanz dieser Problematik.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf ORF Wien.

Details
Vorfall Hassverbrechen
Ort Österreich
Verletzte 17
Festnahmen 15
Quellen